Wirtschaft

Übergangschef in Ingolstadt Audi benennt Nachfolger für Stadler

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(Foto: picture alliance/dpa)

Was tun, wenn der Konzernchef in U-Haft sitzt? Bei Audi kommt die Suche nach einem Vertreter für Stadler voran. Per Telefonkonferenz einigen sich die Aufsichtsräte in Ingolstadt und bei der Konzernmutter in Wolfsburg auf einen Namen.

Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot soll bei dem Autobauer vorläufig den Chefposten übernehmen. Der seit dem Vortag inhaftierte Vorstandschef Rupert Stadler werde vom Aufsichtsrat zunächst beurlaubt, teilte die Volkswagen-Tochter mit.

Übernimmt bei Audi als Übergangschef die Geschäfte: Vertriebsleiter Bram Schot.

Übernimmt bei Audi als Übergangschef die Geschäfte: Vertriebsleiter Bram Schot.

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Stadler wartet derzeit im Untersuchungsgefängnis in Augsburg auf seine erste Vernehmung. Die Münchner Staatsanwaltschaft beabsichtige, ihn noch diese Woche zu vernehmen, sagte eine Sprecherin. Stadler habe bereits mitgeteilt, dass er sich nach Beratungen mit seinem Verteidiger zur Sache äußern werde. Der Audi-Chef solle spätestens am Mittwoch vernommen werden, hieß es.

Bereits am Vortag war bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für den Posten eines Interimschefs bei Audi auch der Name von Vertriebsleiter Bram Schot gefallen. Ungeklärt war dagegen zunächst noch, wie genau Stadlers Arbeitgeber - der Autobauer Audi und der Mutterkonzern Volkswagen - mit der ungewöhnlichen Situation umgehen werden. Der Audi-Aufsichtsrat und das Kontrollgremium in Wolfsburg wollten sich mit dieser Frage in getrennten Sitzungen befassen.

Audi-Chef Stadler ist der bislang prominenteste Vertreter der deutschen Automobilindustrie, der im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal in Haft sitzt. Der 55-Jährige war am Vortag in seinem Haus in Ingolstadt festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, nach Einleitung des Ermittlungsverfahrens im Dieselskandal geplant zu haben, Zeugen oder Mitbeschuldigte zu beeinflussen. Die Ermittler hatten offenbar auch sein Telefon abgehört.

Wie lange Stadler noch hinter Gittern bleiben muss, ist offen. Eine Frist für die Untersuchungshaft gebe es nicht, heißt es, aber die Staatsanwaltschaft müsse in Haftsachen beschleunigt arbeiten. Nach sechs Monaten muss das Oberlandesgericht auf jeden Fall prüfen, ob eine weitere Inhaftierung noch gerechtfertigt ist.

Ingolstadt telefoniert mit Wolfsburg

Bei der Konzernmutter Volkswagen liefen bereits am Tag der Verhaftung des Audi-Chefs intensive Beratungen über eine rasche Nachfolgelösung an. Zunächst ging es darum, durch die Benennung eines Übergangschefs die Lage bei dem Ingolstädter Premium-Autobauer zu stabilisieren. Am Vormittag habe dazu das Präsidium des Aufsichtsrats von Volkswagen getagt, hieß es aus Wolfsburg.

Anschließend war eine Telefonkonferenz des Audi-Aufsichtsrates angesetzt. Gegen Mittag wollte sich auch der VW-Aufsichtsrat noch einmal mit der Frage befassen. Dabei wurde offenbar die Wahl Schots bestätigt. Der Konzern stand dabei unter großem Zeitdruck: "Es ist klar, dass man eine Lösung heute finden muss", hatte es zuvor aus Aufsichtsratskreisen geheißen.

In beiden Kontrollgremien ging es zunächst vor allem darum, wer an der Spitze von Audi als Interimschef für Stadler einspringt. Außerdem mussten Volkswagen und Audi auch klären, wie Stadlers arbeitsrechtlicher Status während der Untersuchungshaft gestaltet werden kann.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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