Marktberichte

Erleichterung an Wall Street Yellen lässt Dow Rekordhoch erklimmen

Dieses Bild entstand zwar bereits im Januar, als der Dow die 20.000er-Marke knackte, doch dürfte die Stimmung heute ähnlich gut gewesen sein.

Dieses Bild entstand zwar bereits im Januar, als der Dow die 20.000er-Marke knackte, doch dürfte die Stimmung heute ähnlich gut gewesen sein.

(Foto: REUTERS)

Aktienanleger in den USA erleben einen guten Tag. Dank der Äußerungen von Notenbankpräsidentin Yellen rücken Zinserhöhungen in weite Ferne, der Dow Jones frohlockt so sehr, dass ihm sogar ein neuer Höchststand gelingt.

Die Aussagen von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen haben an der Wall Street für steigende Kurse gesorgt. Der Dow-Jones-Index kletterte im Verlauf sogar auf ein neues Rekordhoch bei 21.581 Punkten. Yellen sagte, die Wirtschaft wachse in diesem Jahr mit moderatem Tempo und kündigte an, dass die Fed den Plan zum Bilanzabbau in diesem Jahr umsetzen werde. Sie räumte aber auch ein, dass die Aussichten für die Inflation unsicher seien. Es sei nicht klar, wann und wie diese auf die anziehende Wirtschaft reagieren werde. Damit erscheint das Zinserhöhungspotenzial begrenzt.

"Alles drehte sich darum, ob es noch zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr geben wird, doch die Fed wird eher den Abbau der Bilanz als weitere Zinserhöhungen zur Normalisierung der Geldpolitik nutzen", so Analyst Michael Antonelli von Robert W. Baird & Co. "Das sieht sehr nach einem taubenhaften Zinserhöhungszyklus aus, was vom Markt gern gesehen wird", ergänzte der Teilnehmer.

Der Dow-Jones-Index verbesserte sich um 0,6 Prozent auf 21.532 Punkte und markierte damit auch auf Schlusskursbasis ein Rekordhoch. Für den S&P-500 ging es um 0,7 Prozent nach oben auf 2.443 Punkte. Der Nasdaq-Composite stieg um 1,1 Prozent auf 6.261 Punkte. Der technologielastige Index legte damit bereits den vierten Handelstag in Folge zu. Das Volumen stieg auf 793 (Dienstag: 784) Millionen Aktien. Dabei kamen auf 2.275 (1.561) Kursgewinner 705 (1.384) -verlierer. Unverändert gingen 104 (138) Titel aus der Sitzung.

Das "Beige Book" der US-Notenbank hatte dagegen kaum Einfluss auf das Handelsgeschehen. Die US-Wirtschaft ist demnach von Ende Mai bis Ende Juni "leicht bis moderat" gewachsen. Das klingt etwas weniger optimistisch als noch im vergangenen Konjunkturbericht der Fed. Die Notenbank verwies unter anderem auf eine Abschwächung des Autoabsatzes und geringere Ausgaben für Baumaßnahmen. Der Bericht der Fed basiert auf Umfragen in allen zwölf Distrikten der Notenbank. Die Ergebnisse dienen der Vorbereitung auf die nächste Zinsentscheidung am 25. und 26. Juli.

Daneben spielte die allmählich anlaufende Berichtssaison zunehmend eine Rolle, zumal bereits am Freitag gleich drei große US-Banken ihre Zahlen vorlegen. Im Hintergrund schwelt jedoch die Krise um die mögliche Einflussnahme Russlands auf den US-Wahlkampf im Vorjahr. Am Vortag war der Dollar mit den neuen Enthüllungen um Trumps Sohn und seine Russland-Kontakte unter Druck geraten.

Dollar im Wechselbad

Passend zur taubenhaften Interpretation geriet der Dollar mit den Yellen-Aussagen zunächst unter Druck. Im weiteren Verlauf legte er dann jedoch wieder zu, so dass der Euro im späten US-Handel bei 1,1420 Dollar notierte. Im Tageshoch hatte er schon bei 1,1489 Dollar gelegen. Allerdings taten sich die Analysten mit einer Erklärung der Dollar-Bewegung schwer. Im Devisenhandel hieß es, dass der Rückgang möglicherweise damit zu erklären sei, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) nach Yellen nun wieder verstärkt ein Fragezeichen hinter die Inflationserwartungen machen könnte. Zuletzt hatte EZB-Präsident Mario Draghi mit hawkishen Aussagen zur Inflationserwartung eine Euro-Rally ausgelöst.

