Wirtschaft

Die Krise der Kreditinstitute Banken rechnen mit mehr Gegenwind

Blick aufs Bankenviertel in Frankfurt am Main: "Natürlich stehen wir vor einem enormen Anpassungsdruck. Aber Selbstmord aus Angst vor dem Tod ist definitiv die falsche Strategie."

Blick aufs Bankenviertel in Frankfurt am Main: "Natürlich stehen wir vor einem enormen Anpassungsdruck. Aber Selbstmord aus Angst vor dem Tod ist definitiv die falsche Strategie."

(Foto: imago/Ralph Peters)

Die Niedrigzinspolitik der EZB bringt Deutschlands Geldhäuser zum Knirschen. Wie kommen Commerzbank und Deutsche Bank heil durch das Jammertal? Hinter vorgehaltener Hand deuten Experten weitere Einschnitte an.

Sieben Jahre und drei Sanierungsprogramme nach der großen Krise steht die Commerzbank wieder ganz am Anfang. "Erhöhung der Profitabilität, Realisierung von Kostensynergien und Reduzierung von Risiken", das waren im besten Manager-Deutsch die Ziele von Vorstandschef Martin Blessing - für das Jahr 2010. Zumindest die ersten beiden stehen bei seinem Nachfolger Martin Zielke 2016 immer noch auf der Tagesordnung.

Doch während bei Blessing und seinem Deutsche-Bank-Kollegen Josef Ackermann damals noch die Hoffnung regierte, dass das Tal bald durchschritten sein werde, richten sich Martin Zielke und Ackermanns Nach-Nachfolger John Cryan in der bitteren Realität ein: niedrige Zinsen auf Jahre hinaus.

Der geplante Abbau von 9000 Stellen bei der Commerzbank ist die Konsequenz. Um die gleiche Zahl geht es auch bei der Deutschen Bank, die allerdings doppelt so viel Personal an Bord hat.

Bankenaufseher halten Kostensenkungen bei vielen deutschen Banken für überfällig. "Da werden in den kommenden Jahren noch Abertausende Jobs den Bach runtergehen", heißt es aus der Branche hinter vorgehaltener Hand. Kosmetische Korrekturen reichten nicht mehr, tiefe Einschnitte seien nötig. "Noch bieten zu viele Banken zu viele Produkte für zu viele Kunden an."

Noch nicht genug geschrumpft

Dabei hat sich bei der Commerzbank durchaus einiges getan. Mit 69.400 Mitarbeitern war sie Anfang 2009 nach der turbulenten Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise gestartet, sechs Jahre später sind davon noch 51.300 übrig. Die Immobilien- und Schiffsfinanzierung ist eingestellt, das Investmentbanking deutlich eingedampft.

Damit hat sie den Großteil des Abbaus der privaten Banken in Deutschland allein gestemmt. Nach Daten des Arbeitgeberverbandes der Branche (AGV Banken) beschäftigten sie im vergangenen Jahr knapp 179.000 Menschen, 24.000 weniger als 2007. Sparkassen, Landes- und Genossenschaftsbanken hätten in der gleichen Zeit deutlich weniger abgebaut.

Trotzdem hat Blessing sein Ziel nie erreicht, den Aufwand auf weniger als 60 Prozent der Erträge zu begrenzen. Die Cost-Income-Ratio, an der er sich immer messen lassen wollte, lag zuletzt bei 73 Prozent. Geldhäuser in anderen Ländern und sogar einige Landesbanken kommen auf rund 50 Prozent.

Blessing hatte sich stets damit begnügt, die Kostenbasis bei sieben Milliarden Euro zu halten - Zielke will sie nun Richtung sechs Milliarden Euro drücken. Dahinter steckt die Einsicht, dass sich mit den Kunden angesichts niedriger Zinsen dauerhaft nicht mehr so viel Geld verdienen lässt wie früher. Vor allem, wenn sie - wie bei der Commerzbank - mehr Geld auf den Konten liegen haben als die Bank an Krediten vergeben kann.

Selbstmord aus Angst vor dem Tod

Die Digitalisierung, auf die Zielke setzt, ist Chance und Risiko zugleich. Denn die neue Technik, die die Banken dafür brauchen, gibt es nicht von der Stange. Und so lange sie nicht läuft, brauchen die Banken eher mehr Personal als weniger. Das spürt auch die Deutsche Bank, deren IT-Systeme als besonders marode gelten.

Digitalisierung werde in den kommenden Jahren eher Kosten- als Ertragstreiber sein, unkte Helaba-Chef Herbert Hans Grüntker kürzlich. "Natürlich stehen wir vor einem enormen Anpassungsdruck. Es werden keine angenehmen Zeiten sein. Aber Selbstmord aus Angst vor dem Tod ist definitiv die falsche Strategie."

Die Vorwärtsverteidigung hat Zielke bereits erfolgreich in seiner Privatkundensparte umgesetzt. "Wir sind zum Wachstum verdammt", sagt ein hochrangiger Manager aus der Sparte. Dort hat es die Commerzbank geschafft, die Erträge mit weniger Filialen und mehr Kunden zu steigern.

Dieses Kunststück muss Zielke nun in der gesamten Bank wiederholen. Denn der Bund als Großaktionär will nicht noch einmal sieben Jahre auf eine realistische Ausstiegsperspektive warten.

Quelle: ntv.de, von Alexander Hübner und Andreas Kröner, rts

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