Wirtschaft

Spürbarer Rohstoffhunger China mit dickem Import-Plus

Der Exportweltmeister kauft nun selbst im großen Stil auf dem Weltmarkt ein.

Der Exportweltmeister kauft nun selbst im großen Stil auf dem Weltmarkt ein.

(Foto: REUTERS)

Chinas Außenhandel steigt im vergangenen Jahr mit 34,7 Prozent unerwartet stark auf 2,97 Billionen US-Dollar. Der Handelsüberschuss fällt allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent. Kurz vor dem Besuch von Chinas Präsident Hu Jintao in Washington sollte das aber die Spannungen mit den USA über die Ungleichgewichte im Handel verringern.

China stillt seinen Hunger nach Waren und Produkten zunehmend auf den weltweiten Märkten. Die Einfuhren steigen deutlich stärker als die Exporte, wie aus aktuellen Daten hervorgeht. 2010 sank daher der Außenhandelsüberschuss - die Differenz zwischen Importen und Exporten - bereits das zweite Jahr in Folge. Er lag nunmehr bei 183 Mrd. Dollar, sechs Prozent weniger als 2009 und mehr als ein Drittel weniger als 2008. Die Regierung in Peking dürfte das mit Genugtuung sehen: Die weltweiten Ungleichgewichte gehen zurück, und das dürfte ihr Argumente gegen eine allzu rasche Aufwertung der Landeswährung Yuan in die Hand geben.

Besonders gefragt sind in China Rohstoffe wie Metalle oder Öl. Die USA fallen damit als Lieferant weitgehend aus: Abgesehen von landwirtschaftlichen Produkten wie Sojabohnen und manchen Maschinen finden vergleichsweise wenige Produkte "Made in USA" ihren Weg nach Fernost. Der Handelsüberschuss mit den USA stieg daher um 26 Prozent auf 181 Mrd. Dollar.

Die USA werfen China vor, seine Landeswährung künstlich niedrig zu halten und so den Exporteuren Wettbewerbsvorteile am Weltmarkt zu verschaffen. Das Thema dürfte auch beim Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Washington in der kommenden Woche eine Rolle spielen. Das Treffen Hus mit US-Präsident Barack Obama wird bereits jetzt als der wichtigste Staatsbesuch seit 30 Jahren gehandelt.

Importe ziehen an

China sieht die Außenhandelsdaten dagegen als Anzeichen dafür, dass der Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Binnennachfrage vorankommt. 2010 legten die Einfuhren um 38,7 Prozent zu, während die Ausfuhren lediglich um 31,3 Prozent zulegten. Die Entwicklung setzte sich auch im Dezember fort: Die Importe stiegen um 25,6 Prozent und damit stärker als erwartet. Zugleich legten die Ausfuhren lediglich um 17,9 Prozent zu, das ist nur etwa halb so stark wie im November und deutlich weniger als Analysten vorhergesagt hatten. Der Außenhandelsüberschuss sank auf 13,1 Mrd. Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten.

Ein geringerer Handelsüberschuss bedeutet, dass weniger Geld nach China fließt. Das wiederum nimmt Druck von der Notenbank, das überschüssige Geld wieder abzuschöpfen. "Das reduziert den Aufwertungsdruck auf den Yuan und die Notwendigkeit, die Geldpolitik rasch zu straffen", sagte Wang Hu, Volkswirt bei Guotai Junan Securities.

Im Juni hatte die Regierung in Peking dem Yuan einen größeren Spielraum bei seiner Aufwertung eingeräumt. Seither hat die Währung drei Prozent an Wert gewonnen. Zugleich hob die Zentralbank die Zinsen zweimal und die Mindestreserveanforderungen sogar sechsmal an, um die Inflation in Zaum zu halten und sich gegen eine Blase am Immobilienmarkt zu stemmen.    

Quelle: ntv.de, rts

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