Wirtschaft

Konsumenten genießen kleine Preise Wer hat Angst vor Deflation?

Immer noch ein ungewohnter Anblick. Doch die Ölpreise steigen schon wieder

Immer noch ein ungewohnter Anblick. Doch die Ölpreise steigen schon wieder

(Foto: dpa)

Deflation macht erstmal Spaß - vor allem an der Zapfsäule. Doch die fallenden Preise haben auch ihre Schattenseiten. Wer profitiert von und wer ängstigt sich vor den kleinen Zahlen?

Im Januar fallen die Preise passend zu den Temperaturen. Wie das Europäische Statistikamt jüngst bekannt gab, sanken die Lebenshaltungskosten im Januar im Vorjahresvergleich um 0,6 Prozent. Für die Verbraucher wird der Preisverfall besonders bei Heizen und Tanken spürbar: Die Energiekosten fielen um ganze 8,9 Prozent.

Die fallenden Preise gefallen der Europäischen Zentralbank gar nicht, sie will ab März mehr als eine Billion Euro in den Finanzkreislauf pumpen, um die Inflation anzuheizen und eine Deflation zu verhindern. Aber was haben die Währungshüter gegen ein günstigeres Leben? Der klassischen Lehre nach können rutschende Preise zu einem Käuferstreik führen. Haben sich die Verbraucher nämlich auf dauerhaft fallende Preise eingestellt, verschieben sie ihre Einkäufe, um auf noch niedrigere Preise zu warten. Für die Unternehmen lohnt sich die Produktion immer weniger, Löhne und Investitionen sinken, die Wirtschaft trudelt in eine Abwärtsspirale.

Von Kaufzurückhaltung ist jedoch bislang noch nichts zu spüren. Im Gegenteil: In Deutschland rechnen Einzelhändler das sechste Jahr in Folge mit einem Umsatzwachstum. Grund sei vor allem die Tatsache, dass der jüngste Preisverfall vor allem von den Energiepreisen ausgeht, meinen Ökonomen. Und wer würde schon die Anschaffung eines neuen Laptops verschieben, weil er an der Tankstelle zehn Euro gespart hätte? Gleichzeitig sind Elektronikgeräte ein gutes Beispiel dafür, dass fallende Preise den Konsumdrang nicht unbedingt mildern – denn das Fernseher, PCs und anderes elektronisches Spielzeug beständig an Wert verliert, daran haben sich die Käufer in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt.

Sicherlich dürften die Unternehmen auf lange Sicht Schwierigkeiten haben, ihre Produkte zum Schnäppchenpreis feilzubieten. Doch lange dürfte das Deflationsszenario ohnehin nicht anhalten – beim Ölpreis erwarten Analysten nun spätestens im zweiten Halbjahr 2015 eine spürbare Stabilisierung.

Wenig Freude machen die deflationären Tendenzen allerdings einer Gruppe: Den Schuldnern. Denn Schulden lassen sich derzeit nicht einfach „weginflationieren“. Eine Inflation bedeutet nämlich auch eine Geldentwertung, die Schulden werden also „günstiger“. Dass dieser Mechanismus derzeit wegfällt, dürfte vor allem europäischen Finanzministern schlaflose Nächte bereiten. Denn ihre Schuldenquoten steigen aufgrund der fallenden Preise weiter an, selbst wenn sie Schulden abbauen. Einziger Trost: Die Kosten für die Kredite sind derzeit ebenso schlank wie die Preise – außer für Griechenland. Aus Angst vor einem Staatsbankrott verlangen die Investoren hier nämlich mehr Geld. Da ist Essig mit den kleinen Preisen.

Quelle: ntv.de

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