Wirtschaft

Sorgen um Kapitaldecke Deutsche-Bank-Aktie stürzt ab

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(Foto: REUTERS)

Der Absturz der Aktie der Deutschen Bank beschleunigt sich. Die Ängste der Investoren spiegelt auch der Anleihenmarkt wider. Ist die Lage tatsächlich so dramatisch, wie die Entwicklungen am Finanzmarkt anzeigen?

Auf das Niveau von Frühjahr 1993 ist die Aktie der Deutschen Bank eingebrochen: Mit Kursen von unter 15 Euro ist der Börsenwert auf rund 20 Milliarden Euro gefallen – ein lupenreiner Crash. Nach einem Rekordverlust von 6,8 Mrd. Euro für 2015 befürchten Investoren, dass die hohen Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten anhalten und damit weiter kräftigen Druck auf die Ergebnisse des Instituts ausüben werden. Das Geldhaus bekommt zudem den Kurseinbruch am Finanzmarkt zu spüren, wodurch der Handel mit Anleihen, Aktien, Währungen und Rohstoffen kräftig unter Druck ist.

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Und die Probleme werden nicht kleiner. "Sorgen bereiten Investoren auch die Folgen des Ölpreiseinbruchs auf den Bankensektor, weil bei etlichen Instituten deutliche Kreditausfälle bevorstehen. Außerdem lähmt die kräftige Konjunkturabkühlung in China nicht nur die Weltwirtschaft, sondern auch das Kreditgeschäft", sagt Christian Henke, Analyst beim CFD- und Aktienbroker IG. In den vergangenen Jahren waren die Schulden der chinesischen Unternehmen auf 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nach oben geschossen.

Zum Vergleich: Die US-Unternehmen stehen mit "nur" 80 Prozent der Wirtschaftsleistung in der Kreide. Bei einer weiteren Konjunkturabkühlung in China nimmt das Risiko zu, dass es zu stark steigenden Kreditausfällen kommt mit enormen Auswirkungen auf die gesamte Bankenlandschaft.

CDS schießen nach oben

Kopfzerbrechen bereitet Investoren das Engagement der Deutschen Bank bei Credit Default Swaps (Kreditausfallversicherungen, kurz CDS). Mit den Papieren sichern sich Investoren gegen Kreditausfälle ab. Je höher sie notieren, desto größer die Ausfallwahrscheinlichkeit und umso höher ist die Prämie, um sich dagegen abzusichern.

Der Umfang der CDS der Deutschen Bank beläuft sich auf rund 52 Billionen Euro. Das ist das 17,2fache der Wirtschaftsleistung Deutschlands beziehungsweise das Fünffache der Wirtschaftsleistung der gesamten Eurozone. Durch diese hohen Beträge leidet auch die eigene Bonität kräftig.

Wie ernst Investoren die Lage der Deutschen Bank inzwischen einschätzen, zeigt der Sprung der von 100 Basispunkten Ende 2015 auf aktuell 207,4 Basispunkte. Ein Basispunkt bei CDS zur Absicherung von zehn Millionen Euro für fünf Jahre gegen einen Ausfall bedeutet eine Zahlung von 1000 Euro pro Jahr. Die Absicherung gegen einen Ausfall der Deutschen Bank kostet also 207.400 Euro pro Jahr.

CoCo-Bonds brechen ein

Im Gegenzug zu den stark steigenden CDS der Deutschen Bank sinken die Kurse der sogenannten CoCo-Bonds deutlich. Contingent Convertible Bonds, kurz CoCo-Bonds, sind Zwangswandelanleihen, die als zusätzliches Kernkapital anerkannt werden. Sie können bei Eintreten eines bestimmten Ereignisses in Aktien gewandelt werden, etwa wenn die Kernkapitalquote unter ein bestimmtes Niveau sinkt. Investoren fürchten aufgrund der Entwicklungen bei der Deutschen Bank Zahlungsausfälle, weshalb die Coco-Bonds kräftig unter Druck sind. Der Coco-Bond mit 8 Prozent (WKN A0TU30) ist auf 91 Prozent gesunken. Der Coco-Bond mit einer Verzinsung von sechs Prozent (WKN: DB7XHP) ist auf 75,5 Prozent eingebrochen, gegenüber 100 Prozent noch Mitte 2015.

Mutige Anleger können aber nicht nur die Anleihen erwerben, wenn sie eine Stabilisierung bei der Deutschen Bank erwarten. Das Institut selbst hat erklärt, dass die finanziellen Mittel reichen, um 2016 die Zinsen für die Anleihen bezahlen zu können. Eine Alternative sind defensive Discountzertifikate, die ebenfalls von einer Kursberuhigung in der Aktie profitieren.

Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der genannten oder anderer Anlageprodukte dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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