Wirtschaft

EZB bekommt immer neue Gründe Euro-Inflationsrate fällt weiter zurück

Die EZB gerät immer weiter unter Zugzwang - die Teuerungsrate fällt überraschend erneut.

Die EZB gerät immer weiter unter Zugzwang - die Teuerungsrate fällt überraschend erneut.

(Foto: REUTERS)

Die Preise in der Euro-Zone steigen kaum noch. Nach ernüchternden Daten zu Wochenbeginn aus Europas größter Volkswirtschaft kommen auch aus dem Euroraum bedrückende Nachrichten. An einer Reaktion der EZB gibt es kaum noch Zweifel.

Die jährliche Inflationsrate im Euroraum ist im Mai wegen des nachlassenden Preisauftriebs bei Nahrungsmitteln und Dienstleistungen unerwartet wieder gesunken. Die Jahresteuerung fiel auf 0,5 Prozent und erreichte damit wieder das Tief vom März. Volkswirte hatten eine unveränderte Rate von 0,7 Prozent prognostiziert. Doch waren am Vortag bereits Spekulationen über einen Rückgang der Euroraum-Teuerung aufgekommen, nachdem die Inflation in Deutschland überraschend stark zurückgegangen war. Das dürfte bei Marktteilnehmern letzte Zweifel an einer weiteren Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) beseitigt haben.

Euro / US-Dollar
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Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat bei ihrer Vorabschätzung weiter mitteilte, fiel die Kernteuerungsrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak) im Mai auf 0,7 Prozent von 1,0 Prozent im April. Hier war lediglich ein Rückgang auf 0,9 Prozent erwartet worden.

Energiepreise stagnieren

Die Preise von Energie blieben im Mai auf Jahressicht konstant, nachdem sie im April um 1,2 Prozent gefallen waren. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak fiel auf 0,1 Prozent von 0,7 Prozent im Vormonat. Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um 1,1 Prozent nach einem Plus von 1,6 Prozent im April. Die Preise für Industriegüter ohne Energie stagnierten im Jahresvergleich. Im April hatten sie um 0,1 Prozent zugelegt.

Eurostat veröffentlichte bei der Vorabschätzung noch keine Zahlen zur Vormonatsänderung der Preise oder zu den verschiedenen Kerninflationsmaßen. Einen detaillierten Ausweis zur Preisentwicklung wird die Statistikbehörde am 16. Juni vorlegen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will am Donnerstag über Maßnahmen gegen eine Deflation insbesondere in Südeuropa beraten. Sie hatte bereits angekündigt, sich nicht dauerhaft mit einem zu niedrigen Preisauftrieb abfinden zu wollen.

Die Währungshüter wollen verhindern, dass die Verbraucher in Erwartung niedriger Preise ihre Käufe zurückstellen und so eine Deflationsspirale in Gang kommt. Experten erwarten, dass die EZB mit einer Zinssenkung und einem Strafzins für bei der Zentralbank geparktes Geld gegensteuern wird. Dadurch könnte mehr Geld in die Wirtschaft gepumpt werden.

Laut Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil hat die EZB die schwache Mai-Inflation aber nicht mehr in ihren anstehenden Projektionen berücksichtigen können. "Entsprechend wird die neue Projektion bereits schon wieder mit einem Abwärtsrisiko behaftet sein. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für breit angelegte Anleihenkäufe (QE) der EZB", kalkulierte er.

Etwas vorsichtiger ist BayernLB-Volkswirt Johannes Mayr: "Solche groß angelegten Wertpapierkäufe kommen nur, wenn sich die Inflationsaussichten nochmal substanziell verschlechtern", sagte er.

Und Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, meinte: "Die EZB kann gegen niedrigere Energie- und Nahrungsmittelpreisen nichts machen. Aber sie wird die QE-Phantasie weiter köcheln lassen."

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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