Die Ölpreise schlossen auf dem höchsten Stand seit rund einer Woche. Hier sorgte ein erneuter und zudem deutlicher als erwarteter Rückgang bei den US-Lagerdaten für gute Stimmung. Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war ebenfalls eine kräftige Abnahme registriert worden. Doch sind damit die bestehenden Sorgen um ein globales Überangebot nicht aus der Welt, sagte ein Beobachter. Dies ließ sich an der etwas verhalteneren Reaktion von Brent ablesen. Am 17. Juli will die Opec zudem offenbar ein außerplanmäßiges Treffen abhalten. Teilnehmen würden hochrangige nationale Vertreter der Mitgliedsstaaten, wie eine mit den Plänen vertraute Person sagte. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg zum US-Settlement um 1,0 Prozent auf 45,49 Dollar. Für Brent ging es um 0,5 Prozent auf 47,74 Dollar nach oben.

Der Goldpreis rückte zum US-Settlement um 0,4 Prozent auf 1.219 Dollar je Feinunze vor und legte damit bereits den dritten Handelstag in Folge zu. Zur Begründung wurde auf die taubenhaften Yellen-Aussagen verwiesen. Zudem hätten die jüngst wieder gestiegenen politischen Sorgen in Bezug auf die Russland-Affäre weiter gestützt, so ein Teilnehmer.

Auch die US-Anleihen legten mit den Aussagen von US-Notenbankpräsidentin Yellen zu. Die Rendite der zehnjährigen Treasurys fiel um 5 Basispunkte auf 2,32 Prozent. Die Aussicht auf eine weitere Erhöhung der Zinsen in diesem Jahr habe sich aufgrund der weiter recht niedrigen Inflation leicht reduziert, so ein Teilnehmer.

Fluglinien mit Prognosen gesucht

American Airlines erhöhten sich um 4,2 Prozent. Die Fluggesellschaft hat die Umsatzprognose pro Sitzmeile für das zweite Quartal angehoben. Sie erwartet nun ein Plus von 5 bis 6 Prozent nach zuvor 3,5 bis 5,5 Prozent. Auch bei United Continental Holdings stützen Aussagen zur Umsatz-Entwicklung. Im April hatte die Fluggesellschaft ein Erlöswachstum für das Juniquartal im Passagiergeschäft auf Jahressicht von 1 bis 3 Prozent ausgerufen. Nun bezifferte die Airline den Zuwachs mit 2 Prozent. Das Papier kletterte um 4,7 Prozent.

Der Kurznachrichtendienst Twitter ist auf der Suche nach einem Finanzvorstand fündig geworden. Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker und Finanzvorstand des Softwareherstellers Intuit, Ned Segal, soll seinen Posten bei Twitter im August antreten. Das Unternehmen musste zuletzt eine Reihe von Abgängen verkraften. Die Titel gewannen 3,3 Prozent.

Der US-Internetkonzern Google ist zunächst als Sieger aus einem Steuerstreit mit Frankreich hervorgegangen und kommt damit um die Zahlung von 1,11 Milliarden Euro herum. Das zuständige Gericht urteilte, dass das lukrative Werbegeschäft der zur Alphabet gehörenden Suchmaschine keinen "Steuersitz" in Frankreich habe und somit keine Steuern auf die Einnahmen mit Werbekunden in dem Land nachzahlen müsse. Die Alphabet-Aktie gewann 1,5 Prozent.

Die Aktien von NRG Energy schossen um 29,4 Prozent nach oben. Der Druck eines aktivistischen Investors auf das Management des Unternehmens zeigt Wirkung. NRG Energy plant die Veräußerung von Unternehmensanteilen im Volumen von bis zu 4 Milliarden Dollar. Daneben sind auch noch Kostensenkungen geplant.

Die Aktien von Paypal Holdings erhöhten sich um 3,3 Prozent auf 56,55 Dollar und schlossen damit auf einem Rekordhoch. Auslöser war eine Partnerschaft des Unternehmens mit dem Technologie-Konzern Apple. So soll es künftig möglich sein, im App Store, bei Apple Music, iTunes und iBooks mit Paypal zu bezahlen. Demnach sollen Kunden in zwölf Ländern, darunter den USA, Australien und Großbritannien, diese Möglichkeit haben. Apple legten um 0,1 Prozent zu.

Wie der Handel heute insgesamt gelaufen ist, können Sie im Börsen-Tag nachlesen.

Quelle: ntv.de, vpe/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen