Sollten sich Zentralbanken dem neuen Konzept annehmen, womöglich sogar eigene Digitalwährungen auflegen? Eine klare Meinung dazu hat Tyler Cowen, US-Ökonom, Wirtschaftsprofessor und Kolumnist für die Nachrichtenagentur Bloomberg. Seine Sicht lautet: Notenbanken sollten die Finger von Bitcoin und anderen Digitalwährungen lassen.
Cowens Hauptargument, warum Digitalwährungen nichts für Zentralbanken sind: Der Markt für Digitalwährungen befinde sich mitten in der Entwicklung, und diese sollten Notenbanken nicht stören. Weil Kryptowährungen nicht groß genug seien, um ein systemisches Risiko darzustellen, sei es das Beste, die Märkte nach den besten Antworten auf die vielen ungeklärten Fragen finden zu lassen. "Was es jetzt braucht, ist weiteres Experimentieren, nicht Bürokratisierung." Die Haltung der meisten Notenbanken sei dafür schlicht zu konservativ, meint Cowen.
Daneben stellt Cowen, wie auch viele Notenbanker, die Frage, ob Bitcoin und Co. überhaupt "Währungen" seien. Seine Meinung: Sie sind es nicht, Krypto-"Währung" sei eine irreführende Bezeichnung. Krypto-"Asset" oder Krypto-"Anlage" sei treffender. Cowens Begründung: Bitcoins zum Beispiel würden im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen kaum für klassische Zahlungsvorgänge genutzt. Das führt ihn zu einer zugespitzten Frage: Wenn Bitcoin mehr Anlage als Währung sei, sollten Notenbanken, soweit sie sich für Bitcoin interessieren, dann auch eigene Anlageprodukte auflegen oder Hochfrequenzhandel betreiben?