Wirtschaft

Bundesbank-Chef warnt vor Risiken EZB wirft die Geldpresse an

Das Wertpapier-Kaufprogramm soll laut EZB-Chef Draghi ein Potenzial von rund einer Billion Euro haben.

Das Wertpapier-Kaufprogramm soll laut EZB-Chef Draghi ein Potenzial von rund einer Billion Euro haben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Europäische Zentralbank macht Ernst und startet ihr umstrittenes Anleihenkaufprogramm, um die Konjunktur anzukurbeln. EZB-Direktor Cœuré äußert sich bereits optimistisch zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone.

Trotz Bedenken der Bundesbank startet die Europäische Zentralbank (EZB) in Kürze ihr Wertpapier-Ankaufprogramm. Die Zentralbank hofft, auf diese Weise die lahmende Konjunktur in Schwung bringen zu können. Die ersten Papiere sollen bereits in den nächsten Tagen gekauft werden, wie EZB-Direktor Benoît Cœuré ankündigte. Vorgesehen ist zunächst der Erwerb von Pfandbriefen. Sie gelten als besonders sicher, da sie beispielsweise mit Darlehen an die öffentliche Hand gedeckt sind. Später sollen auch Kreditverbriefungen gekauft werden, sogenannte ABS-Papiere.

Die EZB will so den stockenden Kreditfluss in Teilen der Währungsunion in Gang bringen. In ABS-Papiere können Banken Kredit-Risiken bündeln, aus der Bilanz auslagern und am Markt bei Investoren platzieren. Sie haben dann mehr Mittel frei, um neue Darlehen an Firmen und Privatpersonen zu vergeben. Mit den geplanten Käufen packt die EZB jedoch ein heißes Eisen an, da ABS in der Finanzkrise 2007/08 in den USA als Brandbeschleuniger in Verruf geraten waren. Denn die Papiere brockten Investoren hohe Verluste ein.

Bundesbankchef Jens Weidmann warnte davor, zu große Risiken einzugehen. "ABS-Käufe sind problematisch, wenn dabei Risiken von Bankbilanzen auf die Bilanz der Notenbank verlagert werden." Letztlich müssten dann die Steuerzahler dafür geradestehen. Das Wertpapier-Kaufprogramm soll mindestens zwei Jahre laufen. Laut EZB-Chef Mario Draghi liegt das Potenzial bei rund einer Billion Euro, was er allerdings nur als theoretisch mögliches Volumen und nicht als Kaufziel verstanden wissen will.

"Eurozone ist immer noch auf einem Erholungspfad"

Dabei will die EZB unter bestimmten Bedingungen auch bei Ramschpapieren aus Griechenland zugreifen, dessen Börsen zuletzt einen Kurseinbruch erlebten. Insbesondere in Deutschland warnen Kritiker immer wieder, Draghi mache die EZB zu einer Art "Bad Bank". Die Ankäufe sollen zusammen mit anderen, bereits beschlossenen Geldspritzen für Banken die Bilanz der EZB kräftig aufblähen. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny mahnte in Wien, die EZB müsse streng auf die Qualität achten: "Qualität ist wichtiger als Quantität. Das mögliche Volumen ist daher beschränkt." 

Gleichzeitig sieht EZB-Direktor Cœuré die Wirtschaft der Eurozone trotz der jüngsten Schwächezeichen weiter auf Wachstumskurs. "Die Eurozone ist immer noch auf einem Erholungspfad. Wir erwarten ein Wachstum im dritten und vierten Quartal." In jüngster Zeit hat sich der Ausblick für die europäische Konjunktur merklich verdüstert, im zweiten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung stagniert. "Wir sagen seit einiger Zeit, dass die Erholung in der Eurozone schwach und holprig ist", fügte Cœuré hinzu. "Daher gibt es keinen Grund für Selbstzufriedenheit, weder für die Währungshüter noch für die Regierungen."

Zudem forderte Cœuré die Regierungen der Eurozone auf, ihre Volkswirtschaften zu reformieren, damit die Maßnahmen der Geldpolitik ihre volle Wirkung entfalten können. "Es macht wenig Sinn für die europäischen Länder, die Reformen jetzt zu stoppen. Das würde bedeuten, den Schmerz zu vermeiden, aber auch den Gewinn zu verpassen." Hier liegt er ganz auf einer Linie mit Bundesbank-Chef Weidmann: "Der größte Engpass für mehr Wachstum in Europa ist weder die Geldpolitik noch ein Mangel an fiskalischen Anreizen, sondern strukturelle Hürden, die Wettbewerb, Innovation und Produktivität bremsen."

Quelle: ntv.de, kst/rts/DJ

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