Wirtschaft

Apple-Boom treibt Zulieferer-Aktien Deutsche Firmen bringen Magie ins iPhone

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(Foto: picture alliance / dpa)

Wo Apple draufsteht, ist nicht nur Apple drin: Auch deutsche Konzerne tragen mit Hightech-Komponenten zum Erfolg des US-Konzerns bei. Darunter befindet sich ein Alleskönner-Sensor, der nicht nur das Wetter vorhersagen kann.

Apple ist und bleibt der Renner: Die Aktie steigt immer weiter nach oben, mit dem iPhone erzielte der Konzern im ersten Quartal des Jahres einen neuen Fabel-Absatzrekord. Aber Apple ist nicht ausschließlich Apple - die begehrten Produkte sind vielmehr ein Sammelsurium kleiner Hightech-Wunder von Zulieferern aus der ganzen Welt. Auch deutsche Technik-Konzerne tragen mit ihrem Know-how zum Erfolg der Apple-Smartphones und -Tablets bei. Und von dem ungebrochenen Run auf Apple-Produkte profitieren natürlich die Zulieferer - und deren Anleger gleich mit.

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Auch deutsche Unternehmen versorgen den US-Technik-Giganten mit Komponenten. Welche das sind? In der Vergangenheit gab sich Apple ziemlich wortkarg, was seine Partner betraf. Seit diversen Skandalen beim taiwanesischen Zulieferer Foxconn jedoch macht Apple regelmäßig eine Liste seiner Top-Zulieferer öffentlich. Auf dieser tauchen die Namen der meisten deutschen Partner auf. Ein weiterer hingegen gilt - auch ohne dort erwähnt zu werden - fast sicher als Apple-Lieferant.

Osrams Leuchtdioden stecken hinter Displays

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Der Leuchtmittelkonzern Osram mit Hauptsitz in München zum Beispiel gehört laut Apple zum exklusiven Kreis seiner Zulieferer. Genauer gesagt: die Tochter Osram Opto Semiconductors GmbH mit Sitz in Regensburg, die auch im malaysischen Penang produziert. Was genau an Apple geliefert wird, darüber hüllt sich Osram Opto Semicondutors in Schweigen.

Auf Anfrage wird von der Pressestelle jedoch auf die Osram-Produkte verwiesen, die für alle möglichen mobile Anwendungen - also etwa auch Smartphones - entwickelt und hergestellt werden: "Zu den Produkten, die wir für den Bereich Mobile Appliances anbieten, zählen beispielsweise Leuchtdioden für Blitzlicht oder Displayhinterleuchtung. Im Bereich des nicht-sichtbaren Lichts sind dies zum Beispiel Dioden für Touchdisplays, Helligkeitsanpassung oder zur Entsperrung, wie Fingerprint-Sensoren oder Ähnliches", antwortet die Pressestelle. Was davon im Apple iPhone Verwendung findet, bleibt aber offen.

Die Geschäftsbereich "Opto Semiconductors" machte im Jahr 2014 rund ein Fünftel des Umsatzes (davon rund 40 Prozent intern) von Osram aus. Gleichzeitig ist er von den diversen Geschäftsbereichen einer mit dem größten Zuwachs: 10,5 Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Osram selbst beschreibt den Bereich so: "Wachstum im zweistelligen Bereich bei hoher Profitabilität." Insgesamt verbuchte Osram für das Geschäftsjahr 2014 jedoch einen Umsatzrückgang von 2,8 Prozent.

Steckt Infineon im iPhone-Ladegerät?

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Der deutsche Chiphersteller Infineon findet sich ebenfalls auf der Zulieferer-Liste von Apple. Hier bleiben die genauen Teile jedoch nebulös, der Dax-Konzern mit Sitz in Neubiberg schweigt auf Nachfrage, um was für Bauteile es sich handelt.

Hinweise auf die Zuliefertätigkeit finden sich aber im jüngsten Infineon-Geschäftsbericht, auch wenn Apple nirgendwo namentlich erwähnt wird. Im Bericht über den Geschäftsbereich "Power Management & Multimarket" - der auch Produkte für Smartphones herstellt - tauchen bei den Abnehmern allerdings Apple-Mitbewerber bei mobilen Geräten auf: Samsung, Huawei, LG, Hewlett-Packard und ZTE.

