Wirtschaft

Deutscher Aktienmarkt schwächelt "Dax wird weiter fallen"

Der Dax hat in letzter Zeit deutlich verloren.

Der Dax hat in letzter Zeit deutlich verloren.

(Foto: dpa)

Der Blick auf den Dax sorgt bei vielen Anlegern für schlechte Laune. In den letzten Tagen hat der Leitindex bereits kräftig eingebüßt. Der Weg nach unten wird wohl weiter gehen, sagt Vermögensverwalter Stefan Risse.  Ein wesentlicher Grund dafür: die Sanktionen gegen Russland.

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DAX 17.917,28

n-tv.de: Der deutsche Leitindex Dax scheint angeschlagen. Müssen sich Anleger auf weitere Kursverluste einstellen?

Stefan Risse: Es ist schwer vorherzusagen, wie lange eine Abwärtsbewegung läuft. Fest steht aber, dass der Dax eine relative Schwäche aufweist. Die erklärt sich vor allem durch die Ukraine-Krise und der wirtschaftlichen Nähe Deutschlands zu Russland. Deutsche Firmen sind von der wirtschaftlichen Entwicklung in Russland in der Regel abhängiger als andere.

Sind die Spannungen zwischen dem Westen und Russland für viele Anleger nicht auch eine willkommene Gelegenheit, um Gewinne mitzunehmen?

Bis vor zwei Wochen haben wir doch nur gehört: "Aktien sind alternativlos!" Das hatten irgendwann auch alle geglaubt und Rückschläge für etwas gehalten, was der Vergangenheit angehört. Wenn das der Fall ist, geht es an der Börse schnell nach unten. Sie sucht dann lediglich einen Anlass. Die Ukraine-Krise schwelt seit März. Da war der Markt aber noch nicht reif für eine richtige Korrektur.

Warum nicht?

Die Aktien waren - wie man so schön sagt - in festen Händen. Viele Papiere dürften in den letzten Monaten in schwächere Hände gewechselt sein, die vorher unterinvestiert waren. Viele Anleger reiben sich jetzt verblüfft die Augen. Sie haben gekauft, als der Markt oben war. Und nun sehen sie, wie ihre Stop-Losses ausgelöst werden, um die Verluste zu begrenzen. Diese automatischen Verkaufsorders erklären, warum der Dax in so kurzer Zeit so viele Punkte verliert.

Stefan Riße ist Vermögensverwalter bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement in Hamburg. Er ist Manager des Fonds "Riße Inflation Opportunities UI".

Stefan Riße ist Vermögensverwalter bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement in Hamburg. Er ist Manager des Fonds "Riße Inflation Opportunities UI".

(Foto: HPM Hanseatische Portfoliomanagement GmbH)

Das Risikobarometer VDax ist derweil kräftig gestiegen. Wie nervös sind die Anleger derzeit?

Die Nervosität hält sich noch in Grenzen. Deshalb gibt es auch ein gewisses weiteres Abwärtspotenzial. Ich rechne aber nicht damit, dass wir einen Crash bekommen wie 2008. Selbst das geringere Ausmaß von 2011 werden wir wohl nicht erreichen. Noch sind viele Anleger aus nachvollziehbaren Gründen der Meinung, dass Aktien das Investment der Zukunft sind. Bundesanleihen bringen momentan in einer zehnjährigen Laufzeit 1,1 Prozent. Das ist keine verlockende Alternative.

Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass es bald wieder nach oben geht?

Diese Wahrscheinlichkeit nimmt zu, wenn die Kurse runtergehen. Ich verfolge sehr intensiv Stimmungsindikatoren. Einige senden bereits kurzfristige Kaufsignale aus, von daher wird es wohl eine Gegenbewegung geben. Doch die Konsolidierung auf dem jetzigen Niveau wird noch ein bisschen dauern. Ich denke nicht, dass der Dax in den nächsten Wochen die 10.000 Punkte Marke erreichen wird.

An den Märkten wird viel über den Kurs der US-Notenbank Fed gesprochen. Wenn sie den Geldhahn weiter zudrehen würde, hätte die Börse weniger Treibstoff…

Was Geldpolitik betrifft, werden wir aus den USA Gegenwind bekommen. Die Europäische Zentralbank wird hier tendenziell eher für Schub sorgen. Das spricht eigentlich für europäische und gegen amerikanische Aktien. Allerdings: Weil die Zinsen in den USA attraktiver sind, ziehen Anleger Geld aus Europa in Richtung Dollar-Raum ab. Das wiederum lässt den Euro fallen. Und dadurch werden europäische Aktien aus Sicht amerikanischer Anleger unattraktiver, weil sie sonst Währungsverluste riskieren. In diesem Zusammenhang sollte man berücksichtigen, dass der deutsche Aktienmarkt zu über 50 Prozent bestimmt ist durch Käufe und Verkäufe angelsächsischer Investoren.

Die laufende Berichtssaison scheint keine große Stütze zu sein.

Die Gewinne der Unternehmen werden nicht so stark steigen wie in den vergangenen Jahren. Das Potential an Kostensenkungen ist ausgeschöpft, die Gewinnmargen sind am historischen Hoch. Damit werden an der Börse durchschnittliche Kursteigerungen im zweistelligen Prozentbereich, wie wir das seit 2009 gesehen haben, in den nächsten fünf Jahren nicht zu erreichen sein.

Und wie soll sich der normale Anleger momentan verhalten?

Wenn er bereits investiert ist, sollte er abwarten. Fall er noch nicht investiert ist, dann könnte er erste Käufe wagen - sollte aber  noch nicht voll investieren. Der Dax wird meiner Ansicht nach noch unter 9000 Punkte fallen.

Quelle: ntv.de

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