Wirtschaft

Erdbeben-Katastrophe in Japan Deutsche Unternehmen betroffen

Schockierende Bilder aus Japan gehen um die Welt

Schockierende Bilder aus Japan gehen um die Welt

(Foto: dpa)

Japan ist für deutsche Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt. Die großen Konzerne aus dem Maschinenbau, der Chemie und dem Automobilbau sind dort vertreten. Ihre Mitarbeiter blieben vom schweren Erdbeben überwiegend verschont, an den Gebäuden und Produktionsstätten kam es zu unterschiedlich schweren Schäden.

Auch deutsche Unternehmen mit Tausenden Mitarbeitern in Japan sind von dem katastrophalen Erdbeben betroffen. Tote oder Verletzte sind nach ersten Erkenntnissen bislang aber nicht zu beklagen. Das Management der Firmen schickte einen Großteil der Mitarbeiter am Freitag aus Sicherheitsgründen dort nach Hause.

In Japan ist in der Autobranche Daimler stark engagiert, aber auch die deutsche chemische Industrie hat zahlreiche Standorte. Metro schloss sämtliche seiner SB-Großmärkte, die im Großraum Tokio liegen. Siemens hat nach eigenen Angaben alle 2500 Mitarbeiter in Japan nach derzeitigem Stand rechtzeitig in Sicherheit gebracht.

Mit Besorgnis wird auch an den Börsen die Entwicklung in Japan verfolgt.

Mit Besorgnis wird auch an den Börsen die Entwicklung in Japan verfolgt.

(Foto: dpa)

Der Daimler-Konzern hat Standorte vor allem in Tokio und Kawasaki. Rund 12.800 Beschäftigte sind für den Premiumhersteller in Japan insgesamt im Einsatz. "In Tokio und Kawasaki sind nach bisherigen Erkenntnissen keine Mitarbeiter zu Schaden gekommen", erklärte ein Sprecher. In Kawasaki gebe es nur leichte Gebäudeschäden. "Wir beobachten die Situation weiterhin aufmerksam und sind in ständigem Kontakt mit Japan", versicherte der Sprecher. Das Epizentrum des Bebens mit der gewaltigen Stärke von 8,9 lag 130 Kilometer östlich von Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio.

Offenbar glimpflich davongekommen sind auch Mitarbeiter des Chemieriesen Bayer in Japan. Weder bei Bayer noch beim Feinchemiekonzern Lanxess habe es Verletzte gegeben, sagten Unternehmenssprecher. Allerdings habe es kleinere Schäden an Gebäuden gegeben. Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer beschäftigt in Japan rund 3400 Menschen, darunter kommen einige auch aus Deutschland. Nach Angaben von Bayer liegen seine vier Produktionsstandorte außerhalb der gefährdeten Gebiete.

Auch beim Chemiekonzern BASF sind nach ersten Erkenntnissen keine Mitarbeiter zu Schaden gekommen. An einem Standort habe es einen Stromausfall gegeben, die Anlagen seien daraufhin heruntergefahren worden, sagte eine Sprecherin in Ludwigshafen. Größere Schäden habe es an den BASF-Standorten nicht gegeben. Der Chemiekonzern verfügt den Angaben zufolge in Japan über 27 Produktionsstandorte und 8 Forschungsstandorte. 1740 Mitarbeiter habe das Unternehmen dort.

Der Handelsriese Metro, der neun SB-Großmärkte im Großraum Tokio betreibt, schickte seine Mitarbeiter nach Hause oder rief sie auf, zu Hause zu bleiben. Alle Märkte wurden geschlossen, an den Gebäuden kam es ebenfalls zu Beschädigungen und teilweise Zerstörungen. Der Einzelhandelskonzern hofft, die neun Filiale am Samstag wieder öffnen zu können. Metro hat 1000 Beschäftigte in Japan, keiner wurde verletzt.

