Wirtschaft

Die Luft wird dünner Aktien könnten schon bald korrigieren

Wer hoch steigt, fällt vielleicht auch tief.

Wer hoch steigt, fällt vielleicht auch tief.

(Foto: picture alliance / dpa)

Gas und Öl sowie enttäuschende Unternehmensgewinne könnten der Aktien-Rally einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Kurspotenzial besteht dagegen bei Edelmetallen.

Bislang sind die blutigen Auseinandersetzungen in der Ukraine an den Finanzmärkten ein Non-Event. Das würde sich schlagartig ändern, wenn die Gaslieferungen Russlands nach Europa unter dem Konflikt litten. Schließlich werden umfangreiche Mengen des russischen Erdgases durch ukrainische Pipelines transportiert.

Noch gefährlicher scheint die Entwicklung im Irak zu sein. Zwar terrorisieren die sunnitischen ISIS-Milizen bislang ausschließlich den Norden des Landes. Das Gros der Ölvorkommen befindet sich dagegen im Süden, den überwiegend Schiiten bewohnen. Es kann derzeit aber niemand abschätzen, ob es im Irak nicht zu einem Flächenbrand kommt. Die Internationale Energieagentur warnte in Bezug auf die Öl-Förderung bereits vor "erheblichen Abwärtsrisiken". Der Irak ist immerhin der sechstgrößte Öllieferant der Welt. Der Preis für das schwarze Gold hat zwischenzeitlich auf den Zerfall des Iraks empfindlich reagiert, sprich sich verteuert.

Die Gefahr steigender Zinsen

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Natürlich kann man einwenden, dass politische Börsen, kurze Beine haben. Aber auch von Seiten der Zinsen drohen Risiken. Insbesondere in den USA läuft die Konjunktur immer besser. Die Arbeitslosenquote ist mittlerweile mit 6,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren gefallen. Damit rückt ein Ende der ultra-lockeren Geldpolitik der amerikanischen Notenbank immer näher. Noch gehen die meisten Marktteilnehmer davon aus, dass die Fed die Leitzinsen nicht vor Mitte 2015 erhöht. Tatsache ist aber, dass vor allem in den USA das Zinsniveau gemessen am Wirtschaftswachstum zu niedrig ist. Wie heftig die Finanzmärkte auf steigende Zinsen beziehungsweise gestiegene Zinserwartungen reagieren, haben wir zuletzt im vergangenen Jahr erlebt.

In Europa war die wirtschaftliche Dynamik dagegen zuletzt rückläufig. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht zwar mit einer weiteren Zinssenkung und unkonventionellen Maßnahmen die Kreditvergabe anzukurbeln und den Euro zu schwächen. Die europäischen Aktienmärkte können nach unserer Einschätzung davon aber nicht profitieren. Vielmehr droht auch hier von der Zinsseite Gefahr. Der Renditeabstand (Spread) von als sicher geltenden Bundesanleihen zu Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie ist in letzter Zeit so stark gesunken, dass er teilweise schon wieder das Niveau von vor Ausbruch der jüngsten Weltfinanzkrise erreicht hat. Fundamental betrachtet wären höhere Spreads, das heißt höhere Zinsen in Ländern wie Spanien oder Italien angemessen. Steigende Zinsen bedeuten für Aktien aber immer Gift, weil dadurch Anleihen attraktiver werden.

Unternehmen müssen liefern

Schließlich sind Aktien nicht mehr günstig bewertet. Vor allem in Europa sind in den vergangenen Jahren die Unternehmensgewinne kaum gestiegen. Da aber gleichzeitig die Aktienkurse massiv zugelegt haben, haben sich vor allem die Bewertungen erheblich erhöht. Um diese zu rechtfertigen, müssen die Unternehmen jetzt deutliche Gewinnzuwächse liefern. Gewinnwarnungen werden dagegen rigoros abgestraft. So brach vergangene Woche der Kurs von Bilfinger zwischenzeitlich um fast 20 Prozent ein, nachdem Unternehmenschef Roland Koch die Anleger mit einer deutlich abgesenkten Gewinnprognose für das Gesamtjahr schockiert hatte.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen rechnen wir damit, dass der Rallye erst einmal die Luft ausgeht und die Aktienkurse sich eher seitwärts bewegen oder sogar leicht korrigieren. Daher sollten sich Anleger über die Sommermonate wie folgt positionieren:

  1. Konzentration auf Kerneuropa beziehungsweise Deutschland.
  2. Bevorzugung von Aktien mit hoher Dividendenrendite und einer hervorragenden Bilanzqualität.
  3. Defensive Werte aus den Bereichen Versorger und Basic-Materials, also die Produzenten von Industriemetallen und Grundchemikalien, konnten dagegen zuletzt zulegen. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen.

Investoren, die Anlagedruck verspüren, sollten sich die Edelmetalle anschauen. Silber hat sich seit Anfang Juni schon um fast zwölf Prozent verteuert. Gold ist in diesem Zeitraum immerhin um knapp sechs Prozent gestiegen. Sollten sich diese Ausbruchversuche fortsetzen, sind insbesonders die großen Edelmetallwerte interessant. Diese haben erstmals seit Jahren 2013 ihre Produktionslosten senken können und profitieren damit von den steigenden Edelmetallpreisen überproportional. Als einfaches Investment empfehlen wir den NYSE Acra Gold Bugs ETF (WKN ETF091). Der Indexfonds umfasst die größten börsennotierten Goldminengesellschaften der Welt, die ihre Produktion nicht zu festgelegten Preisen über den Terminmarkt verkaufen. Damit profitieren Unternehmen wie Goldcorp, Barrick Gold oder Newmont Mining unmittelbar vom steigenden Goldpreis.

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Quelle: ntv.de

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