Wirtschaft

Die größten Wertvernichter Diese Papiere waren Gift für das Depot

So manche Aktie erwies sich im Jahr 2018 als regelrecht toxisch.

So manche Aktie erwies sich im Jahr 2018 als regelrecht toxisch.

(Foto: imago/Wolfgang Zwanzger)

Gut ein Fünftel hat der deutsche Leitindex in diesem Jahr verloren. Doch es gibt Papiere deutscher Unternehmen, die sich über ein solches Minus wohl gefreut hätten. Denn für sie ging es noch deutlich tiefer.

2018 war für Anleger am deutschen Markt kein gutes Börsenjahr. Wer gleich im Januar den Mut hatte, Gewinne mitzunehmen, machte vieles richtig. In den folgenden elf Monaten wurde es zunehmend schwerer, Geld zu verdienen. Besonders hart traf es kleinere Werte, die Anfang des Jahres zu teils astronomischen Bewertungen gehandelt wurden.

Aber auch in der Dax-Familie gab es 2018 einige Nieten und einmal mehr gehörten die Bankaktien zu den großen Wertvernichtern. Während der Leitindex 18,3 Prozent an Wert verlor, fiel der Kurs der Deutschen Bank um mehr als die Hälfte. Die Commerzbank wurde im September aus dem Börsenbarometer geworfen, nachdem die Marktkapitalisierung nicht mehr für die 1. Liga am deutschen Aktienmarkt reichte.

Gefledderter Branchenprimus

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,71

Die Deutsche Bank ist bereits seit Jahren auf der Liste der großen Wertvernichter zu finden. Während die Aktie vor elf Jahren noch bei 92 Euro notierte, kostet sie einige Kapitalerhöhungen und viele teure Prozesse später im Rekordtief nur noch 6,68 Euro. Dass das ehemalige Flaggschiff der Branche wieder zu alter Stärke zurückfindet, mag momentan kaum jemand glauben.

Mit der DWS wurde in diesem Jahr Tafelsilber verkauft. Mit der chinesischen HNA hat das Kreditinstitut indirekt über C-Quadrat einen Hauptaktionär an Bord, der selbst finanziell unter Druck steht, seine Beteiligung möglicherweise ganz oder teilweise verkaufen zu müssen. Die Deutsche Bank hat nun bereits das dritte Jahr in Folge einen Verlust verbucht und noch keine Strategie gefunden, nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften.

Für die Analysten von Berenberg ist eine im mittleren einstelligen Prozentbereich liegende Eigenkapitalrendite allenfalls in weiter Ferne erkennbar. Auch wenn es mit dem neuen Chef Christian Sewing an der Spitze einen Wechsel gegeben hat, kämpft die Bank weiter mit alten Problemen. Jüngst kam sie wegen der Verbindung der Deutschen Bank mit dem Geldwäscheskandal bei der Danske Bank unter die Räder. Die Razzia wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit den "Panama Papers" schickte die Aktie zwischenzeitlich auf ein Allzeittief.  2018 ist der Aktienkurs um 55,6 Prozent abgestürzt. 

Kurszusammenbruch im "Jahr des Umbruchs"

Ceconomy
Ceconomy 2,22

Dass die Kunden in diesem Jahrhundertsommer lieber schwimmen gingen oder den Grill anwarfen, statt shoppen zu gehen, hat neben diversen Unternehmen auch Ceconomy zu spüren bekommen. Zwei Gewinnwarnungen innerhalb weniger Wochen, ein seit Oktober vakanter Chefsessel und ein Finanzchef, dessen Job ab Anfang kommenden Jahres interimsweise von einem Aufsichtsratsmitglied gemacht wird, sind nicht dazu angetan, sich für die Aktie des Betreibers der Unterhaltungselektronikketten Saturn und Media Markt zu erwärmen.

Das Geschäftsjahr 2017/18 war desaströs. Das Unternehmen lässt die Dividende ausfallen, um das Geld im Hause zu halten. Das Geschäftsjahr 2018/19 soll ein "Jahr des Umbruchs" werden - was immer das bedeutet. Der Ausblick lässt vieles offen. Fakt ist, dass der operative Gewinn niedriger erwartet wird - und das mit dem Zusatz, dass die Prognose ohne Investitionen für Neuausrichtung, Aufwendungen und den Führungswechsel zu verstehen ist. Mitte 2017 kostete die Ceconomy-Aktie noch über 9 Euro, seitdem hat sich der Kurs gedrittelt. Unter dem Strich steht für 2018 ein Kursverlust von 74,5 Prozent zu Buche. 

Vorne stottert es - hinten qualmt es

Continental
Continental 63,18

Das Auto ist nicht nur der "Deutschen liebstes Kind", die Autoindustrie ist für das Land einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren mit einem Jahresumsatz 2017 von knapp 423 Milliarden Euro. Dazu kommen die Umsätze der Zulieferer, die laut dem Branchenverband VDA nochmals 80 Milliarden Euro betrugen. Im Jahresmittel waren 820.200 Personen in den Betrieben der Hersteller von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen beschäftigt.

