Wirtschaft

Umstrittenes Vergütungssystem Aktionäre watschen SAP-Kontrolleure ab

Es knirschte auf dem SAP-Aktionärstreffen.

Es knirschte auf dem SAP-Aktionärstreffen.

(Foto: dpa)

Nur gut die Hälfte der SAP-Anteilseigener hat den Aufsichtsrat des Software-Konzerns entlastet. Zu groß ist der Unmut über die gewährten Bezüge des Vorstands. Oberaufseher Plattner verteidigt das System vehement.

Die Kritik am Vergütungssystem des Softwarekonzerns SAP hat sich auch massiv in der Zustimmungsquote für die Entlastung des Aufsichtsrats niedergeschlagen. Nur 50,49 Prozent und damit lediglich eine knappe Mehrheit der Aktionäre votierten auf der Hauptversammlung dafür. Im Vorwege hatten Aktionärsvertreter wie Hermes und ISS wegen "unangemessen" hoher Managervergütungen insbesondere für Vorstandschef Bill McDermott angekündigt, dem Aufsichtsrat mit SAP-Gründer Hasso Plattner an der Spitze die Entlastung verweigern zu wollen.

Das seit 2016 geltende Vergütungssystem war auf einer früheren Hauptversammlung nur mit knapper Mehrheit gebilligt worden. Im vergangenen Jahr hatte Vorstandschef McDermott je nach Berechnungsmethodik der langfristigen und erfolgsabhängigen Komponenten zwischen 12 Millionen und 15 Millionen Euro verdient. Er war damit an die Spitze der Verdiener unter den Dax-Chefs gerückt und hatte seine Bezüge gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.

Plattner verweist auf US-Entlohnung

Auf dem Aktionärstreffen in Mannheim hatte Plattner das Vergütungssystem noch einmal vehement verteidigt. Ein internationales Unternehmen wie SAP müsse bei der Bezahlung international wettbewerbsfähig sein. Er verwies dazu auf Jahresgehälter jenseits der 30 Millionen Dollar, die Chefs von US-Technologiekonzerne erhielten. Zudem seien die langfristigen Komponenten von der Aktienkursentwicklung abhängig. Von steigenden Kursen würden auch die Aktionäre massiv profitieren, so der Aufsichtsrats-Vorsitzende.

Andere Aktionärsvertreter wie die DSW oder die SDK hatten die Entlastung in ihren Redebeiträgen nicht in Frage gestellt. Sie äußerten sich positiv zur Entwicklung des Unternehmens und des Aktienkurses, hatten aber mehr Transparenz in der Darstellung des Vergütungssystems angemahnt.

Der Investor und Aktionärsvertreter Hermes hatte vor der Hauptversammlung laut "Spiegel" von "erheblichen Bedenken bezüglich des Vergütungssystems" gesprochen und davon, dass "diese vom Aufsichtsrat ignoriert wurden". Hermes halte "die maximal mögliche Vergütung für unangemessen hoch" und sieht "rote Linien, die Unternehmen nicht überschreiten sollten."

Auch die einflussreiche Aktionärsvertretung ISS hatte dem Bericht zufolge ihren Kunden empfohlen, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Das Verhalten des Kontrollgremiums zeige "einen ausgeprägten Mangel an Aufsicht und guter Unternehmensführung".

Der Vorstand wurde auf der Hauptversammlung dagegen mit 99,57 Prozent entlastet.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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