Auch etliche deutsche Autozulieferer sind in Japan präsent. Die Erde habe gewackelt, Kaffeemaschinen und Gläser seien aus den Regalen gefallen, es gebe keinen Handy-Empfang und Züge würden auch nicht fahren, schilderte eine Sprecherin des Stuttgarter Autozulieferers Mahle die Eindrücke, die ihr Mitarbeiter aus Japan übermittelt hatten. Der Kolbenhersteller hat acht Standorte in Japan und beschäftigt dort insgesamt rund 1700 Mitarbeiter. Es gibt sechs Produktions- und zwei Entwicklungsstandorte.

An den fünf japanischen Standorten des Autozulieferers Continental hat es nach einem ersten Überblick nur geringe Schäden gegeben. "Wir haben mit Kollegen gesprochen und nur von kleineren Schäden gehört", sagte Conti-Sprecherin Antje Lewe. Menschen seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht verletzt worden. Das in Hannover ansässige Unternehmen beschäftigt in Japan rund 950 Menschen. Auch einige deutsche Mitarbeiter halten sich zurzeit in Japan auf.

Der Ludwigsburger Autozulieferer Mann+Hummel hat seine Mitarbeiter ebenfalls vorsorglich nach Hause geschickt. Die Versorgung mit Essen und Trinken sei geregelt, große Supermärkte hätten teilweise noch geöffnet, sagte eine Sprecherin. Der Filterspezialist hat 40 Beschäftigte vor Ort, die für den Vertrieb und in der Entwicklung eingesetzt werden. Der Standort liegt etwa 350 Kilometer von der besonders stark betroffenen Stadt Sendai entfernt.

Der Nivea-Konzern Beiersdorf und die Containerreederei Hapag-Lloyd in Hamburg sind zwar in Japan vertreten, aber von den Auswirkungen des Erdbebens zunächst verschont geblieben. Beiersdorf etwa hat in Tokio das Joint Venture Nivea-Kao mit rund 80 Mitarbeitern, wie ein Unternehmenssprecher berichtete. "Sie scheinen aber nicht weiter betroffen zu sein." Eine Sprecherin von Hapag-Lloyd erklärte: "Wir hatten ein Schiff im Hafen, das ist nach der Tsunami-Warnung auf Reede gegangen." Es sei nichts passiert. Häfen in Japan wurden geschlossen. Auch in der Niederlassung in Tokio seien alle Mitarbeiter wohlauf: "Wir sind nicht betroffen."

Das Büro der Hamburger Otto Group in Japan ist bei dem schweren Erdbeben stark beschädigt worden. "Die gute Nachricht ist aber, dass keiner von unseren Mitarbeitern dort verletzt wurde", sagte ein Unternehmenssprecher. Das Büro in Tokio allerdings habe "deutliche Schäden" - die Wände hätten Risse, Zementbrocken lägen auf den Tischen. Die japanische Tochter der Otto Group hat den Angaben zufolge rund 600 Mitarbeiter, darunter einige Deutsche.

Bei der Deutschen Post-Sparte DHL ist nach ersten Erkenntnissen keine der rund 3.600 Beschäftigten in Japan zu Schaden gekommen. Einige von DHL genutzte Gebäude in Tokio und entlang der japanischen Ostküste seien aber beschädigt worden, sagte ein Unternehmenssprecher. Der Geschäftsbetrieb sei durch das Beben und die durch den Tsunami ausgelösten Überflutungen eingeschränkt.

Die Lufthansa fliegt auch nach dem verheerenden Erdbeben weiter nach Tokio. "Es gibt nur geringe Auswirkungen auf den Lufthansa-Flugplan", sagte ein Sprecher auf Nachfrage. Der Start einer Maschine wurde verschoben, weil der Zielflughafen Narita zeitweise gesperrt war.

Das Epizentrum des Bebens gegen 14.45 Uhr Ortszeit (06.45 Uhr MEZ) lag 130 Kilometer östlich von Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. Der Erdstoß der Stärke 8,9 hatte in Japan einen Tsunami ausgelöst. Eine gewaltige Flutwelle überspülte die Ostküste der Hauptinsel Honshu. Boote wurden gegen die Küste geschleudert und Autos ins Meer gespült. Hunderte Menschen sollen ums Leben gekommen sein, zahllose Bewohner der Küstenregionen und betroffenen Städte wurden verletzt.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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