Wirtschaft

"Das ist ein Teufelskreis" China hat Angst vor dem Börsencrash

Die chinesischen Börsen finden keinen Halt. Erneut bricht der Index in Shanghai ein, in dieser Woche summiert sich der Verlust auf mehr als zwölf Prozent. Panik unter den Investoren macht sich breit. Der Ruf nach effektiveren Rettungs-Maßnahmen wird lauter.

Am chinesischen Aktienmarkt setzt sich die rasante Kurs-Talfahrt fort. Unter Anlegern wächst die Angst vor einem Börsencrash. Nach Tagen heftiger Kursverluste stürzte der Shanghaier Leitindex um weitere 5,8 Prozent ab, auf Wochensicht brach er um mehr als zwölf Prozent ein. Der Shenzener CSI300-Index, in dem die größten börsennotierten Unternehmen beider Handelsplätze vertreten sind, verlor am letzten Handelstag der Woche 5,4 Prozent.

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.010,66

Laut einigen Teilnehmern wurden die neuerlichen heftigen Verluste vor allem von höheren Nachschusspflichten von Brokerhäusern ausgelöst. Anleger, die Aktien auf Pump gekauft haben, geraten dadurch unter Druck, Aktien notverkaufen zu müssen. Damit finanzieren sie schließlich diese Nachschusspflichten. Das aber verstärkt den Abwärtsdruck. "Die Panik weitet sich aus, weil immer mehr Anleger zu Liquidierungen von Positionen gezwungen werden wegen fremdfinanzierter Geschäfte", sagte Analyst Zhou Xu von Nanjing Securities. "Je weiter der Markt fällt, umso stärker wird der Druck. Das ist ein Teufelskreis".

Das Volumen dieser Kredite beläuft sich aktuell auf umgerechnet rund 322 Milliarden Dollar, was etwa fünfmal so hoch ist wie vor Jahresfrist. Genauso wie die kreditfinanzierten Käufe den Aktienmarkt nach oben getrieben hatten, ziehen sie ihn nun wieder nach unten.

"Die Regierung muss den Markt retten"

Niedrigere Zinsen und geringere Handelsgebühren haben den Ausverkauf am chinesischen Aktienmarkt bislang nicht stoppen können - seit Mitte Juni ging es rund 30 Prozent abwärts. Im Ringen um Stabilität wollen die Finanzmarktaufseher nun verstärkt nach Hinweisen auf illegale Marktmanipulationen suchen. Dazu werde eigens ein Team an Ermittlern eingesetzt, hieß es von der chinesischen Wertpapieraufsicht CSRC.

Viele chinesische Investoren glauben, dass die Schuld an der Talfahrt bei ausländischen Investoren liegt, die massiv auf fallende Kurse in China gewettet haben sollen. "Die Regierung muss den Markt retten, nicht mit leeren Worten, sondern mit Silber und Gold", sagte Stratege Fu Xuejun vom Brokerhaus Huarong Securities. Ein Börsencrash würde sonst Banken, Konsum und Unternehmen mit nach unten reißen und für soziale Instabilität sorgen. "Es ist eine Katastrophe, wenn das keine ist, was dann?"

Spekulationsblase bereits auf dem Zettel

Die Regierung in Peking versucht mittlerweile den hoch spekulativen Handel mit Hebelprodukten einzudämmen, bei dem mit geringen Beträgen große Volumen bewegt werden können. So wurden die Bedingungen für das mit geliehenem Geld betriebene Geschäft ("Margin Lending") verschärft und höhere hinterlegte Sicherheiten von den Investoren eingefordert.

Vor Juni waren die Kurse in China, befeuert von diesen vor allem von Privatanlegern betriebenen riskanten Wetten, monatelang nach oben geschossen. Die Mehrzahl der Marktexperten hatte angesichts eines Kursplus von rund 150 Prozent im Zeitraum November bis Mitte Juni von einer Spekulationsblase bei chinesischen Aktien gesprochen. Viele Investoren sorgen sich nun, dass bei einem Platzen der Blase in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft das ohnehin schwächelnde Wachstum in Gefahr gerät.

Quelle: ntv.de, kst/rst/DJ

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