Wirtschaft

Keine Morgenluft für Sparer Leitzins im Euroraum bleibt bei Null

Null Geld fürs Geld: Seit 2016 liegt der Leitzins im Euroraum auf Rekordtief.

Null Geld fürs Geld: Seit 2016 liegt der Leitzins im Euroraum auf Rekordtief.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Sparer in Europa müssen sich gedulden: Höhere Zinsen sind mindestens bis zum Sommer 2020 vom Tisch. Auch beim Strafzins für Banken hält die Europäische Zentralbank ihren Kurs.

Europas Währungshüter halten angesichts wachsender Risiken für die Konjunktur an ihrem Billiggeldkurs fest und verschieben eine mögliche Zinserhöhung mindestens auf die zweite Jahreshälfte 2020. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Auch an den 0,4 Prozent Strafzinsen, die Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, rüttelt die Notenbank weiterhin nicht.

Dies entschied der Rat der EZB bei seiner auswärtigen Sitzung in der litauischen Hauptstadt Vilnius, teilte die Notenbank mit. Der EZB-Rat tagt üblicherweise mindestens ein Mal im Jahr außerhalb von Frankfurt.

Sparer müssen sich damit noch länger gedulden, ehe die Zinsen im Euroraum wieder steigen. Die EZB hatte den zentralen Leitzins im März 2016 auf 0,0 Prozent gesenkt, um mit günstigem Kapital Konjunktur und Inflation anzukurbeln. Geschäftsbanken bekommen frisches Zentralbankgeld bis mindestens Mitte 2020 weiterhin zum Nulltarif.

Neue Geldspritzen für Banken

Bereits beschlossen sind neue Geldspritzen für Banken. Von September 2019 bis März 2021 stellt die EZB jeweils zweijährige Kredite zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung - im Fachjargon TLTRO genannt. Ziel ist, die Kreditvergabe zu beflügeln und so Wirtschaftswachstum und Inflation anzuschieben. Mittelfristig strebt die EZB eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug weg von der Nullmarke.

Dauerhaft niedrige oder sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das könnte die Konjunktur bremsen. Im Mai lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach vorläufigen Angaben der Statistikbehörde Eurostat um 1,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im April war die Inflation mit 1,7 Prozent noch wesentlich höher.

Die neuesten Einschätzungen der EZB zur Entwicklung von Inflation und Wachstum in den 19 Staaten mit der Gemeinschaftswährung wird EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag veröffentlichen. Die Hoffnungen der Finanzbranche auf Entlastung beim Strafzins erfüllten sich unterdessen zunächst nicht.

Wegen der immensen Kosten der Negativzinsen - nach Branchenangaben allein im vergangenen Jahr rund 7,5 Milliarden Euro im Euroraum - waren zuletzt Forderungen nach einer Staffelung des Strafzinses oder von Freibeträgen lauter geworden. Führende Notenbanker sehen dies jedoch skeptisch. Umstritten ist unter anderem, wie sehr der Negativzins die Geschäfte der Banken bremst.

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP

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