Politik

"Werden uns das genau anschauen" USA wollen Nord-Stream-2-Sanktionen

Rohre für Nord Stream 2 werden verlegt.

Rohre für Nord Stream 2 werden verlegt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die auch in der EU umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 ist dem US-Präsidenten ein Dorn im Auge, denn die USA wollen ihr Gas in Europa selbst verkaufen. Trump droht deshalb mit Sanktionen, wird aber noch nicht konkreter.

US-Präsident Donald Trump erwägt Sanktionen wegen der geplanten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. "Das ist etwas, das wir uns anschauen und worüber ich nachdenke", sagte Trump am Rande eines Besuchs des polnischen Präsidenten Andrzej Duda im Weißen Haus auf eine entsprechende Frage eines Reporters. Der US-Präsident kritisierte: "Wir schützen Deutschland vor Russland, und Russland bekommt Abermilliarden Dollar von Deutschland."

Trump warnte, Deutschland begebe sich mit der Pipeline in Abhängigkeit und könne im schlimmsten Fall zur "Geisel Russlands" werden. Deutschland mache hier einen "riesigen Fehler". Er betonte aber, am Ende liege die Entscheidung über das Projekt bei Deutschland. Nord Stream 2 soll unter Umgehung von Polen und der Ukraine Gas von Russland nach Deutschland liefern. Trump und Duda lehnen die Pipeline ab, an der die Bundesregierung festhält.

Mehrere Sanktionsziele

Trump machte keine Angaben dazu, gegen wen etwaige Sanktionen gerichtet sein könnten. Die US-Senatoren Ted Cruz und Jeanne Shaheen hatten im Mai einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf in den US-Senat eingebracht, der Sanktionen gegen die Betreiber von Schiffen vorsieht, mit denen die Rohre für die Pipeline in der Ostsee verlegt werden.

Für das Verlegen der Nord-Stream-2-Rohre sind derzeit Schiffe einer italienischen und einer Schweizer Firma im Einsatz. Auch deren Versicherer könnten von Sanktionen betroffen sein. Nach Medienberichten verfügt Russland selbst über keine entsprechenden Bauschiffe. In der 1200 Kilometer langen Pipeline soll ab 2020 russisches Gas durch die Ostsee nach Europa fließen.

Polen kauft mehr US-Flüssiggas

Die USA versuchen, ihr im Überfluss vorhandenes Gas in Europa zu verkaufen. Mit Polen haben die USA einen über fünf Jahre laufenden Liefervertrag unterzeichnet. Polen hat ein eigenes Terminal gebaut, wo Schiffe mit US-Gas an Bord anlegen können. Trump sagte, Polen habe zugesagt, zusätzlich zu den bislang vereinbarten sechs Milliarden Kubikmetern weitere zwei Milliarden Kubikmeter Flüssiggas im Wert von zwei Milliarden Dollar zu kaufen.

Bei Nord Stream 2 ist der russische Konzern Gazprom formal einziger Anteilseigner. Dazu kommen aber als "Unterstützer" die deutschen Konzerne Wintershall - eine Tochter der BASF - und Uniper (Abspaltung von Eon) sowie die niederländisch-britische Shell, Engie (einst GDF Suez) aus Frankreich und OMV aus Österreich. Nord-Stream-Aufsichtsratschef ist Altkanzler Gerhard Schröder, bei Nord Stream 2 ist er Präsident des Verwaltungsrats.

Quelle: ntv.de, bad/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen