Wirtschaft

Yellen will die Party beenden Warum die Zinserhöhung Trump ärgert

Führt die Fed: Janet Yellen.

Führt die Fed: Janet Yellen.

(Foto: REUTERS)

Sie hat es getan: Die US-Notenbank unter ihrer Chefin Yellen erhöht die Zinsen - und will in diesem Jahr weiter nachlegen. Für US-Präsident Trump ist das eine schlechte Nachricht.

Die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt waren für Donald Trump ein willkommener Anlass, zu triumphieren. "JOBS, JOBS, JOBS!" twitterte der US-Präsident. Für ihn sind die Februar-Zahlen ein Beweis dafür, dass er ein zentrales Versprechen erfüllt, indem er für kräftiges Wirtschaftswachstum sorgen wird. Doch die US-Notenbank betrachtet die Zahlen etwas anders: Ihr ist der Aufschwung groß genug.

Unabhängig davon, wie viele neue Jobs tatsächlich auf Trumps Politik zurückgehen: Für die Federal Reserve bestätigten die Arbeitsmarktdaten eindrucksvoll, dass sie ihre Mission zu erfüllen habe. Um es mit den Worten ihres langjährigen Fed-Chefs William McChesney Martin auszudrücken: Die Notenbank muss "die Punsch-Bowle wegnehmen, wenn die Party in Fahrt kommt".

Trump wird das nicht gefallen. Doch die Fed und ihre Chefin Janet Yellen sind offensichtlich wild entschlossen, genau das zu tun. Sie hat zum zweiten Mal seit seinem Wahlsieg die Zinsen angehoben - und will bald nachlegen. Mit 0,75 bis 1,0 Prozent liegt der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld nun auf dem Niveau von Herbst 2008, als die weltweite Finanzkrise eskalierte.

Höhere Zinsen bremsen tendenziell das Wirtschaftswachstum, das Trump von seinem Vorgänger Barack Obama geerbt hat. Der Arbeitsmarkt brummt, die Löhne steigen, der Optimismus bei Konsumenten und Unternehmen nimmt zu. Der Aktienmarkt tendiert auf Rekordniveau. Die Fed ist davon überzeugt, etwas auf die Bremse treten zu müssen.

Fed sieht sich fast am Ziel

Die US-Notenbank hat offiziell zwei Ziele. Eines davon ist Vollbeschäftigung, die mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,7 Prozent praktisch erreicht ist. Und auch die zweite Aufgabe - stabile Preise - ist nahezu erfüllt: Die Preise bei den persönlichen Verbraucherausgaben (bei denen Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben) zogen im Januar binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent an. Hier strebt die Fed zwei Prozent an. Rechnet man die Energie- und Nahrungsmittelkosten hinzu, ergab sich ein Plus von 1,9 Prozent - der stärkste Anstieg seit Oktober 2012.

Der jüngste Zinsschritt ist zwar klein. Die Leitzinsen liegen weiterhin unter 1 Prozent und damit auf im historischen Kontext niedrigen Niveau. Nach jeweils nur einem Schritt in den vergangenen beiden Jahren soll es in diesem Jahr noch zwei weitere Schritte nach oben geben.

Die Notenbank ist davon überzeugt, dass die Wirtschaft bereits rund läuft: Sie beließ ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr unverändert bei 2,1 Prozent, die Prognose für 2018 hob sie nur minimal auf ebenfalls 2,1 Prozent an. Im Gegensatz zu Trump will die Fed kein sehr viel stärkeres Wachstum. Sie ist davon überzeugt, dass das ungesund wäre und will eine Überhitzung der Wirtschaft vermeiden - indem sie Kredite durch höhere Zinsen verteuert.

Durch billiges Geld drohen außerdem Blasen zu entstehen - etwa am Aktienmarkt oder bei Immobilien. Platzt die Blase, ist der Wertverfall umso größer. Das will die Fed verhindern. Schließlich war es eine US-Immobilienblase, die 2008 in die tiefste Wirtschafts- und Finanzkrise der neueren Geschichte geführt hat – und die Fed zu der ultra-lockeren Geldpolitik zwang, von der sie sich langsam verabschieden will.

Trump will mehr Wachstum

Es entbehrt vor diesem Hintergrund nicht einer gewissen Ironie, dass Trump im Wahlkampf gegen Yellen geätzt hatte. Sie solle sich schämen für das, was sie dem Land mit ihrer Geldpolitik antue, hatte Trump in Richtung Yellen geschimpft. Durch ihre unangemessenen niedrigen Zinsen habe die Fed einen Aktienmarkt mit künstlich hohem Kursniveau und damit gefährliche Spekulationsblasen geschaffen.

Was nichts daran ändert: Eine straffere Geldpolitik passt dem Präsidenten Trump nicht, hatte er doch ein regelrechtes Job-Wunder angekündigt. Durch Konjunkturpakete und massive Steuersenkungen sollen in den nächsten zehn Jahren 25 Millionen US-Arbeitsplätze entstehen und Jahresraten von vier Prozent beim Wirtschaftswachstum erreicht werden. Viele Ökonomen bezweifeln zwar ohnehin, dass Trumps ehrgeizige Ziele realistisch sind. Fest steht aber: Ohne Unterstützung der Fed, die einen Aufschwung mit Zinserhöhungen dämpfen könnte, wird es noch schwerer, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen.

Hinzu kommt: Höhere Zinsen verteuern den Dollar. Denn sie machen es attraktiver, Geld im Dollarraum anzulegen. Und ein starker Dollar kommt Trump derzeit überaus ungelegen, er wünscht sich eine schwache US-Währung. Denn davon profitieren US-Exporteure, da ihre Produkte im Ausland billiger sind. Umgekehrt werden Importe teurer und damit für US-Verbraucher unattraktiver. Ein schwächerer Dollar würde es Trump also erleichtern, wie angekündigt das immense Handelsdefizit der USA vor allem gegenüber China, aber auch Ländern wie Japan und Deutschland, zu verringern.

Die Amtszeit der Fed-Chefin, die von Obama ernannt worden war, läuft bis Februar 2018. Es sieht derzeit nicht danach aus, dass Trump ihr eine weitere Amtszeit ermöglicht.

Quelle: ntv.de

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