Wirtschaft

Jubel an der Börse EZB will Märkte notfalls länger fluten

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, will weiter Geld in den Markt pumpen.

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, will weiter Geld in den Markt pumpen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Kampf gegen die niedrige Inflation wollen Europas Währungshüter notfalls nachlegen: Die EZB ist bereit, das Mammut-Anleihekaufprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft auszuweiten. Derweil rudert sie bei den Konjunkturerwartungen leicht zurück.

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte das Anfang März 2015 gestartete Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren "falls nötig" über September 2016 hinaus verlängern. "Wir haben den Willen und die Fähigkeit zu reagieren, falls dies notwendig ist", sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Vorher hatte die Notenbank entschieden, den Leitzins in der Eurozone auf seinem historischen Tief zu belassen. Am deutschen Aktienmarkt beflügelte die Andeutung die Kurse. Der Dax baute sein Plus deutlich auf zeitweise mehr als drei Prozent aus.

Die Preise in der Eurozone könnten laut Draghi in den kommenden Monaten erneut zurückgehen, allerdings vorübergehend. Wegen des gesunkenen Ölpreises senkte die EZB zudem ihre Inflationsprognose. Sie erwartet für dieses Jahr nun nur noch eine Teuerung von 0,1 Prozent statt wie bisher von 0,3 Prozent. "Wir könnten in den nächsten Monaten negative Inflationszahlen sehen", sagte Draghi. Ob es dies bereits eine Deflation sei, ließ er offen.

Die Zentralbank hatte das großaufgelegte Programm gestartet, um das Risiko einer Deflation abzuwenden. Monatlich sollen Staatsanleihen und Wertpapiere im Wert von 60 Milliarden Euro aufgekauft werden. Bis September nächsten Jahres sollen so mehr als eine Billion Euro in den Markt gepumpt werden.

Abkühlung in den Schwellenländern

Das frische Geld kommt im Idealfall über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das soll Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen. Der EZB-Rat beschloss zunächst, die selbst gesteckte Obergrenze für die Anleihenkäufe von einem Emittenten von 25 Prozent auf 33 Prozent anzuheben. Die Teuerung im Euroraum ist weiterhin weit vom EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent entfernt.

Trotz schwacher Weltkonjunktur rechnet die Zentralbank mit einem leichten Aufschwung in der Eurozone. Allerdings habe sich die Wirtschaft in einigen Schwellenländern abgekühlt. Deshalb dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Euro-Raum in diesem Jahr nur noch um 1,4 Prozent zulegen. Für nächstes Jahr peilt die EZB ein Plus von 1,7 Prozent an, für 2017 von 1,8 Prozent. Das ist etwas weniger als bislang erwarte.

Nothilfen für Griechenlands Banken gesenkt

Die EZB hat außerdem den Rahmen für Notfall-Hilfen an griechische Banken erneut gesenkt. Die Obergrenze für die sogenannten ELA-Kredite sei zum zweiten Mal in zwei Wochen gekappt worden, teilte der EZB-Chef. Eine konkrete Zahl nannte er jedoch nicht. Zuvor hatte Reuters von einem Bankeninsider erfahren, dass die Grenze auf 89,1 von zuletzt 89,7 Milliarden Euro verringert worden sei.

Die Bedingungen für die Institute und die Zuflüsse normalisierten sich, ergänzte er. ELA-Hilfen werden von der griechischen Zentralbank gegen Sicherheiten vergeben. Aber über deren Ausmaß entscheidet der EZB-Rat.

ELA-Kredite sind teurer als eine direkte Geldversorgung über die EZB, von der Griechenlands Banken aber seit Februar abgeschnitten sind. Daher sind die Institute auf diesen Kanal zur Liquiditätsbeschaffung angewiesen.

Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa/AFP

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