Wirtschaft

Munich Re stellt Bilanz vor Waldbrände kosteten Versicherer Milliarden

Der größte Rückversicherer der Welt, Munich Re, zeichnet ein düsteres Bild: Immer höhere Temperaturen führen zu immer größerer Trockenheit. Folglich steigt die Waldbrandgefahr weltweit. Ein Trend, der bereits im vergangenen Jahr deutliche Spuren hinterlassen hat.

Für die Versicherungsbranche waren die Waldbrände in Kalifornien im vergangenen Jahr die schwersten Feuer aller Zeiten. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat die gesamtwirtschaftliche Schadensumme auf 24 Milliarden Dollar (21 Mrd. Euro) beziffert, ein Vielfaches der bei Feuern üblichen Summe. Davon waren 18 Milliarden Dollar versichert. Der Analyse zufolge sehen die Klimaforscher von Munich Re darin ein Indiz für den Klimawandel.

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"Diese Waldbrände waren ein neuer Schadenrekord, auch mit knapp 100 Todesopfern ein trauriger humanitärer Höchststand", sagte Ernst Rauch, Chef der Klimaforschungsabteilung. Davor habe es in dem US-Bundesstaat bereits 2017 Rekordschäden durch Waldbrände gegeben. "Es gibt bei Naturkatastrophen immer wieder Ausreißer, aber zwei Jahre hintereinander ein Vielfaches der üblichen Schadensumme, das ist besonders auffällig."

Die Schäden seien unter anderem deswegen so hoch, weil die Besiedlung der kalifornischen Bergregion weiterhin zunehme. "Aber das ist nicht die einzige Erklärung, es gibt meteorologische Auffälligkeiten." Kalifornien zähle zu den Regionen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten überdurchschnittlich erwärmt hätten. "Nicht die Zahl der Brände hat zugenommen, sondern die betroffene Fläche." Es brenne mehr und schneller ab.

"Immer höhere Temperaturen führen zu immer größerer Trockenheit. Durch hohe Feuchtigkeit im Winter wächst das Buschwerk schnell nach und liefert in trockenen Sommern leicht brennbares Material", ergänzte der Experte. Langfristig sei fraglich, ob solch stark gefährdete Gebiete ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen überhaupt noch besiedelt werden könnten. Häuser müssten nach strengeren Standards errichtet und mit mehr Abstand zum Wald gebaut werden.

Dürre war teuerste Katastrophe in Europa

Ein ähnliches klimatisches Muster ist nach Rauchs Worten in vielen Regionen der Welt zu beobachten, auch in Deutschland. 2018 sei hierzulande mehr als zwei Grad wärmer gewesen als im langjährigen Durchschnitt. "In Deutschland nähern wir uns gewissermaßen in einzelnen Jahren schon dem Zwei-Grad-Wert an, auf den die globale Erwärmung gemäß des Abkommens von Paris begrenzt werden soll", sagte der Geowissenschaftler.

Die Dürre, die in der Landwirtschaft zu hohen Schäden führte, war mit 3,9 Milliarden Dollar die teuerste Naturkatastrophe in Europa. Doch nur ein Bruchteil der Ernteausfälle ist hier versichert - anders als in den USA. Stattdessen sprang, etwa in Deutschland, der Staat ein. "Die Landwirte haben einen großen Teil der Schäden selbst getragen: das System mit fallweisen staatlichen Hilfen ist nicht zufriedenstellend", kritisierte Rauch. Er sieht die Regelung in den USA als Vorbild, wo sich die Versicherer und der Staat in einer Ernteversicherung zusammengetan haben: "Ich kenne keine substanzielle Kritik daran."

Global betrachtet verursachten Naturkatastrophen 2018 mit 160 Milliarden Dollar geringere Gesamtschäden als im zehnjährigen Schnitt, der bei 190 Milliarden liegt. Allerdings traf ein höherer Anteil davon die Versicherungsbranche: Die Unternehmen übernahmen 80 der 160 Milliarden, der Durchschnitt in den vergangenen drei Jahrzehnten lag bei 41 Milliarden. "Europa und Nordamerika können sich an den Klimawandel relativ gut anpassen, aber 90 Prozent der Weltbevölkerung wohnen außerhalb dieser beiden Regionen", sagte Rauch.

Zahl der Todesopfer gesunken

Die Wirbelsturmsaison 2018 war laut Munich Re ebenfalls ungewöhnlich - es gab über den Ozeanen der Nordhalbkugel mehr Stürme als üblich. Insgesamt verursachten Wirbelstürme weltweit Gesamtschäden von 56 Milliarden Dollar. Zurückgegangen ist jedoch die Zahl der Todesopfer: Im Schnitt kommen jährlich mehr als 50.000 Menschen ums Leben, im vergangenen Jahr waren es 10.400.

"Um den langfristig zu beobachtenden Trend höherer Schäden aus Naturkatastrophen global abzudämpfen, muss die Anpassungsfähigkeit an extreme Wetterereignisse zunehmen", sagte Rauch. "Das können beispielsweise Bauvorschriften sein oder eine vorausschauende Landnutzung. Es macht einfach keinen Sinn, in ausgewiesene Überschwemmungsgebiete hinein zu bauen. In Kalifornien müsste mit scharfem Auge darauf geschaut werden, wo gesiedelt wird."

Die Munich Re dokumentiert seit den siebziger Jahren Naturkatastrophen weltweit, da dies für die Versicherungsbranche von Bedeutung ist. Denn die Unternehmen kalkulieren ihre Beitragssätze auf Grundlage der Daten der Vergangenheit. Die Expertise der Münchner Fachleute ist auf vielen internationalen Tagungen gefragt.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts

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