Wirtschaft

Mittelständler klagen Immobilienkrise verschärft Fachkräftemangel

Wer Mitarbeiter an Standorte mit schwierigem Wohnungsmarkt locken will, muss beim Gehalt drauflegen.

Wer Mitarbeiter an Standorte mit schwierigem Wohnungsmarkt locken will, muss beim Gehalt drauflegen.

(Foto: imago images / Klaus Martin Höfer)

Fast alle Mittelständler haben inzwischen Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen. Immer öfter werden wechselwillige Fachkräfte vom Wohnungsmarkt vor Ort abgeschreckt. Doch auch in ländlichen Regionen, wo Wohnen bezahlbar ist, haben Arbeitgeber Probleme.

Rund 96 Prozent der mittelständischen Betriebe klagen laut einer Umfrage über Probleme, Mitarbeiter zu finden. Im Herbst letzten Jahres waren es noch 79 Prozent. Der Immobilien-Boom und steigende Mieten verschärften die Personalknappheit zusätzlich, berichtet die "Welt am Sonntag" aus der noch unveröffentlichten Untersuchung "Mittelstand im Mittelpunkt" im Auftrag der genossenschaftlichen Banken. Beinahe jedes vierte befragte Unternehmen klage darüber, dass Wohnungsmangel und hohe Mieten die Anwerbung von Fachkräften erschwerten.

Unternehmen in Bayern seien besonders stark betroffen: Dort sagten 37 Prozent, dass der angespannte Immobilienmarkt Fachkräfte abschrecke. Auch Ökonomen beobachteten, dass die gestiegenen Mieten Arbeitnehmer weniger mobil machen. Wer auf der neuen Stelle zehn Prozent mehr verdienen könne, am neuen Arbeitsort aber 50 Prozent mehr Miete zahlen müsse - für den lohne sich der Jobwechsel kaum noch.

Doch auch in ländlichen Regionen, wo Wohnen bezahlbar ist, hätten Arbeitgeber Probleme, erklärt Hilmar Schneider, der Leiter des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), in der "Welt am Sonntag": "Hochqualifizierte wollen vor allem in die Städte gehen und das macht es für Mittelständler, die vor Ort Arbeitskräfte suchen, sehr schwer."

Parallel zur Verschärfung des Fachkräftemangels verschlechtert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Kein Widerspruch, sagt Schneider. Viele, die Arbeit suchten, passten nicht auf die offenen Stellen. In den Boomjahren seien es auch nicht primär Arbeitslose gewesen, die Beschäftigung gefunden hätten. Sondern unter anderem Frauen, die vorher nicht oder wenig gearbeitet hätten, ältere Arbeitnehmer, die später in Rente gegangen seien, sowie Migranten aus anderen EU-Staaten. Diese Ressourcen drohten aktuell aber zu versiegen.

Für die Studie werteten Ökonomen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) eine Umfrage der DZ Bank unter 1500 mittelständischen Unternehmen aus.

Quelle: ntv.de, ino/AFP

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