Wirtschaft

Siemens mit sinkendem Gewinn Kaeser: Alstom-Fusion "nicht um jeden Preis"

Die Energiesparte drückt den operativen Gewinn von Siemens. Das Unternehmen kann die Erwartungen zu Beginn des Geschäftsjahres nicht erfüllen. Konzernchef Kaeser blickt anlässlich der Hauptversammlung auf eine andere Baustelle: den Zugverkehr.

Siemens-Chef Joe Kaeser will für die Fusion der Zug-Sparte mit dem französischen Konkurrenten Alstom nicht weiter auf die Wettbewerbshüter der EU zugehen. "Es ist für alle Beteiligten gut, wenn sie gelingt. Wir werden sie aber nicht um jeden Preis suchen", sagte Kaeser vor der Hauptversammlung in München. Siemens und Alstom hatten ihre Zugeständnisse kürzlich noch einmal leicht nachgebessert, um die EU-Kommission in letzter Minute umzustimmen. "Nun ist es an den Wettbewerbsbehörden zu entscheiden", sagte Kaeser. "Und es wird interessant sein zu sehen, ob die Zukunft der Mobilität in Europa durch Technokratie oder aber von zukunftsorientierten Europäern bestimmt wird."

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In ähnlichen Worten hatte Kaeser bereits am Wochenende auf Twitter Kritik an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager geübt, die der Fusion ablehnend gegenübersteht. Die offizielle Entscheidung fällt bis zum 18. Februar. Wenn der Zusammenschluss zum zweitgrößten Zughersteller der Welt nicht zustande komme, habe Siemens auch noch andere Möglichkeiten, sagte Kaeser, ohne diese zu nennen. "Wir können uns aus einer Position der Stärke heraus alle Optionen ansehen."

Laut Unternehmenskreisen erwägt Siemens, die Zugsparte dann allein an die Börse zu bringen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2018/19 erlebte sie - unter anderem dank einer 1,6 Milliarden Euro schweren Order für U-Bahnen in London - einen Auftragszuwachs um 40 Prozent.

Durchwachsener Geschäftsjahresauftakt

Insgesamt bröckelte der operative Gewinn von Siemens zu Beginn des Geschäftsjahres aber ab. Das angepasste operative Ergebnis (EBITA) aus dem Industriegeschäft ging von Oktober bis Dezember um sechs Prozent auf 2,07 Milliarden Euro zurück. Das lag unter den Erwartungen von Analysten und "am unteren Rand" der eigenen Planungen von Siemens, wie Kaeser sagte. Grund dafür waren vor allem starke Gewinneinbrüche in der Kraftwerks-Sparte Power & Gas und im Energiemanagement.

Der Konzern-Nettogewinn schrumpfte um fast die Hälfte auf 1,12 Milliarden Euro, nachdem Siemens vor einem Jahr mit mehr als einer Milliarde Euro vom Verkauf seiner Osram-Anteile und von der US-Steuerreform profitiert hatte. Finanzvorstand Ralf Thomas sprach von einem soliden Start ins Geschäftsjahr. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um zwei Prozent auf 20,1 Milliarden Euro. Mut macht Siemens der Auftragseingang, der um 13 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro sprang - der höchste Wert sein zehn Jahren. Kaeser sagte, die Stimmung an den globalen Märkten habe sich gedreht. Die Debatte um den Brexit, die Handelskonflikte zwischen China und den USA und die "innenpolitische Volatilität" in den USA hinterließen Wirkung.

"Das Pendel schlägt zur anderen Seite aus." Für 2018/19 peilt Siemens bei einem "moderaten Umsatzwachstum" weiterhin eine operative Marge von elf bis zwölf Prozent an. Im ersten Quartal hinkte die bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft mit 10,6 (Vorjahr: 11,4) Prozent noch hinter dem Zielwert her.

Quelle: ntv.de, fzö/rts

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