Wirtschaft

Widerstand wächst Brexit bringt Börsenfusion ins Wanken

Platzt die Börsenhochzeit zwischen Frankfurt und London jetzt auch im dritten Anlauf? Die Vorstände geben sich vom Sieg der EU-Gegner auf der britischen Insel betont unbeeindruckt. Die Hürden sind allerdings höher geworden.

Deutsche Börse und London Stock Exchange, LSE, wollen ihren Fusionsplan nicht vom Nein der Briten zur EU durchkreuzen lassen. Die Konzerne stünden "unverändert zu den einvernehmlich beschlossenen und bindenden Bestimmungen des Zusammenschlusses", erklärten die beiden Unternehmen.

Allerdings soll ein Gremium mit Vertretern beider Seiten untersuchen, welche Auswirkungen der Brexit auf das geplante Gemeinschaftsunternehmen hat. Möglich ist, dass ein Teil der Geschäfte innerhalb der Gruppe künftig anders verteilt wird. Börsenexperten und Anleger fürchten, dass eine geplatzte Fusion die erste konkrete Folge des Brexits sein könnte.

Die beiden Konzerne streben eine europäische Superbörse an, deren Dachgesellschaft ihren rechtlichen Sitz in London haben soll. Vorgesehen ist, dass das Tagesgeschäft wie bisher von den beiden Zentralen in Eschborn bei Frankfurt sowie London gesteuert werden soll. Festgelegt ist, dass die Frankfurter künftig 54 Prozent an dem fusionierten Unternehmen halten sollen.

Von dem Brexit könnte nun der Finanzplatz Frankfurt profitieren. Dort gibt es schon lange erhebliche Kritik daran, dass die Holding in der britischen Hauptstadt angesiedelt werden soll. Zwar erklärte Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef Joachim Faber, das Votum der Briten mache es noch wichtiger, die Bindungen zwischen Großbritannien und dem europäischen Kontinent zu stärken. Doch die Kritiker sehen sich durch die Brexit-Entscheidung bestärkt. "Wir fordern nicht, dass die Fusion beendet wird, aber der Hauptsitz muss nach Frankfurt", sagte die Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Börse, Jutta Stuhlfauth.

Die hessische Börsenaufsicht hatte ebenfalls Zweifel geäußert, ob der Sitz in London genehmigungsfähig ist. Das Votum der Briten werde bei den Prüfungen des Ministeriums eine Rolle spielen, vor allem bei Fragen der Börsenaufsicht, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). "Und natürlich werden wir auch abwarten, ob die Pläne in dieser Form bestehen bleiben", sagte Al-Wazir.

Auch die Zustimmung der Aktionäre gilt angesichts der Brexit-Entscheidung nicht mehr als Selbstläufer. Schon bei der Hauptversammlung der Deutschen Börse Mitte Mai hatten Anteilseigner Bedenken geäußert, dass die Fusion im Brexit-Fall für den Dax-Konzern zu teuer werden könnte. Denn dann werde die LSE deutlich an Wert verlieren und die Deutsche Börse viel Geld versenken.

Aktien der Deutschen Börse verloren am Freitag bis zum frühen Nachmittag gute sieben Prozent, LSE-Papiere fast zehn Prozent.

Quelle: ntv.de, sla/dpa

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