Wirtschaft

Letzte Funksignale vor Absturz Airline-Chef: Flugsteuerung machte Probleme

Bei einer Trauerfeier von Ethiopian Airlines sind Bilder der getöteten Crew-Mitglieder aufgereiht.

Bei einer Trauerfeier von Ethiopian Airlines sind Bilder der getöteten Crew-Mitglieder aufgereiht.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Absturz einer Boeing 737 Max 8 der Ethiopian Airlines wird weiter über die Ursachen spekuliert. Dem Chef der Fluggesellschaft zufolge meldete der Pilot Probleme mit der Flugsteuerung. Auf Boeing kommen enorme Kosten zu.

Der Pilot der verunglückten Maschine der Ethiopian Airlines hat in seinen Gesprächen mit den Lotsen keine Angaben über extern verursachte Probleme gemacht. Er habe über Funk mitgeteilt, dass er Probleme mit der Flugsteuerung habe und nach Addis Abeba zurückkehren wolle, sagte Tewolde Gebremariam, Vorstandsvorsitzender von Ethiopian Airlines, dem "Wall Street Journal".

Der Manager sagte, er habe sich die Aufnahme aus dem Cockpit angehört. Der Pilot habe von keinen anderen Problemen, wie etwa einem Vogelschlag oder Ähnlichem, gesprochen. Es handelt sich um ein weiteres Indiz, dass der Absturz technische Ursachen haben könnte, die in der Verantwortung des Herstellers liegen könnten.

Am Sonntag war eine 737 Max 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Erst im vergangenen Oktober war eine baugleiche Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start verunglückt, 189 Menschen starben bei der Tragödie. Viele Länder sperrten ihren Luftraum für das Modell, während die US-Luftfahrtbehörde derzeit keinen Anlass für ein Flugverbot sieht.

Letzte Funksignale aus dem Cockpit

Die europäische Luftfahrtbehörde EASA hatte Dienstagabend erklärt, es sei noch zu früh, Schlüsse zur Unfallursache zu ziehen. Flugdatenschreiber und Stimmrekorder waren am Montag am Absturzort geborgen worden, an der Suche waren auch Experten von FAA und Boeing beteiligt. Daneben gibt es offenbar Aufzeichnungen zum Funkverkehr zwischen Flugzeug und Flughafen-Tower. Ein Sprecher von Ethiopian Airlines teilte am heutigen Mittwoch mit, Äthiopien habe nicht die nötige Ausrüstung, um die Black Boxes auszuwerten - sie müssten wohl ins Ausland geschickt werden.

Für Boeing könnte sich das Unglück zum finanziellen Desaster ausweiten. Mit dem Billigflieger Norwegian kündigte eine erste Airline Entschädigungsforderungen an. Norwegian Air Shuttle besitzt 18 Maschinen des Typs 737 Max 8. Die Fluggesellschaft werde Boeing "die Rechnung schicken", teilte ein Unternehmenssprecher mit. Norwegian dürfe nicht finanziell leiden, weil ein komplett neues Flugzeug nicht fliegen könne. Die finanziell angeschlagene Airline musste demnach am heutigen Mittwoch 19 Flüge streichen und die Passagiere umbuchen.

26 Milliarden Dollar verpufft

Der Absturz von zwei nagelneuen Maschinen des Typs 737 Max 8 binnen fünf Monaten birgt für Boeing tatsächlich erhebliche finanzielle Risiken. Wegen des geringen Spritverbrauchs war das Flugzeug bislang sehr begehrt. Rund 100 Airlines haben bereits mehr als 5000 Maschinen bestellt. Ein Großteil der georderten Jets steht noch zur Auslieferung an. Der Stückpreis liegt früheren Angaben je nach Version zwischen 90 und 110 Millionen Dollar.

Die Aktien des Flugzeugherstellers und Airbus-Konkurrenten Boeing sind seit dem Absturz der Ethiopian-Airlines-Maschine scharf eingebrochen. Mehr als 26 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung sind damit verloren gegangen. Die Boeing 737 Max ist erst seit Mai 2017 in Betrieb. Weltweit fliegen rund 370 Maschinen des Typs.

Quelle: ntv.de, shu/DJ/dpa/AFP

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