Wirtschaft

Schlimmer als in der Finanzkrise Autobauern droht historischer Crash

Die von Donald Trump ausgelösten Zollkriege und Sanktionen treiben den Weltautomarkt laut dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer immer tiefer in die Krise.

Die von Donald Trump ausgelösten Zollkriege und Sanktionen treiben den Weltautomarkt laut dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer immer tiefer in die Krise.

(Foto: REUTERS)

VW, BMW und Daimler fahren düsteren Zeiten entgegen: Trumps Handelskrieg mit China werde tiefere Spuren hinterlassen als die Weltfinanzkrise von 2008, sagt Autoexperte Dudenhöffer. Eine weltweite Autokrise steht bevor.

Der Auto-Himmel verfinstert sich: 12 der 15 größten Automärkte der Welt weisen sinkende Verkaufszahlen auf. Laut dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer nähert sich die Branche der größten Krise seit Anfang des Jahrhunderts. Der weltweite Absatz neuer Autos werde dieses Jahr um gut fünf Prozent auf 79,5 Millionen Stück sinken, warnt der Leiter des Forschungsinstituts CAR der Universität Duisburg. "So erheblich war der Rückgang selbst in der Weltfinanzkrise 2008 und 2009 nicht."

Nach der Lehman-Pleite 2008 waren die Verkäufe im Vergleich nur um 3,6 Prozent geschrumpft. Trotzdem gerieten große Autobauer damals in eine massive Existenzkrise: General Motors und Chrysler meldeten Insolvenz an und wurden mit Milliardenhilfen von der US-Regierung gerettet.

Heute droht Ungemach nicht von einem Finanzmarktbeben, sondern von dem von Donald Trump angezettelten Handelskrieg. "Setzt der US-Präsident seine jüngste Drohung um, weitere US-Importe von 300 Milliarden Dollar mit Strafzöllen zu belegen, besteht die Gefahr einer Weltautokrise", prognostiziert Dudenhöffer. Das Wachstum in China drohe über einen mehrjährigen Zeitraum auszufallen.

"Hustet China, bekommt die Welt einen Schnupfen", lautet ein Spruch unter Volkswirten. Kein Markt der Welt entscheidet so über das Wohl und Wehe der globalen Autoindustrie wie die Volksrepublik. Dort ist der Neuwagenverkauf im Mai den zwölften Monat in Folge zurückgegangen. In früheren Jahren hatte die Nachfrage der chinesischen Konsumenten noch ein Viertel der weltweiten Autoproduktion vom Markt aufgesaugt.

Laut Dudenhöffer dürfte der chinesische Automarkt dieses Jahr konservativ geschätzt um rund zehn Prozent schrumpfen. Die verschärften Unweltnormen, der Car-Sharing-Boom sowie Anbieter von Mitfahrdiensten im Reich der Mitte hinterlassen ebenfalls Bremsspuren. Maßnahmen zur Abwehr einer Krise, wie zum Beispiel die verzögerte Einführung von Euro 6-Emissionsvorschriften in China, könnten diesen Einbruch nicht mehr abfedern, schreibt Dudenhöffer. 

Nicht nur in China lauern Risiken

Autobauer wie BMW, Volvo oder Toyota konnten die schrumpfenden Verkäufe laut Dudenhöffer zwar bislang ausgleichen. Das dürfte sich in Zukunft allerdings ändern, wie die Zahlen im zweiten Quartal zeigen würden, meint der Autoexperte. Auch Tesla werde nicht verschont bleiben. Schlimmstenfalls könnte Peking den E-Autopionier zur Vergeltung für den Huawei-Bann der US-Regierung auf die schwarze Liste setzen.

Das Krisen-Szenario berücksichtigt laut Dudenhöffer noch nicht einmal alle Risiken. Während die Prognose des CAR-Instituts unterstellt, dass sich das China-Problem abschwächen könnte, haben andere geopolitische Risiken noch größeres Schadenspotenzial: ein ungeordneter Brexit, mögliche US-Strafzölle auf Autoimporte aus Europa oder eine Eskalation der italienischen Schuldenkrise.

Dass die Autobauer in China ihre Kapazitäten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich hochgefahren haben, könnte ihnen zum Verhängnis werden. In den vergangenen Jahren lag das Wachstumstempo bei sportlichen zehn Prozent. Heute gibt es für geschätzte sechs Millionen Wagen, die hier vom Band rollen, keine Abnehmer mehr. Kurzfristige Entlastungen durch Exporte in den Rest der Welt seien nicht in Sicht, heißt es.

Das China-Problem - angefeuert durch Trumps Zollpolitik - kommt zur Unzeit. Wegen der CO2-Regulierung müssen sie in den kommenden Jahren große Herausforderungen wie den kostenintensiven Wandel zur E-Mobilität stemmen. Um hohe Strafzahlungen zu vermeiden, müssen sie in Europa nach 2021 deutlich mehr Elektroautos verkaufen. Angesichts der hohen Preis für die Elektro-Karossen ist das fraglich. Sie sind deshalb auf eine Mischkalkulation in ihren Flotten angewiesen. Das Risiko für die europäische Autoindustrie steige dadurch noch, schreibt Dudenhöffer. "2019 wird der Ausgangpunkt einer neuen Krise", ist er sich sicher.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen