Wirtschaft

"Letzte Tage einer Ära" US-Magazin sieht schwarz für Deutschland

Die Autobranche verschläft die E-Mobilität, die Bankenbranche ist erstarrt, Kanzlerinnendämmerung: Nach Ansicht des US-amerikanischen Magazins "Businessweek" steht Deutschland vor gewaltigen Veränderungen - auf die aber niemand vorbereitet sei.

Während die Wirtschaftsweisen und Forschungsinstitute ihre Wachstumsprognosen für Deutschlands Konjunktur reduzieren, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Empfehlung an die Bundesregierung. Der IWF rät, mehr Geld zu investieren, um so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Mit anderen Worten: Die Hochkonjunktur ist zwar vorbei, eine Rezession steht aber nicht vor der Tür. Also alles im grünen Bereich? Mitnichten, urteilt das US-Magazin "Businessweek".

Deutschland findet sich als Titelgeschichte in der Zeitschrift wieder - und die Autoren sehen die Zukunft für das Land alles andere als rosig. "Die größte Volkswirtschaft der Eurozone ist gezwungen, sich ihren Unzulänglichkeiten zu stellen", heißt es dort. Die Bundesrepublik erlebe die letzten Tage einer Ära. "Nahe Veränderungen liegen in der Luft, aber niemand scheint darauf vorbereitet", so die "Businessweek".

Deutschland sei zwar wohlhabend und politisch stabil. Doch die Deutschen seien zu selbstzufrieden und ignorierten, dass die Grundlagen dieses Erfolgs bedroht seien. Sinnbild dafür ist der Zeitschrift zufolge Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin habe das Land durch die Finanz-, die Euro- und die Flüchtlingskrise geführt. Außerdem habe sie die deutsche Konjunktur am Laufen gehalten und damit den gesamten Kontinent stabilisiert. Das Fazit der Autoren: Mit dem Ende von Merkels Kanzlerschaft werde Deutschland eine der stärksten Führungspersönlichkeiten verlieren - und das vor dem Hintergrund gewaltiger Herausforderungen.

Handelskonflikte bremsen Exportwirtschaft

Wirtschaftlich sieht das Magazin vor allem zwei Schlüsselbranchen der Exportnation in Gefahr: die Automobilindustrie und die Banken. Die Autobranche schwenke nur langsam in Richtung Elektromobilität um. "Das wirft die Frage auf, wie lange Deutschland den Oberklasse-Markt noch weltweit dominieren kann - angesichts der Konkurrenz aus China und anderswo."

Auch bei den Banken senkt die "Businessweek" den Daumen. Der Finanzsektor in Deutschland sei erstarrt, auch eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank werde das nicht ändern. "Wo werden sich deutsche Unternehmen ohne einen heimischen Banken-Riesen nach Finanzierungsmöglichkeiten umsehen?"

Und dann sind da noch die zahlreichen Handelskonflikte. Die weltweit drittgrößte Exportwirtschaft werde die Folgen dieser Konflikte besonders stark zu spüren bekommen.

Doch völlig aussichtslos ist die Lage nach Einschätzung des Magazins nicht. "Berlin boomt, der Dax hat in diesem Jahr bisher 13 Prozent zugelegt." Zudem bleibe der Mittelstand innovativ und hochspezialisiert. Deutschland sei das am drittstärksten automatisierte Land - und durch die Energiewende sei die Bundesrepublik zu einem globalen Zentrum von erneuerbarer Energie geworden.

Quelle: ntv.de

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