Wirtschaft

Erholung wohl kein Strohfeuer Draghi wagt etwas weniger Pessimismus

Da geht ein Mundwinkel leicht nach oben: EZB-Chef Draghi sieht die Lage nicht mehr ganz so düster.

Da geht ein Mundwinkel leicht nach oben: EZB-Chef Draghi sieht die Lage nicht mehr ganz so düster.

(Foto: dpa)

Die Wirtschaft der Eurozone wächst zunehmend solide. US-Präsident Trump weicht vom angekündigten Protektionismus-Kurs ab. Für die EZB hellt sich die Lage etwas auf. Für Reaktionen aber reicht es nicht - noch nicht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wagt trotz einer positiveren Einschätzung der Wirtschaftsperspektiven noch keine Abstriche von ihrem ultra-lockeren Kurs. Zwar bestätigten Konjunkturdaten seit Anfang März, dass die Erholung zunehmend solider werde und die Gefahren gesunken seien, sagte EZB-Chef Mario Draghi . "Ein erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung ist immer noch nötig", schränkte der Italiener ein. Es brauche sehr günstige Finanzierungsbedingungen, um die Inflation in Richtung des Ziels der EZB von knapp zwei Prozent zu treiben. Ein Ausstieg aus den Konjunkturhilfen sei auf der Ratssitzung nicht diskutiert worden.

Zur leichten Stimmungsaufhellung im EZB-Turm dürfte auch die etwas geringere Bedrohung durch protektionistische Tendenzen beigetragen haben. Das ist laut Draghi ein vorläufiges Fazit der jüngsten Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds. "Die sich aus Protektionismus ergebenden Risiken könnten sich etwas abgeschwächt haben."

Sorge hatte vor allem die freihandelsfeindliche Grundhaltung des neuen US-Präsidenten Donald Trump ausgelöst. Inzwischen hat Trump allerdings deutlich gemacht, dass er nicht mehr einen Ausstieg der USA aus dem Freihandelsabkommen Nafta verfolgt. Zudem enthalten seine Steuerreform-Pläne keinen Hinweis auf eine Grenzanpassungssteuer, die bei den US-Handelspartnern protektionistische Gegenmaßnahmen auslösen könnte.

Was folgt im Juni?

"Weniger pessimistisch - so könnte man mit zwei Worten die heutige EZB-Entscheidung und anschließende Pressekonferenz zusammenfassen", kommentierte Ökonom Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg. Zu einer Anpassung des Ausblicks habe sich der EZB-Rat nicht durchringen können. "Dieser Schritt könnte im Juni anstehen."

In Deutschland legte die Teuerungsrate im April auf 2,0 Prozent zu. Für die am Freitag anstehenden Inflationsdaten für den gesamten Währungsraum rechnen Experten mit einem Anstieg auf 1,8 von 1,5 Prozent im März. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im ersten Quartal laut Ökonomen um 0,6 Prozent zugelegt haben. Es wäre das stärkste Wachstum seit fast sechs Jahren. Daten dazu werden nächste Woche erwartet.

Zuvor hatte die EZB den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent bestätigt. Damit will die EZB für weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen sorgen. Auch die in Deutschland umstrittenen Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren sollen wie geplant bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt werden - und dann ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen. An ihrem zinspolitischen Ausblick hielten die Euro-Wächter ebenfalls fest. So sollen die historisch tiefen Schlüsselzinsen weit über die Zeit der Anleihenkäufe hinaus auf dem derzeitigen Niveau oder sogar noch niedriger liegen. Zur Kritik daran aus Deutschland sagte Draghi nur: Es entbehre nicht einer gewissen Ironie, dass sich "Verfechter der Unabhängigkeit der Notenbank" so äußerten.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen