Wirtschaft

2017er Prognosen Das Jahr wird turbulent, aber gut

Wie wird Großwetterlage an den Börsen sein?

Wie wird Großwetterlage an den Börsen sein?

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einem freundlichen Ausklang des Börsenjahres 2016 stottert der Börsenmotor bereits wieder. Was erwarten die Profis von Dax und anderen Leitindizes wichtiger Euro-Länder?

Professionelle Anleger nutzen den Januar gern, um Nachzügler-Aktien zu kaufen. Auch in diesem Jahr hat die Strategie mit Bank-Aktien funktioniert. Die Papiere haben zum Jahresstart eine beeindruckende Rally hingelegt. Autoaktien wie Volkswagen gehören ebenfalls zu den Lieblingen der ersten Woche, wie Manuel Suckart vom Direktbroker Degiro weiß: "Zahlreiche Kunden haben in den ersten Handelstagen des Jahres bei Bank- und Automobilaktien zugeschlagen. Auch Titel von Automobilzulieferern wie Continental wurden gekauft." Ob diese Rally nachhaltig sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Die Analysten sind mit ihren Vorhersagen jedenfalls nicht ganz so euphorisch.

Viele von ihnen gehen davon aus, dass der Dax bis Ende 2017 nur moderat steigen wird, die Spanne der Vorhersagen ist recht eng und als Kursziele werden häufig Notierungen um die 12.000 Punktemarke genannt. "Die leichte Beschleunigung der Weltkonjunktur wird die Gewinne der stark exportorientierten Dax-Unternehmen ansteigen lassen. Dies sorgt für Kurspotenzial. Außerdem gibt es weiterhin kaum attraktive Alternativen zu einer Anlage in Aktien", sagt Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ Bank. Ein weiteres Argument: "Trotz des bereits recht hohen Bewertungsniveaus sind die Dividendenrenditen im Dax noch immer ansehnlich." Sie liegen auf Basis der Schätzungen für 2017 bei 3,2 Prozent.

"Auf der Aktienseite dürften Dividendentitel, die den Bullenmarkt seit 2009 kräftig angetrieben haben, viel von ihrem Glanz verlieren, wenn die Zinsen den Nullpunkt hinter sich lassen. Denn damit kehrt sich auch die Suche nach Rendite um, die Anleger dazu zwang, immer höhere Risiken einzugehen", geben allerdings die Analysten von Fidelity zu bedenken. Die Analysten von Deutsche Asset Management sind ebenfalls skeptisch und erwarten ein Kursziel von lediglich 11.300 Punkten für Ende 2017.

Und die Gewinnschätzungen?

Die Mehrzahl der Analysten sieht dabei eine positive Gewinnentwicklung voraus. Konsens ist, dass sie dieses Jahr um 9,3 Prozent auf 882,9 Indexpunkte steigen wird. 2018 wird dann eine Steigerung von 8,5 Prozent auf dann 957,8 Punkte erwartet. Auf dieser Basis wäre der Dax mit einem 2017er-KGV von 13 nicht zu teuer, auf Basis der 2018er-Schätzungen sinkt die Bewertung sogar auf 12.

Die Gewinnschätzungen könnten aber wie schon in den Vorjahren zu hoch sein. So hatten die Analysten Mitte 2015 für 2016 noch einen Gewinn von 889,1 Punkte vorhergesagt, den Wert bis Ende 2015 auf 830,2 Punkte gesenkt, während der aktuelle Stand bei nur mehr 807,9 Punkten liegt. Die Analysten der Commerzbank gehen daher davon aus, dass die Schätzungen für 2017 im Jahresverlauf auf 850 Punkte gesenkt werden und jene für 2018 auf 920 Punkte.

Perspektiven für die Euro-Zone

Optimistischer sind die Analysten für die Gewinne der Unternehmen aus dem Euro Stoxx 50, der 2017 ein Gewinnplus von 11,4 Prozent erreichen soll, für 2018 wird ein Anstieg von 10,3 Prozent auf dann 252,2 Indexpunkte erwartet. Ein Ergebnisanstieg wäre dringend notwendig, immerhin liegen die Gewinne der Unternehmen aus dem Euro Stoxx 50 meilenweit unter dem 2008er-Rekord von rund 380 Punkten.

Ob die Rally am Aktienmarkt in Italien beim FTSE Mib oder in Frankreich beim CAC40 weitergeht, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob die EZB die Lage am Anleihenmarkt unter Kontrolle halten kann. Außerdem sollten Anleger beachten, dass die Gewichtung der einzelnen Branchen in den jeweiligen Indizes anders ist als im Dax, der quasi ein "Auto-Index" ist. Laut den Berechnungen der Commerzbank macht der Autosektor 43 Prozent der erwarteten 2017er-Erlöse des Dax aus, sowie 33 Prozent des Gewinns.

Hingegen ist der schwerste Wert im italienischen FTSE Mib der Ölmulti Eni mit einem Indexgewicht von 13,4 Prozent, vor dem Versorger Enel (11,1 Prozent) und der Bank Intesa Sanpaolo (10,5 Prozent). Anschließend folgt der Versicherer Assicurazioni Generali (6,4 Prozent) und die Bank UniCredit (5,9 Prozent). Diese fünf Einzelwerte machen fast 50 Prozent des Gewichts des Index' ab und bestimmen damit maßgeblich, wie es beim FTSE Mib weitergeht. Demnach würde ein weiterer Anstieg des Ölpreises sowie steigende Zinsen, von denen die Banken und Versicherungen profitieren, den Index beflügeln.

In Frankreich ist es ähnlich. Die schwersten Werte im CAC40 sind der Ölmulti Total (10,6 Prozent), vor dem Pharmakonzern Sanofi (8,8 Prozent), der Bank BNP Paribas (6,1 Prozent), sowie dem Luxusgüterkonzern LVMH (4,7 Prozent) und dem Versicherer AXA (4,3 Prozent). Sollten sich die Trends aus dem Vorjahr auch 2017 wiederholen, dürfte das Jahr turbulent, aber gut werden.

Quelle: ntv.de

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