Was liefert Infineon für diese Branche? Von dem Dax-Konzern wird zum Beispiel Technik für Ladegeräte von Smartphones und Tablets produziert, aber auch Chips für die als wegweisend gehandelten Silizium-Mikrofone. Außerdem werden Hochfrequenzbausteine zur Signalwandlung verbaut.

Die Vermutung, dass Infineon an Apple Komponenten für die Netzteile von iPhones und iPads liefert, wird durch Apple selbst genährt: Als ein Zulieferer-Standort wird auf der Apple-Liste das Infineon-Werk in Villach (Österreich) genannt, wo laut Infineon-Webseite einer von zwei Schwerpunkten "die System-Miniaturisierung durch innovative Leistungshalbleiter" ist. Letztere werden in Netzteilen und Ladegeräten eingebaut.

Was bedeutet das Engagement im Smartphone-Bereich für den Wert von Infineon? Wenn es um den Bau kleiner, leichter und leistungsfähiger Ladegeräte für Smartphones, Tablets und Notebooks geht, sieht sich der deutsche Konzern gut aufgestellt: Infineon ist etwa bei den dafür eingesetzten Mosfet-Leistungshalbleitern nach eigenen Angaben jüngst zum Weltmarktführer aufgestiegen. Der Umsatz mit dem gesamten Bereich "Power Management & Multimarket" konnte im Geschäftsjahr 2013/14 um sieben Prozent gesteigert werden (der gesamte Umsatz stieg um zwölf Prozent) und machte ein Viertel des Gesamterlöses aus.

Henkel AG liefert Kleber

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Mit im Boot bei Apple sitzt auch die Henkel AG - was zunächst verwundern mag, da der Konzern mit Sitz in Düsseldorf einer breiteren Öffentlichkeit vor allem für seine Waschmittel wie Persil und Perwoll bekannt sein dürfte.

Auf Nachfrage zur Zusammenarbeit mit Apple erklärt der Dax-Konzern zwar, dass er keine inhaltlichen Informationen preisgeben könne, verweist aber gleichzeitig auf seine Produkte aus dem Geschäftsbereich Klebstoffe ("Adhesive Technologies"). Diese werden auch bei der Elektronikmontage eingesetzt - also der Produktion von Halbleitern und Leiterplatten, die sich auch in Apple-Produkten wie iPhone und iPad finden. Es handelt sich dabei etwa um Klebstoffe zur Oberflächenmontage sowie Schutzlacke.

Zu der Bedeutung von Apple als Kunden will Henkel nichts sagen. Ein Blick auf den Geschäftsbericht offenbart zumindest, dass im Bereich Klebstoffe das Geschäftsfeld Elektronik seinen Umsatz im vergangenen Jahr steigern konnte. Dies sei unter anderem zurückzuführen auf die "starke Entwicklung von Produkten für die Halbleiterherstellung und gestiegene Umsätze mit Kunden in der Unterhaltungselektronik", heißt es in dem Bericht.

Der Bereich "Adhesive Technologies" - zu dem auch zahlreiche andere Industrie-Klebstoffe sowie Verbraucher-Produkte wie der Pritt-Stift gehören - machte 2014 knapp die Hälfte des Henkel-Umsatzes aus und brachte einen Ergebnis (Ebit) von 1,3 Milliarden Euro. Angesichts der Fülle von Produkten bei Henkel kann man aber wohl davon ausgehen, dass der Boom der Apple-Produkte nur in sehr geringem Maße zum Henkel-Erfolg beiträgt.

Dialog Semiconductor fliegt mit Apple nach oben

Immer wieder wurde in der Vergangenheit darüber spekuliert, dass der TecDax-Konzern Dialog Semiconductor ebenfalls zu den Zulieferern von Apple gehört. Der Hersteller von ASICs (Anwendungsspezifische integrierte Schaltungen) tauchte lange Zeit jedoch nicht auf der offiziellen Zulieferer-Liste von Apple auf - auf der Liste des Jahres 2015 ist das Unternehmen jedoch verzeichnet. Dass dies bisher anders war, könnte nach Ansicht der "Wirtschaftswoche" daran gelegen haben, dass das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Kirchheim unter Teck nur indirekt die Kalifornier beliefert. Dialog verfügt über keine eigene Fertigung und dürfte damit über andere Modulhersteller oder Chipfertiger den Einzug in die Apple-Produkte finden.

