Wirtschaft

Tankerdrohnen für Flugzeugträger US-Marine bestellt "Stingrays" bei Boeing

Ferngesteuerte Tanker-Drohnen für die US

Ferngesteuerte Tanker-Drohnen für die US

Futuristisch anmutende Fluggeräte sollen bald schon über US-Flugzeugträgern kreisen: Die Admirale der Navy setzen bei der Spritversorgung ihrer Marine-Kampfjets auf fliegende Tanker-Drohnen. Mit einem ersten Großauftrag lässt Boeing die Konkurrenz hinter sich.

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat sich einen Großauftrag zum Bau militärischer Drohnen gesichert und damit nach Ansicht von Branchenkennern in eine Führungsposition in dem schnell wachsenden Markt für unbemannte Flugsysteme gebracht. Die US Navy, die Marine der Vereinigten Staaten, bestellte Drohnen des Typs MQ-25 "Stingray" bei dem Flugzeughersteller. Boeing schlug damit aussichtsreiche Wettbewerber wie Lockheed Martin und General Atomics aus dem Rennen.

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Der Auftrag umfasst zunächst nur die Lieferung von vier Prototypen, mit denen die Navy den Umgang mit unbemannten Systemen auf hoher See testen will. Das Volumen des Auftrags liegt bei 805 Millionen Dollar. In den Planungen der Marine ist die Anschaffung von 72 weiteren Drohnen vorgesehen. Das Programm kommt insgesamt auf ein Budget von 13 Milliarden Dollar.

Mit den "Stingray"-Drohnen will die US Navy in eine ganz neue Ära der Marinefliegerei aufbrechen: Die futuristischen Maschinen, die in ihrer äußeren Form tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit den namensgebenden Stachelrochen aufweisen, sollen auf Flugzeugträgern stationiert werden und von dort aus das Betanken von Kampfflugzeugen übernehmen. Gesteuert werden die Fluggeräte dabei wie herkömmliche "Predator"-Drohnen per verschlüsseltem Funksignal vom Boden aus.

Das Konkurrenzmodell von Lockheed Martin an Bord der "USS George Washington": Drohnen halten Einzug in die Militärfluftfahrt zur See.

Das Konkurrenzmodell von Lockheed Martin an Bord der "USS George Washington": Drohnen halten Einzug in die Militärfluftfahrt zur See.

(Foto: ©2016 Lockheed Martin Corporation)

Die militärischen Vorteile liegen auf der Hand: Der bislang übliche Einsatz bemannter Tankflugzeug bindet viel Kapazitäten. Über Stunden hinweg müssen Piloten und Besatzung im Luftraum mit ihren Maschinen im Kreis fliegen, nur um Treibstoff für die Jets der Kampfpiloten bereitzuhalten.

Ungewöhnliche Flugobjekte

Die neuen Drohnen dagegen können stundenlang oder gar tagelang in der Luft bleiben und im vorgesehenen Einsatzraum Warteschleifen fliegen, bis sie gebraucht werden - unabhängig von menschlichen Einschränkungen wie etwa Arbeitszeitvorschriften, Langeweile, nachlassender Konzentration oder gefährlicher Übermüdung.

Das spart nicht nur teures Personal, sondern ermöglicht auch ganz neue Einsatzprofile. "Stingrays", die sogenannte Standy-Missionen fliegen sollen, könnten die effektive Reichweiten von trägergestützten Kampfjets wie der F/A-18 "Super Hornet", der EA-18G "Growler" oder auch der neuen F-35C von Lockheed Martin erheblich ausweiten, wie es bei Boeing heißt. Dass Drohnen auch auf Flugzeugträgern starten und landen können, konnte die Navy bereits mit den X-47-Prototypen von Northrop Grumman ausgiebig testen. Künftig sollen die neuen Drohnen auch vollkommen autonom in den Einsatz starten.

Tests zwischen Wind, Wellen und Salzwasser

In der aktuellen Ausschreibung war Boeing-Konkurrent Lockheed Martin mit einer eigenen Tanker-Drohne beteiligt, die ebenfalls unter der Abkürzung MQ-25 entwickelt wurde. Auch hier liefen umfangreiche Testprogramme, für die die US-Marine zeitweilig auch das Flugdeck eines ihrer elf Flugzeugträger zur Verfügung stellte.

Abgesehen von einigen Details bei den Spezifikationen unterscheiden sich die Lockheed-Tankroboter äußerlich nur wenig von den Boeing-Drohnen. Das Lockheed-Modell ist allerdings speziell auf den derzeit modernsten Tarnkappenflieger der USA, die F-35, zugeschnitten, die in der C-Version auch der neue Standard-Kampfjet der US Navy werden soll.

Mit dem "Stingray"-Deal konnte sich Boeing erstmals seit 2011 wieder einen größeren Auftrag aus dem Pentagon sichern. Analysten rechnen damit, dass der Tankerdrohnen-Zuschlag für Boeing einer Art Vorentscheidung im milliardenschweren Markt für unbemannte Flugsysteme gleichkommt. Neben der Beschaffung fliegender Tank-Plattformen plant das US-Militär den Ankauf weiterer Drohnen, die für die Streitkräfte ein breites Spektrum an Aufgaben übernehmen sollen, etwa bei der elektronischen Aufklärung, als Vorwarn-Flieger oder in der kontinuierlichen Luftraum-Überwachung.

Quelle: ntv.de, mit DJ

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