Wirtschaft

Anleger kreativ gewarnt Startup-Coup im Böhmermann-Stil

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(Foto: picture alliance / dpa)

PR-Gag, Flucht à la Kim Dotcom oder doch ein russisch-ägyptischer Hackerangriff? Um das deutsche Vorzeige-Fintech Savedroid redeten sich viele die Köpfe heiß. Nun gibt es die Auflösung des Chaos - und sie ist erstaunlich.

Kein Anschluss unter dieser Nummer - wer am Mittwoch die Verantwortlichen des Startups Savedroid erreichen wollte, der hatte keine Chance. Gründer Yassin Hankir war verschwunden, nicht auffindbar, die Webseite nicht aufrufbar, in der Telegram-Gruppe gab es lange Gesichter und Fragen über Fragen.

Drei Erklärungsversuche gab es: Die einen tippten auf einen PR-Gag, die anderen vermuteten, dass sich Hankir tatsächlich aus dem Staub gemacht hatte. Und wieder andere dachten, es habe einen Hackerangriff gegeben - womöglich mit russisch-ägyptischem Hintergrund.

Und plötzlich tauchte Hankir am Donnerstagmorgen wieder auf.  Auf der Website des Startups ist nun ein Video zu sehen, auf dem Gründer Yassin Hankir verkündet: "Wir waren nie weg!" Seine Erklärung: Er wollte mit einer "drastische Botschaft" auf die vielen Betrügereien am ICO-Markt hinweisen - und mehr Regulierung sowie höhere Standards einfordern.

Initial Coin Offerings (ICOs) klingen zwar so ähnlich wie die regulierten Initial Public Offering (IPO) - also Börsengänge am Aktienmarkt. Doch damit zu tun haben ICOs wenig: Denn hier werben Erfinder neuer Währungen um das Vertrauen von Investoren, Vorgaben der Aufsichtsbehörden dafür gibt es nicht. Statt dessen besteht für Anleger das Risiko eines Totalverlustes. Sie erhalten keine Unternehmensanteile, sondern investieren in der Hoffnung, vom Cyberwährungs-Boom im Gefolge des Bitcoin-Hypes zu profitieren.

Hankirs Botschaft: So ein Betrug, wie es hier auf den ersten Blick ausgesehen hat, sei jederzeit am ICO-Markt möglich. Daher sollten Anleger vor einem Investment die nötige Sorgfalt walten lassen.

Kürzlich hatte Savedroid mittels eines ICOs 40 Millionen Euro eingenommen. Das Startup will eine Spar-App für Kryptowährungen entwickeln. Das Unternehmen hat bereits erfolgreich eine App für herkömmliches Sparen gebaut und arbeitet mit namhaften Unternehmen aus der Branche zusammen.

Wie auch immer man in der Branche die Vorgehensweise Hankirs bewertet, der Savedroid-Coup erinnert stark an den Coup des Satirikers Jan Böhmermann mit Yannis Varoufakis. Denn auch Hankir zeigt der Öffentlichkeit den Mittelfinger - wenn auch mit Augenzwinkern.

Einen deutschen PR-Gag, der so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, den dürfte es in der Finanzbranche bisher nicht gegeben haben. Der Coup erinnert derweil an Elon Musk. Der Tesla-Gründer hatte jüngst getwittert, das Unternehmen sei pleite. Später stellte sich heraus: Das war ein Aprilscherz.

Quelle: ntv.de

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