Wirtschaft

Größte Index-Reform seit Jahren Deutsche Börse beendet die Dotcom-Ära

Durcheinandergewürfelt: Die umfassende Neuordnung gleicht die deutschen Indizes internationalen Standards an.

Durcheinandergewürfelt: Die umfassende Neuordnung gleicht die deutschen Indizes internationalen Standards an.

(Foto: picture alliance / Boris Roessle)

Der Neue Markt ist seit 15 Jahren Geschichte. Doch in der Ordnung der Dax-Familie lebt die überholte Trennung zwischen zwischen "alten" und "neuen" Branchen bis heute weiter. Eine Neuordnung dürfte Technologieaktien einen neuen Schub verleihen.

Mit der größten Reform ihrer Indizes seit Jahren lässt die Deutsche Börse die Dotcom-Ära endgültig hinter sich. Die strikte Trennung zwischen reinen Technologie-Unternehmen und klassischen Industriefirmen bei der Zusammensetzung der Dax-Indizes endet. Künftig steigen sämtliche börsennotierten Firmen über SDax und MDax in die erste Börsenliga auf. Der TecDax verliert dagegen seine Funktion als Sprungbrett in den Dax. Dort werden lediglich die 30 größten Technologiewerte aus den anderen Indizes im Rahmen einer Zweit-Notierung zusammengefasst.

Gleichzeitig wird der Index für mittelgroße Konzerne, der MDax auf 60 Mitglieder von derzeit 50 erweitert. Die Neuzugänge rekrutieren sich sowohl aus dem SDax als auch dem bisherigen TecDax. Der Kleinwerte-Index SDax wächst auf 70 von 50 Werten. Auch hier ziehen einige TecDax-Mitglieder ein. Die Zahl der Mitglieder aller Dax-Indizes bleibt allerdings bei 160. Im Dax für die großen Industriekonzerne sind weiterhin unverändert 30 Werte gelistet.

Wirksam werden die Änderungen am 24. September nach der jährlichen Index-Überprüfung. Vorausgegangen war eine Umfrage unter Marktteilnehmern durch den Börsenbetreiber. "Die Index-Welt der Deutschen Börse wird moderner und attraktiver", sagt dazu Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank.

Erhöhte Nachfrage durch Doppel-Listing

Die Unterscheidung von klassischen Branchen auf der einen und Tech-Unternehmen auf der anderen Seite entstand vor rund 20 Jahren, als Internet-Firmen wie Pilze aus dem Boden schossen und ihre Bewertungen in schwindelerregende Höhen schnellten. Damals wurde der Neue-Markt-Index Nemax 50 gegründet. Bald brach der Neue Markt zusammen, der TecDax entstand - auch um den in Verruf geratenen Nemax 50 vergessen zu machen.

Die Unterscheidung zwischen "new" und " old economy", "neuen" Technologie- und Internetfirmen sowie "alten" Industrie- und Dienstleistungskonzernen entspricht allerdings längst nicht mehr der Realität. Längst sind der Chiphersteller Infineon und der Softwarekonzern SAP etablierte Dax-Mitglieder. Gleichzeitig mit der Neuordnung dürfte auch der Zahlungsdienstleister Wirecard in die erste Börsenliga aufsteigen.

Mit der Reform gleicht die Deutsche Börse ihrer Indizes auch dem internationalen Standard an. So werden in den USA etwa die meisten Werte des Technolgieindex' Nasdaq 100 zugleich auch im breit angelegten S&P 500 notiert. Die Apple-Aktie beispielsweise ist gleichzeitig Mitglied im Dow Jones-Index, im Nasdaq 100 als auch im S&P 500.

Das Doppel-Listing dürfte zunächst zu zusätzlicher Nachfrage von Fonds nach Technologiewerten führen. Denn TecDax-Fonds werden wohl SAP, Deutsche Telekom und Infineon kaufen, weil diese nun auch im TecDax notieren. Dax-Fonds kaufen nun Wirecard, auf den MDax- und SDax ausgerichtete Fonds alle anderen TecDax-Werte, voraussichtlich mit Ausnahme von Medigene und SLM Solutions.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts

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