Wirtschaft

"Integration wird Jobs kosten" Cryan kündigt Einschnitte bei Postbank an

John Cryan kann sich vorstellen, über 2020 hinaus Chef der Deutschen Bank zu bleiben.

John Cryan kann sich vorstellen, über 2020 hinaus Chef der Deutschen Bank zu bleiben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank will die Postbank nun doch integrieren. Vorstandschef John Cryan redet nicht um den heißen Brei herum und kündigt Stellenstreichungen an. Ganze Filialen sollen wegfallen - das könnte auch für das Ausland gelten.

Die Deutsche Bank will die Vollintegration der Postbank zügig angehen und bereitet die Mitarbeiter schon jetzt auf größere Einschnitte vor. "Die Integration wird Jobs kosten, und wahrscheinlich mehr, als wir neue schaffen können", sagte Vorstandschef John Cryan in einem vorab verbreiteten Interview mit dem "Handelsblatt".

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Konkrete Zahlen nannte Cryan abermals nicht. Noch vor Jahresende wolle das Management einen detaillierten Plan für den Zusammenschluss vorlegen. "Dann werden wir mit der Integration starten. Wenn wir uns einmal geeinigt haben, wird es schnell gehen." Die Postbank werde wegen der fortschreitenden Digitalisierung weniger Filialen brauchen.

Betriebsräte befürchten Kahlschlag

Die Deutsche Bank hatte die Kehrtwende am Wochenende offiziell bestätigt: Weil sich die Postbank nicht verkaufen lässt, wird sie - gerade erst aus dem Konzern entflochten - nun radikaler denn je mit dem Privatkundengeschäft der "blauen" Filialen zusammengeführt.

Betriebsräte befürchten einen Kahlschlag bei den Jobs, sollte wie von ihnen befürchtet von der Postbank nicht mehr als die Marke übrig bleiben. Konzernweit läuft bereits der Abbau von 9000 Stellen, davon ist das heimische Privatkundengeschäft schon jetzt besonders stark betroffen, weil viele Filialen der Deutschen Bank dichtgemacht werden.

Cryan signalisierte dem "Handelsblatt" auch, dass er offen sei, seinen im Jahr 2020 auslaufenden Vertrag zu verlängern. "Das kann gut sein", zitierte das Blatt den seit Juli 2015 amtierenden Bankchef. "Wenn es uns gelingt, attraktive Renditen zu erreichen und eine sehr erfolgreiche Bank zu schaffen, warum nicht?"

Auslandsfilialen werden überprüft

Finanzkreisen zufolge schaut sich die Bank im Rahmen ihrer Strategieanpassung auch noch einmal ihr Privatkundengeschäft im europäischen Ausland an. Hinter der Präsenz in Spanien und Portugal, aber auch Belgien stehe ein Fragezeichen, hinter Italien im Moment nicht, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters "zwei mit den Überlegungen vertraute Personen". Der Rückzug aus Polen scheint dagegen schon länger beschlossene Sache zu sein.

Einer der Insider betonte, falls sich die Deutsche Bank dazu entschließe, das europäische Geschäft zu verkleinern, werde dies zeitnah geschehen und dann parallel zur bereits beschlossenen Vollintegration der Postbank laufen. "Der Druck ist groß. Der Bank läuft bei der Neuaufstellung die Zeit davon." Die Deutsche Bank wollte sich zu den Informationen nicht äußern.

Deutschlands größtes Geldhaus hatte bislang stets bekräftigt, am Filialgeschäft in den fünf Ländern festhalten zu wollen. Das gefällt nicht allen Großinvestoren. Einige hatten in der Vergangenheit kritisiert, hier werde das Geld der Aktionäre verschwendet. Die Kosten stünden in keinem Verhältnis zu den erwirtschafteten Ergebnissen.

Quelle: ntv.de, mli/rts

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