Wirtschaft

EZB-Chef lässt aufhorchen Draghi weiß etwas, was wir nicht wissen

Mario Draghi.

Mario Draghi.

(Foto: AP)

"Etwas abgeschwächt": Diese beiden Wörter von Mario Draghi sorgen dafür, dass plötzlich über die Inflation in der Eurozone gerätselt wird. Denn die offiziellen Daten passen nicht zu dem Bild, das der EZB-Präsident beschreibt.

EZB-Chef Mario Draghi hat seine Bereitschaft signalisiert, die Geldschwemme in der Eurozone auszuweiten. Wie ernst es den Zentralbankern ist, zeigt ein einziger Satz: "Die Anzeichen für eine nachhaltige Wende bei der Kerninflation haben sich etwas abgeschwächt", sagte Draghi vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments.  

Das ist bemerkenswert. Draghi zeigt damit, dass die EZB die Kerninflation als einen Maßstab für ihre Geldpolitik betrachtet. Die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel sind darin ausgeklammert. Traditionell schenken die Banker der EZB der Inflationsrate, die beide Posten enthält, mehr Beachtung.

Dass Draghi auf die Kerninflationsrate hinweist, könnte Folgendes bedeuten: Die EZB fürchtet, dass die niedrigen Ölpreise auf die breiter gefasste Inflationsrate durchschlagen, indem Europäer auch für die Zukunft niedrigere Preise erwarten – und dadurch der Wirtschaftstheorie zufolge womöglich Käufe verschieben, um später das Produkt billiger kaufen zu können. Für die ohnehin schwache Konjunktur in der Eurozone wäre das Gift.

Im September hatte die Inflation im gemeinsamen Währungsraum bei minus 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gelegen hat und damit die Gefahr einer Deflation signalisiert. Die EZB strebt eine Inflation von knapp unter 2 Prozent, auf diesem Niveau sieht sie Preisstabilität erreicht.

Die Kerninflation lag im September bei 0,8 Prozent. Dass Draghi jetzt andeutet, die Anzeichen für ein Anziehen dieser Rate haben sich "etwas abgeschwächt", lässt aufhorchen. Die offiziellen Daten lassen diesen Schluss noch nicht zu. Aktuelle Zahlen werden am kommenden Montag veröffentlicht – und vermutlich kennt Draghi sie bereits.

Entscheidung im Dezember

Wie dem auch sei, Draghis Worte zeigen, dass die EZB mit noch niedrigerer Inflation rechnet als bisher – und die Geldpolitik noch lockerer werden könnte als bisher. Oder wie es Draghi ausdrückt: "Falls wir zum Schluss kommen, dass unser mittelfristiges Preisstabilitätsziel in Gefahr ist, werden wir handeln."

Und so könnte die EZB ihr Anleihe-Kaufprogramm bald erweitern. Bisher ist es bis Ende September kommenden Jahres angelegt und soll ein Umfang von insgesamt 1,14 Billionen Euro haben. Die EZB pumpt so seit acht Monaten Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem, um Konjunktur und Inflation anzuschieben – bislang mit überschaubarem Erfolg. Mitte Dezember trifft sich die EZB-Führung, um über die künftige Geldpolitik zu entscheiden.

Quelle: ntv.de

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