Wirtschaft

Machtkampf beim Flugzeugriesen Airbus setzt Enders angeblich vor die Tür

Tom Enders steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns.

Tom Enders steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns.

(Foto: REUTERS)

Korruptionsermittlungen erschüttern derzeit den europäischen Flugzeugbauer Airbus. Über den Umgang damit tobt ein Machtkampf in der Führungsetage, den Konzernchef Tom Enders vorerst für sich entscheiden kann. Doch auch sein Abschied scheint beschlossen.

Der Vertrag von Airbus-Chef Tom Enders wird laut unbestätigten französischen Medienberichten nach Ablauf im Jahr 2019 nicht verlängert. Das habe der Verwaltungsrat des von Korruptionsermittlungen erschütterten Luftfahrtkonzerns am Donnerstag gebilligt, meldete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf zwei Quellen "aus dem Umfeld der Angelegenheit". Ein Airbus-Sprecher äußerte sich auf Anfrage am Abend nicht dazu. Enders' derzeitiges Mandat endet im Frühjahr 2019. Die Zeitung "Le Figaro" berichtet, eine offizielle Mitteilung sei vor Börsenöffnung am Freitag geplant.

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Demnach wird auch die Nummer zwei des Luftfahrtriesen, der Franzose Fabrice Brégier, als Chef des Verkehrsflugzeuggeschäfts zurücktreten. Der Chef der Airbus-Helikoptersparte, Guillaume Faury, solle im Februar Brégiers Nachfolge antreten.

Bregier hatte sich zuletzt in einen Machtkampf mit Enders verstrickt. Insider sagten, Bregier habe die französische Regierung gebeten, sich hinter ihn zu stellen, so wie das kürzlich die deutsche Bundesregierung mit Enders gemacht habe. Doch die erhoffte Unterstützung sei ausgeblieben.

Der "Figaro" hatte bereits am Dienstag berichtet, dass Enders abtreten werde - dies hatte Airbus zu diesem Zeitpunkt als "reine Spekulation" bezeichnet.

Deutsch-französisches Politikum

Derzeit halten Korruptionsermittlungen in Großbritannien und Frankreich Airbus in Atem. Die beiden Top-Manager stehen wegen ihres Umgangs damit unter Beschuss. Intern wird Enders vorgeworfen, er gehe zu aggressiv bei der Aufarbeitung der Affäre vor. Zugleich könnten die in der Sache ermittelnden Behörden in Frankreich und Großbritannien auf einen personellen Neuanfang drängen, bevor sie sich auf einen Vergleich mit Airbus einlassen.

Schon vor einigen Wochen war in Medienberichten über eine vorzeitige Ablösung des 58-jährigen Deutschen spekuliert worden. Durch den Abschied von Bregier dürften seine Chancen gestiegen sein, seinen Vertrag bis Mai 2019 noch zu erfüllen.

Airbus ist ein Politikum. Deutschland und Frankreich halten jeweils 11,1 Prozent der Anteile an dem Erzrivalen des US-Flugzeugbauers Boeing, Spanien weitere 4,2 Prozent. Der unter dem Spitznamen "Major Tom" bekannte Enders steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns. Airbus beschäftigt weltweit rund 134 000 Mitarbeiter und machte 2016 einen Umsatz von 67 Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/rts

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