Wirtschaft

Rohstoffpreise brechen ein Wie China 460 Milliarden Dollar spart

Preiseinbruch: Ein Arbeiter des chinesischen Öl-Riesen Sinopec geht auf einem Öltank.

Preiseinbruch: Ein Arbeiter des chinesischen Öl-Riesen Sinopec geht auf einem Öltank.

(Foto: REUTERS)

Die einen leiden, die anderen profitieren: China ist ein großer Gewinner des Verfalls der Rohstoffpreise. Die Einsparungen sind gigantisch - vor allem beim Öl.

Die fallenden Rohstoffpreise sorgen rund um den Erdball für Schmerzen: Russland, Saudi-Arabien oder Brasilien leiden, ihnen brechen die Einnahmen weg. Doch es gibt auch Profiteure. Der größte von ihnen? China.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,39

Rund 460 Milliarden Dollar jährlich spare die Volksrepublik beim gegenwärtigen Preisniveau, sagt Kenneth Courtis. Der Manager war früher Vize-Asien-Chef der US-Bank Goldman Sachs und führt heute die Investmentfirma Startfort. Für den Löwenanteil von knapp 320 Milliarden Dollar sorge der niedrige Ölpreis, so Courtis. Für den Rest der Einsparungen sei der Preisverfall etwa bei Kohle, Industriemetallen und Agrarrohstoffen verantwortlich.

Seine Kalkulation ist einfach: China importiert täglich 12,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl. Mit einem Preis um die 30 Dollar pro Fass kostet der Rohstoff 70 Dollar weniger als 2014. Das Land spart demnach jeden Tag 87,5 Millionen Dollar allein an Öl-Einfuhren - im Jahr kommt dann eine hohe Milliardensumme zusammen.

Von den sinkenden Kosten profitiert die gesamte Wirtschaft: Fabriken produzieren billiger, die Heizrechnungen sinken, viele Lebensmittel kosten weniger. "Das führt zu geringerer Inflation und dazu, dass Haushalte mehr Dinge kaufen können", sagte der ehemalige Weltbank-Ökonom Louis Kujis der Finanznachrichtenagentur "Bloomberg". Und im produzierenden Gewerbe würden sich die Gewinne ohne den Fall der Rohstoffpreise noch schlechter entwickeln als derzeit.

China sucht neues Wachstumsmodell

Ein weiterer Vorteil: Die geringere Inflation erhöht den Spielraum der chinesischen Notenbank, die Geldpolitik weiter zu lockern und damit die Konjunktur anzukurbeln. Das Wirtschaftswachstum in China war im vergangenen Jahr offiziellen Zahlen zufolge auf 6,9 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren gesunken. Billigeres Geld sorgt tendenziell für günstigere Kredite und erhöht zugleich den Inflationsdruck.

All das hilft der Führung des Landes dabei, das Wirtschaftsmodell zu ändern. Peking versucht, die Abhängigkeit von Exporten, Schwerindustrie und Investitionen zu vermindern und will Binnenkonsum und Dienstleistungen stärken. Wenn Chinesen mehr Geld zum Ausgeben haben, fällt dieser Weg sehr viel leichter.

Quelle: ntv.de, jga

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