Wirtschaft

Insolvenz in der Stahlbranche British Steel rutscht in die Pleite

Stahlpleite in unsicheren Zeiten: Blick über das Stahlwerk von British Steel am Standort Scunthorpe.

Stahlpleite in unsicheren Zeiten: Blick über das Stahlwerk von British Steel am Standort Scunthorpe.

(Foto: REUTERS)

Düstere Aussichten für die britische Wirtschaft: Der zweitgrößte Stahlkocher der Insel muss unter dem Druck der Unsicherheiten die Hände heben. Die Regierung in London verweigert einen Notkredit in letzter Sekunde. Bis zu 20.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr.

Der zweitgrößte britische Stahlproduzent, British Steel, ist finanziell am Ende. Ein Gericht habe das Unternehmen unter Zwangsliquidation" gestellt, teilte die britische Regierung mit. Ein Konkursverwalter sei als Liquidator bestellt worden.

Das Unternehmen beschäftigte zuletzt noch rund 5000 Mitarbeiter, viele davon am Standort Scunthorpe, nahe Leeds. Die Industriestadt zählt zu den Zentren der britischen Stahlerzeugung und liegt rund 290 Kilometer nördlich von London in der Grafschaft Lincolnshire.

Der Niedergang von British Steel steht für viele Beobachter stellvertretend für die ungewissen Zukunftsaussichten auf der Insel. In einem Brief an die Mitarbeiter hatte Vorstandschef Gerald Reichmann in der vergangenen Woche die Unsicherheit über den Brexit sowie schwache Nachfrage und hohe Rohstoffpreise für die Schwierigkeiten des Unternehmen verantwortlich gemacht.

Opposition fordert Staatshilfe

British Steel hatte sich in den vergangenen Tagen vergeblich um Staatsgarantien bemüht. Ohne kurzfristige Finanzhilfe drohe dem Stahlhersteller der Kollaps, hatte es zuletzt geheißen. Insidern zufolge wäre eine Rettung durch die öffentliche Hand bis zuletzt noch möglich gewesen. Wie es aus dem Umfeld von British Steel hieß, hatte das Unternehmen in London um einen Notkredit in Höhe von 30 Millionen Pfund (rund 34,1 Millionen Euro) gebeten. Die britische Regierung wollte sich darauf jedoch nicht einlassen.

Die Insolvenz trifft die strukturschwachen Regionen im Norden Englands schwer. Medienberichten zufolge sind bei Zulieferfirmen insgesamt bis zu 20.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Vertreter der oppositionellen Labour-Partei hatten sich bis zuletzt zusammen mit verschiedenen Gewerkschaften für eine Markteingriff des Staates ausgesprochen, um British Steel doch noch zu retten. In der Region East Midland lag die Arbeitslosenquote zuletzt leicht über dem britischen Durchschnitt.

Hinter British Steel steht die private Investmentfirma Greybull Capital. Zur Stabilisierung der Finanzen hatte der Investor die britische Regierung zunächst um ein Darlehen in Höhe von 75 Millionen Pfund gebeten, diesen Betrag dann aber auf 30 Millionen Pfund reduziert. Greybull hatte den seinerzeit defizitären Stahlkonzern im Jahr 2016 von Tata Steel übernommen. Das britische Wirtschaftsministerium wollte die British-Steel-Pleite nicht kommentieren.

In Bedrängnis war British Steel in den vergangenen Jahren auch durch die wachsenden EU-Anforderungen an Unternehmen der Schwerindustrie geraten. Der Stahlkocher musste einen Kredit in Höhe von rund 120 Millionen Pfund aufnehmen, um die Vorgaben des Emissionshandelssystems (ETS) der Europäischen Union einhalten zu können. Die politische Hängepartie rund um den Brexit und die wirtschaftlichen Unsicherheiten brachen dem Stahlproduzent schließlich das Genick.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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