Das Engagement von Dialog bei Apple hat sich für den deutschen Technik-Konzern bereits ausgezahlt: Während des Jahres 2014 hatte sich die Dialog-Aktie um mehr als 130 Prozent verteuert. Damit wird sogar das Papier von Apple selbst übertroffen.

Dass beide Aktien scheinbar im Gleichschritt steigen, könnte an der großen Abhängigkeit von Dialog am Apple-Erfolg liegen: Laut Schätzungen von JP Morgan sorgt die Belieferung von Apple für etwa drei Viertel des Umsatzes von Dialog. Allerdings könnte umgekehrt ein Abflauen des Apple-Erfolgs sich ebenso negativ auf den deutschen Zulieferer auswirken. Derzeit schwimmt Dialog jedoch auf einer Erfolgswelle: Der Umsatz konnte im vergangenen Jahr mit rund 1,2 Milliarden Euro um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden.

Manz kann dank Apple auf Solar verzichten

Manz Automation
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Ganz offiziell gehört hingegen der Reutlinger Maschinenbauer Manz zu den Zulieferern des Apple-Konzerns: Die US-Amerikaner machten dies Anfang des Jahres auf ihrer Homepage öffentlich. Dort wird der deutsche TecDax-Konzern in den höchsten Tönen gelobt: Dessen technische Ausrüstung sein "ein wichtiger Beitrag für Apples Durchbruch in der Display-Technologie" gewesen, heißt es.

Die Anlagen des Spezialmaschinenbauers Manz würden für "die unglaublich feine Legierung sowie den Glasschnitt" benötigt. Sogar über eine kompletten Übernahme der Manz AG durch Apple wurde bereits spekuliert - Firmenchef und Großaktionär Dieter Manz hatte diesen Spekulationen zuletzt jedoch eine Absage erteilt.

Ursprünglich vor allem im Solar-Bereich aktiv, sind die Haupteinnahmequellen der Manz AG inzwischen Anlagen zur Produktion von Displays für unter anderem Tablets und Smartphones mit berührungsempfindlichen Bildschirmen. Zuletzt hatte der Konzern das Solargeschäft fast vollständig abgeschrieben.

Die Manz-Aktie hat sich seitdem weiter positiv entwickelt, im laufenden Jahr sogar bereits mehr als 66 Prozent zugelegt - in den vergangenen drei Jahren hat sie sich sogar im Wert fast vervierfacht. Für 2015 peilt Manz einen Umsatz von 320 bis 340 Millionen Euro an - nach 305 Millionen Euro im Jahr 2014. Das operative Ergebnis (Ebit) soll "deutlich positiv" ausfallen.

Bosch versorgt iPhone mit Alleskönner-Sensor

Auch der deutsche Technikkonzern Bosch ist ebenfalls auf der Zulieferer-Liste von Apple. Das Unternehmen mit Sitz in Gerlingen stellt gleich zwei besondere Sensoren her, die laut dem Technik-Portal techinsights.com im neuen iPhone 6 verbaut sein sollen.

Bei dem einen handelt es sich um einen minimierten Beschleunigungsmesser, der Neigung und Bewegung des iPhones berechnen kann. Bei dem anderen soll es sich um einen Luftdrucksensor handeln, der laut Bosch-Webseite ein wahres Füllhorn an Leistungen bietet: unter anderem Wettervorhersagen, Höhenlage-Erkennung sowie Fitness- und Sport-Anwendungen. Er soll zudem eine präzise Navigation ermöglichen, wenn kein GPS-Signal vorhanden ist.

Bosch selbst preist den Alleskönner-Sensor als "das Unterscheidungsmerkmal für hochklassige Smartphones". Private Anleger können leider nicht davon profitieren: Anteile an der Robert Bosch GmbH werden nicht an der Börse gehandelt.

Quelle: ntv.de

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