Wirtschaft

Fokus auf Batteriefahrzeuge Autozulieferer kritisieren VW-Strategie

Mit der Fokussierung auf Elektroautos bringt Volkswagen die Zuliefererbranche gegen sich auf.

Mit der Fokussierung auf Elektroautos bringt Volkswagen die Zuliefererbranche gegen sich auf.

(Foto: picture alliance / Karl-Josef Hi)

Mit einem ungewöhnlichen Vorstoß löst VW-Chef Diess einen Grundsatzstreit in der deutschen Autoindustrie aus. Volkswagen will dem Branchenverband VDA eine strategische Konzentration auf reine Elektroautos vorschreiben. Gewichtige Zulieferer sind dagegen.

Mit deutlichen Worten hat sich der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen gegen die von VW-Chef Herbert Diess postulierte Festlegung auf die Elektromobilität als alleiniger Antriebsform der Zukunft ausgesprochen. "Man darf nicht die Strategie eines einzelnen Unternehmens mit der gesamten Branche gleichsetzen", sagte ZF-Vorstandschef Wolf-Henning Scheider dem "Tagesspiegel". Er habe Respekt vor der Strategie, die Volkswagen einschlage. "Am Ende muss aber der Kunde die Produkte kaufen. Und da wird es nicht nur die eine Lösung geben", sagte Scheider.

Scheider steht mit seinen Einwänden dem Vernehmen nach nicht alleine da. Bislang verfolgt die Branche eine "Fächerstrategie", nach der neben batterieelektrischen Antrieben auch andere Alternativen zum Verbrennungsmotor entwickelt werden - etwa Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellentechnik, synthetische Kraftstoffe oder Hybride. VW-Chef Diess hatte vergangene Woche die von den forschungsstarken Zulieferern vertretene Technologieoffenheit als "falsche Parole" kritisiert, die lediglich dazu diene, den Systemwandel in die Zukunft zu verschieben.

Der von Diess angestoßene Grundsatzstreit um eine Neuausrichtung der deutschen Autoindustrie droht in offenem Streit zu eskalieren. Aus Wolfsburg kommen einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge Drohungen, aus dem Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) auszutreten. Bei Volkswagen gebe entsprechende Überlegungen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Der mit Abstand größte deutsche Hersteller fühlt sich demnach vom VDA nicht mehr richtig vertreten.

Es gebe eine lange Liste an Kritikpunkten, schreibt die "WamS". Vor allem müsse der Verband von der Strategie der "Technologieoffenheit" abrücken und dafür sorgen, dass alle Kräfte ausschließlich auf die Durchsetzung des Batterieautos konzentriert würden. Entwicklung und Förderung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen, Gasantrieben oder anderen umweltfreundlicheren Varianten müssten eingestellt werden. Das überfordere die Branche, wurde VW-Chef Herbert Diess zitiert. Gegen das Auto werde in Deutschland derzeit "ein Kulturkampf geführt", heißt es dem Bericht zufolge bei VW. Dem müsse der Verband "entschlossener entgegentreten und sich klarer positionieren".

"Unsere Bücher sind voll"

Der Umstieg auf ein Elektroauto sei für viele Verbraucher von heute auf morgen noch nicht möglich - weil zum Beispiel die nötige Reichweite fehle, gab ZF-Chef Scheider zu bedenken. "Ich bin davon überzeugt, dass sich dieses Thema mit der Zeit lösen lässt. Aber nicht in den nächsten zehn bis 20 Jahren", sagte er dem "Tagesspiegel".

Der drittgrößte deutsche Automobilzulieferer nach Bosch und Continental setzt auf einen "Volks-Hybrid". Die extern aufladbare Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor werde bald rein elektrische Reichweiten von 80 bis 100 Kilometern ermöglichen, sagte Scheider. "Ende des Jahres" würden die ersten Fahrzeuge mit diesem Antrieb im Autohaus stehen, kündigte der ZF-Chef an. Das Interesse der Hersteller sei groß. "Unsere Bücher sind voll. Wir haben Aufträge großer deutscher und ausländischer Volumenhersteller, die bis weit ins nächste Jahrzehnt reichen."

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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