Wirtschaft

"Noch brennt die Hütte nicht" Chemiebranche beklagt hohe Stromkosten

Seit fünf Jahren verweilt das Wachstum der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland nahe der Nulllinie. Nun sind die Firmen etwas zuversichtlicher, weil der Ölpreis hochgeht. Viele Probleme bleiben allerdings.

Der steigende Ölpreis sorgt für etwas mehr Zuversicht in der deutschen Chemieindustrie. Für das laufende Jahr schraubte der Branchenverband VCI seine Umsatzerwartungen leicht nach oben. Sorgen bereitet allerdings der Standort Deutschland. "Es ist noch nicht so, dass uns die Hütte brennt", sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Es sei aber nicht mehr viel Raum und Spiel vorhanden, der Handlungsbedarf sei hoch. Den Chemieunternehmen machten hierzulande vor allem die hohen Stromkosten zu schaffen. Vor allem der Mittelstand könne diese Belastungen gerade noch so schultern.

Kein Anlass für Freudensprünge.

Kein Anlass für Freudensprünge.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für dieses Jahr erwartet der VCI einen Anstieg des Branchenumsatzes um 1,5 Prozent auf 185,7 Milliarden Euro. Anfang Dezember hatte der Verband für 2017 noch ein Umsatzplus von einem Prozent prognostiziert. Seitdem hat sich der Preis für die richtungweisende Ölsorte Brent aus der Nordsee aber um knapp zehn Prozent auf derzeit gut 55 Dollar je Barrel (159 Liter) verteuert. Die Preise für Chemikalien und Pharmazeutika würden sich daher um ein (bislang 0,5) Prozent verteuern. Die Produktion werde aber unverändert nur um 0,5 Prozent steigen.

"Die aktuellen guten Börsennotierungen zeigen, dass die globale Chemiekonjunktur uns keine Sorgen machen muss", sagte Tillmann. Doch der VCI berücksichtigt in seiner Analyse nur, was von deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen sowie den Töchtern ausländischer Firmen in Deutschland produziert und verkauft sowie von dort in andere Länder exportiert wird.

Und das gibt keinen großen Anlass für Freudensprünge: "Seit nunmehr fünf Jahren verweilt das Wachstum der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland nahe der Nulllinie", sagte Tillmann. Die Zuwächse in der Chemieproduktion seien in den vergangenen Jahren alleine dem Pharmageschäft zu verdanken gewesen und das werde auch in diesem Jahr so bleiben.

Basischemie leidet unter hohen Rohstoffkosten

Der Chemiestandort Deutschland hat nach Einschätzung des VCI vor allem ein Problem mit der Wettbewerbsfähigkeit. Das betreffe vor allem die Basischemie, die ein wichtiger Lieferant von chemischen Grundstoffen für die Produktion von Spezialchemikalien ist. Sie leide unter den im internationalen Vergleich hohen Rohstoffkosten und Konkurrenz aus den Schwellenländern, den USA und dem mittleren Osten, wo neue Anlagen entstanden seien, die nahe an den Öl- und Gasquellen liegen. Der VCI forderte deshalb von der Politik vor allem eine weitere Entlastung bei den Energiekosten und eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Tillmann geht davon aus, dass sich das verhaltene Branchenwachstum in Deutschland auch 2017 nicht beschleunigen wird. "Wir leben in unruhigen Zeiten. Zahlreiche politische und wirtschaftliche Risiken gefährden das Wirtschaftswachstum." Dazu gehören etwa das Brexit-Votum in Großbritannien und möglicherweise anti-europäische Wahlergebnisse in den Niederlanden und in Frankreich. In den USA könnte die Chemieindustrie dagegen von einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums durch die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Steuersenkungen und höheren öffentlichen Investitionen profitieren. Noch gebe es aber keine Auswirkungen auf Umsätze und Investitionen der Chemieunternehmen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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