Wirtschaft

"Unterwürfige" Tesla-Aufseher Aktionäre wollen Musks Bruder loswerden

Im Gegensatz zu anderen Unternehmensgründern besitzt Musk keine Stimmenmehrheit im eigenen Konzern. Seien Kontrolle beruht unter anderem auf der Loyalität vieler Aktionäre.

Im Gegensatz zu anderen Unternehmensgründern besitzt Musk keine Stimmenmehrheit im eigenen Konzern. Seien Kontrolle beruht unter anderem auf der Loyalität vieler Aktionäre.

(Foto: picture alliance / Morgan Sette/)

Das "Board" soll die Führung von US-Konzernen kontrollieren. Doch bei Tesla ist das Gremium mit Freunden und dem Bruder des Chefs besetzt. In der Krise wollen kritische Aktionäre diese ineffektiven Aufseher nun loswerden und Musks Macht beschränken.

Einflussreiche Investoren bei Tesla proben den Aufstand gegen die nahezu unumschränkte Herrschaft Elon Musks über das Unternehmen. Sowohl der einflussreiche Aktionärsvertreter Glass Lewis & Co. als auch der Investor CtW, der unter anderem wiederum einen milliardenschweren Pensionsfonds vertritt, fordern die Abwahl von Musks Bruder Kimbal, dem Investor Antonio Garcias und Medienmogul James Murdoch aus dem Board, dem Aufsichtsgremium des Autobauers. Zudem solle Elon Musk selbst die Doppelrolle als Unternehmenschef und als Board-Vorsitzender aufgeben.

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Anders als bei deutschen Aktiengesellschaften, wo die Funktionen des Vorstandschefs und des Aufsichtsratsvorsitzenden immer getrennt sein müssen, ist es bei US-Konzernen erlaubt, dass dieselbe Person oberster Manager und Chefaufseher ist. Bei Tesla allerdings, so die Kritik der Aktionärsvertreter, funktioniere dieses Modell offenbar nicht. "Tesla hat wichtige Produktionsziele verfehlt und infolgedessen erlebt, dass sich die Fortschritte in Richtung Profitabilität umgekehrt haben", schreibt CtW-Boss Dieter Waizenegger in einem offenen Brief an die Tesla-Aktionäre. In Zahlen: Tesla schrieb im vergangenen Quartal mit gut 700 Millionen Dollar einen mehr als doppelt so hohen Verlust wie noch ein Jahr zuvor. Gleichzeitig hängt der Autobauer bei der Produktion des wichtigen Massenmodells Model 3 gnadenlos hinter den eigenen Zielen hinterher. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Tesla noch in diesem Jahr die Geldreserven ausgehen und neue Schulden machen muss.

In dieser Situation habe das Board, das Musk eigentlich kontrollieren solle, versagt, so die Kritiker. Das Aufsichtsgremium habe sich "unangemessen unterwürfig" gegenüber dem Chef gezeigt, schreibt Waizenegger. Statt Musks Fehler zu verhindern, habe das Board sie verschlimmert. Zudem hätten die Mitglieder "Familien- oder Nicht-Tesla-Beziehungen zu ihm, während es ihnen an Branchenkenntnissen mangelt und sie keinerlei Erfahrung in der Arbeit in einem unabhängigen Board einer Aktiengesellschaft vorweisen können".

Im Fall von Garcias kritisieren die Investoren vor allem dessen enge Beziehung zu Musk noch aus dessen Zeit als Paypal-Gründer und Chef, was offensichtlich zu Interessenkonflikten führe. James Murdoch habe als Chef des Medienimperiums Twenty-First Century Fox nicht genug Zeit, um seine Kontrollaufgabe bei Tesla wahrzunehmen. Zudem sei nicht erkenntlich, wieso der Autobauer Murdochs Branchenkenntnisse als Medienmanager dringender brauche als beispielsweise die eines Ingenieurs. Elon Musks Bruder Kimbal schließlich verfüge ebenfalls über keine Erfahrung in der Autobranche. Außerhalb des Imperiums seines Bruders, als Boardmitglied der Restaurantkette Chipotle. habe Kimbal Musk sich als "uneffektiv" erwiesen.

Außer der Wiederwahl von Garcias, Murdoch und Kimbal Musk wollen die Rebellen auf der Anfang Juni anstehenden Hauptversammlung auch eine neue Amtszeit von Tesla-Chef Elon Musk als Board-Vorsitzendem verhindern. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass der Gründer die Führung seines Unternehmens verliert. Doch die Kritiker können ihm durchaus Ärger bereiten.

Elon Musk selbst besitzt selbst 22 Prozent der Tesla-Aktien und Stimmen. Seine Kontrolle war bislang durch besonders hohe Anforderungen an Stimmenmehrheiten und die unbedingte Gefolgschaft wichtiger Anteilseigner gesichert. Angesichts der immer brenzliger werdenden Situation der Firma dürfte allerdings die Begeisterung der Aktionäre für Musk im Vergleich zu früheren Jahren deutlich nachgelassen haben.

Quelle: ntv.de, mbo

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