Wirtschaft

Vorstoß ins Versicherungswesen Buffett, Bezos und Dimon bündeln ihre Kräfte

Die drei treibenden Figuren hinter der Zusammenarbeit: Investment-Legende Warren Buffett (V.L.), Amazon-Chef Jeff Bezos und JPMorgan-Chef Jamie Dimon.

Die drei treibenden Figuren hinter der Zusammenarbeit: Investment-Legende Warren Buffett (V.L.), Amazon-Chef Jeff Bezos und JPMorgan-Chef Jamie Dimon.

(Foto: AP)

Das US-Gesundheitssystem gehört zu den teuersten, aber auch ineffizientesten der Welt. Starinvestor Buffett will das zusammen mit Amazon und der Großbank JP Morgan Chase nicht länger hinnehmen. Mit einem neuen Unternehmen wollen sie das Problem anpacken.

Mehrere Schwergewichte der US-Wirtschaft wollen gemeinsam die Gesundheitskosten ihrer Mitarbeiter senken. Der Handelsriese Amazon, die größte US-Bank JP Morgan Chase und Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway haben zu diesem Zweck ein Projekt angekündigt.

"Die steigenden Gesundheitskosten fressen sich wie ein Bandwurm durch die US-Wirtschaft", sagte Starinvestor Buffett in einer gemeinsamen Erklärung. Man habe zwar noch keine Lösung für dieses Problem, sei aber auch nicht bereit, es als unausweichlich hinzunehmen.

Beginnen wollen Amazon, Berkshire Hathaway und JP Morgan mit einer unabhängigen und nicht gewinnorientierten Firma, die technologische Lösungen finden soll, um zunächst ihren Mitarbeitern simplere und günstigere Gesundheitsvorsorge zu bieten. Einzelheiten wie das zuständige Management und den Unternehmenssitz wollen die drei Konzerne in naher Zukunft vorstellen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur "Bloomberg" steht als nächstes die Suche nach einem geeigneten Chef für das Gemeinschaftsprojekt an.

Gemeinsam 1,3 Billionen Euro wert

"Unsere drei Konzerne haben außergewöhnliche Ressourcen, unser Ziel ist es, Lösungen zugunsten unserer US-Angestellten, ihrer Familien und - möglicherweise - aller Amerikaner zu finden", sagte JP Morgan-Chef Jamie Dimon. Amazon-Chef Jeff Bezos ergänzte, die Aufgabe mag schwer sein, aber die Aussicht auf sinkende Gesundheitskosten bei besserer Versorgung sei den Aufwand wert.

Amazon, Berkshire und JP Morgan gehören zu den größten Arbeitgebern in den USA. Gemeinsam beschäftigen sie allein dort mehr als eine Million Menschen. Zusammen sind die Konzerne an der Börse 1,6 Billionen Dollar wert - das entspricht knapp 1,3 Billionen Euro.

Gesundheitsaktien im Sturzflug

Das US-Gesundheitssystem leidet unter steigenden Versicherungskosten und gilt als eines der teuersten und ineffizientesten weltweit. Laut Weltbank haben die USA 2014 17,1 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Gesundheit ausgegeben. In Deutschland und anderen Industrienationen pendeln die Ausgaben dagegen zwischen 9 und 11 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Um das Problem anzugehen, hatte die Obama-Administration das Gesundheitssystem 2010 reformiert und "Obamacare" eingeführt. Der Anteil der US-Bürger ohne Krankenversicherung sank durch diesen Ansatz eines staatlichen Versorgungssystems von 16 Prozent auf unter weniger als 9 Prozent. Allerdings leidet das System unter hohen Kosten für medizinische Leistungen und Medikamente.

Im Wahlkampf hatte Donald Trump angekündigt, im Fall seiner Wahl Obamacare wieder abschaffen und durch ein kostengünstigeres Modell ersetzen zu wollen. Allerdings bekam er für seinen Plan im ersten Amtsjahr keine Mehrheit im Kongress zusammen, obwohl dort seine Republikanische Partei dominiert. Inzwischen haben die Republikaner begonnen, Obamacare mit einer Serie von Einzelmaßnahmen zu durchlöchern.

In den USA schlägt der Vorstoß der drei Wirtschaftsriesen daher hohe Wellen: Im Gesundheits- und Versicherungssektor löste die Ankündigung von Amazon, Berkshire und JP Morgan einen kräftigen Kurseinbruch aus. Die Aktien von Pharmahändlern wie Express Scripts und CVS Health gaben bis zum Nachmittag deutscher Zeit um bis zu 5,1 beziehungsweise 6,4 Prozent nach. Die Scheine von Versicherungsunternehmen wie Cigna und Anthem fielen um 1,1 und 2,1 Prozent.

Unter Anleger kursiert vor allem die Befürchtung, heißt es, Amazon könnte vollständig in den Gesundheitssektor einsteigen und alteingesessenen Unternehmen langfristig Marktanteile wie Kunden abjagen. Ähnliche Sorgen hatten erst im Dezember zu einer Rekordübernahme im US-amerikanischen Gesundheitssektor geführt.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP

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