Wirtschaft

Das Riesenreich ist angeschlagen Zweifel an China wachsen

Die Zweifel an der wirtschaftlichen Stärke Chinas lassen die Anleger nicht los.

Die Zweifel an der wirtschaftlichen Stärke Chinas lassen die Anleger nicht los.

(Foto: REUTERS)

Die Zeiten, in denen die Volksrepublik der zuverlässige Wachstumsgarant der Welt war, sind vorbei. Immer mehr Daten bestätigen das. Experten rätseln mittlerweile darüber, wie schlimm es tatsächlich um das Riesenland steht. Hält Peking Fakten zurück?

Seit einigen Wochen vergeht kaum ein Tag ohne schlechte Nachrichten aus China. Die Aktienkurse in Shanghai und Shenzhen fallen. Peking interveniert - ohne Erfolg. Geld und Vertrauen von Millionen Anlegern ist futsch. Dann wertet die Zentralbank auch noch völlig überraschend den Yuan ab. Was ist los in der Volksrepublik?

Der große Hoffnungsträger der Welt, die chinesische Wirtschaft, will einfach nicht mehr Fahrt aufnehmen. Die jüngsten Daten fallen wieder nicht so aus wie erhofft: Die Daten zur Industrieproduktion enttäuschen, auch die Investitionen schwächeln. Die Unternehmen produzierten zwar im August 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Analysten hatten aber mit einem Plus von 6,4 Prozent gerechnet. Im Juli waren es Plus sechs Prozent. Bei den Investitionen verlor das Wachstum sogar an Schwung.

Immer mehr Rückschläge

Beobachter sehen ihre Zweifel immer weiter bestätigt, dass die chinesische Wirtschaft im Sommerquartal überhaupt noch sieben Prozent Zuwachs schaffen kann, so wie angekündigt. Weniger als sieben Prozent wäre so wenig wie seit einem Vierteljahrhundert nicht. Die Regierung in Peking wird wahrscheinlich weitere Konjunkturstützen auf den Weg bringen. Auch das wird mit Sorge beobachtet. Erst am Vortag hatte der Londoner Indexbetreiber FTSE Russell mitgeteilt, keine chinesischen Festlandsaktien, sogenannte A-Aktien, in den globalen Indizes aufnehmen zu wollen. Zur Begründung hieß es, dass "staatliche Interventionen unerwünscht" seien. Die Entscheidung ist ein weiterer Rückschlag für China in dem Bestreben, ausländisches Kapital ins Land zu holen.

Ein Lichtblick aus China kam lediglich von den Daten zum Einzelhandel: Hier legten die Erlöse um 10,8 Prozent zu und damit stärker als erwartet. Allerdings hatten zuletzt große Händler wie der Internet-Riese Alibaba düstere Signale ausgesandt. Auch der Autoabsatz ging zuletzt zurück.Manche Fachleute gehen daher davon aus, dass die Wirtschaft in einem noch schlechteren Zustand ist, als es die Regierung einräumt. Ein Hinweis, dass die Wachstumslokomotive der Welt gewaltig stottert, liefert der Energieverbrauch, der nur ein Prozent über dem Vorjahreswert liegt. "Die Zentralbank muss möglicherweise die Zinsen weiter senken und den Banken die Kreditvergabe erleichtern", sagte Commerzbank-Experte Zhou Hao.

Erst kürzlich hieß es aus dem Londoner Analysehaus Fathom Consulting: "Wir glauben, dass die Zahlen reine Fantasie sind." Analyst Erik Britton schätzt, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft dieses Jahr nur noch um lediglich 2,8 Prozent und kommendes Jahr nur um ein Prozent zulegen wird. Die Briten blicken auf drei Größen: den Energieverbrauch, die Menge der auf der Schiene transportierten Güter und die Kreditvergabe der Banken. Von den drei genannten Größen wächst allerdings nur die Kreditvergabe – und das ist kein Grund zur Beruhigung. Im Gegenteil: Die chinesischen Staatsbanken haben immer mehr faule Kredite in ihren Bilanzen.

Angst vor ökonomischer Unwucht

Das Problem mit der ökonomischen Unwucht Chinas ist: Das Reich der Mitte ist ein wichtiger Absatzmarkt - auch für Europa. Deshalb lässt die Entwicklung in Fernost auch die Wirtschaft hierzulande nicht unberührt. Der Dax, in dem zahlreiche Titel exportorientierter Unternehmen notiert sind, hat in den vergangenen Wochen deutliche Kurseinbußen erlebt. Die China-Schwäche wird auch als Argument angeführt, dass die US-Notenbank Fed möglicherweise die ihre Zinswende später einläuten wird als ursprünglich beabsichtigt.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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