Wirtschaft

Auswirkungen in Deutschland Brexit könnte Tausende Auto-Jobs kosten

Bei einem harten Brexit dürfte der Absatz deutscher Autos in Großbritannien - hier Modelle von Volkswagen - zurückgehen.

Bei einem harten Brexit dürfte der Absatz deutscher Autos in Großbritannien - hier Modelle von Volkswagen - zurückgehen.

(Foto: picture alliance / Andy Rain/epa)

Beim Brexit gibt es keine Gewinner. Einer Studie zufolge könnte der britische EU-Austritt vor allem die deutschen Autobauer treffen. Tausende Jobs stünden dann auf der Kippe. Einer anderen Branche bieten sich dagegen Chancen.

Nach dem EU-Austritt Großbritanniens droht einer Studie zufolge der Wegfall Tausender Arbeitsplätze in Deutschlands Autobranche. Europas Autohersteller müssten bei einem harten Brexit - also einem britischen Abgang auch aus Europas Binnenmarkt - mit Absatzeinbußen von bis zu 20 Prozent rechnen, heißt es in der Untersuchung des Beratungsunternehmens Deloitte. So heftig waren die Einbußen zuletzt in der Finanzkrise 2009.

Großbritannien ist als Absatzmarkt sehr wichtig für die heimischen Hersteller, jedes fünfte aus Deutschland exportierte Auto geht in das Vereinigte Königreich. 2016 wurden dort 950.000 Autos aus Deutschland neu zugelassen. Den Angaben zufolge hängen hierzulande 60.000 Auto-Jobs an diesen Ausfuhren. 18.000 davon wären nach einem harten Brexit in Gefahr, so die Autoren.

Grund für den drohenden Rückschlag wäre demnach ein Kursverfall des britischen Pfunds, wodurch sich die in Deutschland hergestellten Autos im Vereinigten Königreich um etwa ein Fünftel verteuern und die Nachfrage sinken würde. Auch Zölle würden die Kostensteigerung verschärfen. In Deutschland hergestellte Autos dürften der Studie zufolge in Großbritannien nach einem harten Brexit um 21 Prozent teurer werden.

Hersteller aus Kontinentaleuropa wären die großen Verlierer, heißt es in der Studie weiter. Große Gewinner gäbe es nicht: Firmen aus Großbritannien und aus Staaten außerhalb der EU dürften zwar kurzfristig Absatzanteile hinzugewinnen, doch auch sie müssten mit höheren Produktionskosten rechnen. Sie beziehen viele Fahrzeugteile von Zulieferern aus der EU - und diese Teile würden ja ebenfalls teurer.

Standort-Chancen im Finanzsektor

Allerdings sieht die Bundesregierung durch den Brexit auch neue Chancen für den Standort Deutschland. "Da die zukünftigen Beziehungen zum Vereinigten Königreich noch unklar sind und dadurch der Marktzugang Londons nicht gesichert ist, stellt sich die Standortfrage für viele Finanzdienstleistungsunternehmen bereits jetzt", heißt es im Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums.

"Deutschland bietet sich hier als stabiler und attraktiver Standort an." Frankfurt am Main sei einer der führenden Finanzplätze Europas und attraktiv für Finanzunternehmen und Aufsichtsbehörden. Für die Stadt sprächen etwa die Nähe zur Europäischen Zentralbank und zu deren Bankenaufsicht. Es sei daher selbstverständlich, dass sich das Bundesland Hessen und die Bundesregierung für die Verlegung der Behörde nach Frankfurt einsetzten.

"Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die EU zu verlassen, ist bedauerlich", erklärte Finanzstaatssekretär Thomas Steffen. Die anderen 27 EU-Mitglieder seien aber entschlossen, vereint zu bleiben und die künftigen Beziehungen auf eine neue gemeinsame Grundlage zu stellen. Neben Finanzdienstleistern sieht das Ministerium auch gute Chancen im Bildungsbereich, da viele britische Universitäten über Dependancen in anderen Mitgliedstaaten nachdächten, um weiter von EU-Forschungsprogrammen profitieren zu können und für europäische Studenten attraktiv zu bleiben.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts

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