Schaut man auf die Entwicklung der Aktienkurse, lässt dies nur den Schluss zu, dass es der Branche extrem schlecht geht. Dieselgate, Fahrverbote in deutschen Städten, globaler Handelsstreit sowie der Technologieumbruch hin zu Elektromobilität und autonomem Fahren stellen riesige Herausforderungen dar und erfordern immense Investitionen. Während einige Unternehmen von diesen Trends profitieren dürften, droht anderen, dass sie den Anschluss verlieren. Der gesamte Antriebsstrang ändert sich, herkömmliche Getriebe könnten schnell ein Relikt der Vergangenheit sein.

Mercedes-Benz
Mercedes-Benz 74,99

Nachdem sich die Industrie bis zur Jahresmitte noch optimistisch präsentierte, hagelte es bei der Vorlage der Drittquartalszahlen Umsatz- und Gewinnwarnungen. Besserung ist kaum in Sicht. Für eine leichte Entspannung könnte eine Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China sorgen. Einstweilen ist aber noch nicht einmal die Gefahr von Strafzöllen auf deutsche Autoexporte in die USA vom Tisch. Derweil bereiten sich die Großen der Branche darauf vor, Teilbereiche wie das Lkw-Geschäft abzuspalten, mit dem Ziel, Mehrwert zu schaffen.

2018 büßte der Index der europäischen Autobranche über 28 Prozent an Wert ein. Hier eine kleine Auswahl schlecht gelaufener deutscher Autowerte: Im Dax sackten Continental um 45,2 Prozent ab, gefolgt von Daimler mit einem Verlust von 31,6 Prozent. In der zweiten Reihe verloren Schaeffler 47,4 Prozent und Leoni 50,2 Prozent.

Vapiano - schwer verdaulich

Im Sommer 2017 kam die Aktie von Vapiano mit 23 Euro an die Börse, im Jahrestief gab es sie zu 5,41 Euro. Zwei Gewinnwarnungen machten dem Kurs den Garaus. Wie viele andere Unternehmen machte auch der Systemgastronom das Wetter für einen Teil der Misere verantwortlich. Aber auch die schnelle Expansion kostete und brachte nicht die gewünschten Resultate.

Die Analysten von Berenberg setzten bei Vapiano den Rotstift radikal an und senkten das Kursziel innerhalb kürzester Zeit von 29 auf 7,50 Euro. Zum einen müsse nun das Vertrauen der Börse zurückzugewonnen werden, zum anderen die eigenen Leistungen in Europa verbessert werden.

Aber auch die Liquidität macht schon wieder Sorgen, obwohl in diesem Jahr bereits eine Kapitalerhöhung durchgeführt wurde. Auch die Kollegen von Jefferies schließen nicht aus, dass die Aktionäre schon bald wieder zur Kasse gebeten werden könnten, da ansonsten Kreditabsprachen mit den Banken in Gefahr geraten könnten. Im Vergleich zu Beginn des Jahres hat die Vapiano-Aktie 76 Prozent an Wert verloren.  Modehändler haben den Zeitenwechsel verschlafen

Sale bei Tom Tailer und Gerry Weber

Tom Tailor oder auch Gerry Weber haben den Online-Trend verschlafen. Statt 24 Stunden lang an sieben Tagen in der Woche geöffnet zu haben, muss sich die Kundschaft an die Ladenöffnungszeiten halten und sich mit vorrätiger Ware begnügen. Während Online-Verkäufer wie Zalando sich zeitnah der Nachfrage anpassen, ist dort das Ordern von Waren bereits Monate vor deren Verkauf überholt. Dieses Jahr blieb wegen des heißen Sommers die Herbstkollektion in den Lagern liegen.

Heute wollen die Kunden im Winter Bademode kaufen, die der Bekleidungseinzelhandel dann nur sehr begrenzt anbieten kann, weil in der kalten Jahreszeit dort Mützen und Handschuhe liegen.

Als "unendliches Desaster" bezeichnen die Analysten von Baader Helvea die Lage der Tom-Tailor-Konzernmarke Bonita. Angesichts eines Umsatzes von 220 Millionen Euro bei einem negativen operativen Ergebnis würde ein potenzieller Verkauf vermutlich den Unternehmenswert nicht einmal mehr einbringen. Die Analysten sehen auch keinen Interessenten für Bonita am Horizont.

Der strauchelnde Modekonzern Gerry Weber ist im Geschäftsjahr 2017/18 tief in die Verlustzone gerutscht. Für die Analysten von Independent Research ist die finanzielle Lage angespannt. Die Finanzierung sei nur bis Ende Januar 2019 gesichert, das Marktumfeld verschlechtere sich und die Wettbewerbsfähigkeit der Kernmarken sei relativ gering. Tom Tailor verloren 2018 schließlich 79,6 Prozent an Wert, Gerry Weber fielen um 75,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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