Wirtschaft

Verhandlungen schon am Freitag Air-Berlin-Zerschlagung wird konkret

Die Marke Air Berlin wird wohl verschwinden.

Die Marke Air Berlin wird wohl verschwinden.

(Foto: dpa)

Unter hohem Zeitdruck will sich Lufthansa große Teile der Air Berlin einverleiben. Schon in der kommenden Woche könnte alles klar sein. Für die Beschäftigten der insolventen Airline sind die Aussichten allerdings trübe.

Nach dem Insolvenzantrag der Air Berlin sind für diesen Freitag konkrete Verkaufsverhandlungen für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft geplant. Der deutsche Marktführer Lufthansa will sich aus der Insolvenzmasse einen großen Teil der Flugzeuge sichern. Es könne um rund 90 der 144 Flugzeuge gehen, wurden entsprechende Informationen der "Süddeutschen Zeitung" in Unternehmenskreisen bestätigt. Weitere Gespräche soll es nach dpa-Informationen mit Easyjet und Tuifly geben.

Nach Angaben von Lufthansa-Vizeaufsichtsratschefin Christine Behle finden am Freitag die Gespräche nur mit dem Dax-Konzern statt. Die Lufthansa werde zunächst einmal ihre Pläne vorstellen. "Meines Wissens wird es wohl so sein, dass die anderen Anbieter danach eingeladen werden und dann gemeinsam ein Paket geschnürt wird", sagte Behle, die auch Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi ist.

Lufthansa sieht sich unter großem Zeitdruck, so dass die bereits weit gediehenen und seit Monaten vorangetriebenen Verhandlungen schon in der kommenden Woche abgeschlossen werden könnten, erfuhr die "SZ". Mit dem Air-Berlin-Vorstand und dem Insolvenzverwalter Lucas Flöther solle auch am Wochenende verhandelt werden.

Die Kunden von Air Berlin konnten unterdessen keine Bonusmeilen einlösen. Dieser Dienst des Vielflieger-Programms Topbonus sei vorübergehend nicht verfügbar, sagte eine Sprecherin des Großaktionärs Etihad, dem Topbonus gehört. Man warte auf zusätzliche Informationen von Air Berlin. Ob ein technisches Problem vorliegt oder ob es andere Gründe gibt, war den Angaben nicht zu entnehmen. Unklar blieb auch, wie lange die Störung dauert.

Nach Angaben von Vorstandschef Thomas Winkelmann steht die Airline schon seit Wochen mit den Kaufinteressenten in Kontakt. Alle seien "in finanzieller Hinsicht seriös, vom Volumen her ausreichend groß, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten, und hätten zudem das Interesse, weiterhin vom Standort Deutschland aus zu operieren", sagte Winkelmann der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er nannte keine Namen außer den der Lufthansa.

Sorge um die 8000 Beschäftigten

Derweil fürchtet die Gewerkschaft Verdi, dass die Interessenten nur die Flugzeuge kaufen wollen und die mehr als 8000 Beschäftigten von Air Berlin sich neu bewerben müssen. "Dann wären Lohnverluste von bis zu 50 Prozent zu befürchten", sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle nach einem Gespräch mit Air-Berlin-Personalchefin Martina Niemann. "Diese Perspektive hat uns ziemlich geschockt." Verdi fordert von den Interessenten, die Beschäftigten zu fairen Konditionen zu übernehmen.

Tarifvorstand Nicoley Baublies von der Flugbegleitergewerkschaft Ufo kritisierte: "Die Bieter wollen nur das Blech, und die Leute können sehen, wo sie bleiben." Baublies appellierte an die Politik, die Arbeitsplätze zu aktuellen Bedingungen zu sichern. "Mit dem 150-Millionen-Kredit sollten schließlich die Jobs gerettet werden."

Kein LH-Interesse an älteren Propeller-Maschinen

Lufthansa will neben bereits angemieteten 38 Air-Berlin-Jets die österreichische Touristik-Tochter Niki und weitere Flugzeuge übernehmen. Sie sollen unter dem Dach der Lufthansa-Tochter Eurowings an den Start gehen. In der Zahl seien auch die meisten der 17 Langstrecken-Flugzeuge der Air Berlin enthalten, die ebenfalls an die Eurowings gehen sollen.

Kein Interesse hat Lufthansa dem Vernehmen nach an älteren Propeller-Maschinen und an den 14 Boeing-Jets, die Air Berlin zu hohen Kosten von der Tuifly gemietet hat. Sie könnten an den Touristikflieger des Tui-Konzerns zurückfallen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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