Wirtschaft

Größtes Minus seit Finanzkrise "Börsenjahr war eine einzige Enttäuschung"

Wegen zu vieler schlechter Nachrichten und ungelöster Konflikte ging es am deutschen Aktienmarkt in diesem Jahr bergab.

Wegen zu vieler schlechter Nachrichten und ungelöster Konflikte ging es am deutschen Aktienmarkt in diesem Jahr bergab.

(Foto: imago/ecomedia/robert fishman)

Für den deutschen Leitindex Dax ging es in diesem Jahr um fast ein Fünftel hinab. Und alles, was den Handel belastete, steht auch im neuen Jahr auf der Agenda. Dennoch rechnen etliche Experten mit einer Erholung.

Ausverkauf an den deutschen Börsen nach sechs fetten Jahren: Internationale Handelskonflikte, Konjunktursorgen und Angst vor steigenden Zinsen haben den Anlegern 2018 gründlich die Laune verhagelt. Sie erlebten das verlustreichste Jahr seit der internationalen Finanzkrise 2008. Der deutsche Leitindex Dax verlor insgesamt mehr als 18 Prozent und beendete das Jahr bei 10.559 Punkten. Dass es am letzten Handelstag um 1,7 Prozent hinauf ging, dürfte Anleger kaum versöhnen. "Für Aktienanleger war das Jahr 2018 eine einzige Enttäuschung", bilanziert die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Noch am 23. Januar hatte der Dax mit 13.597 Punkten ein Allzeithoch markiert.

Nach sechs Gewinnjahren in Folge schnitt der Dax im internationalen Vergleich schlechter ab als die andere bedeutenden Börsenindizes. So verzeichnete beispielsweise der Nikkei-Index in Japan ein Minus von zwölf Prozent. Und die Perspektiven für das kommende Jahr sind auf den ersten Blick ebenfalls nicht rosig.

Konflikte bleiben - Zentralbankgeld wird knapper

Nach wie vor ungelöst ist trotz Entspannungssignalen der von US-Präsident Donald Trump angeheizte Handelskonflikt zwischen den USA und China. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union ist nicht endgültig vom Tisch. Zudem droht ein ungeordneter Brexit - ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU ohne Abkommen. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist das alles Gift.

Bei Laune gehalten werden die Aktienmärkte seit Jahren durch die Geldschwemme und Niedrigzinsen großer Notenbanken. Schließlich musste in der Zinsflaute das viele Geld irgendwo hin. Sie setzten daher verstärkt auf Aktien, das trieb die Kurse nach oben. Doch allmählich versiegt die Geldflut. Die US-Notenbank Fed strafft die geldpolitischen Zügel seit geraumer Zeit und hebt die Leitzinsen in Etappen an. Die letzte Erhöhung kurz vor Jahresende sorgte für einen regelrechten Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten. Investoren befürchten, dass steigende Zinsen die Konjunkturentwicklung deutlich dämpfen könnten. Zugleich machen höhere Zinsen die Anleihen von Staaten und Unternehmen im Vergleich mit Aktien tendenziell attraktiver.

Auch Europas Währungshüter steuern allmählich zurück in die geldpolitische Normalität. Im neuen Jahr will die Europäische Zentralbank (EZB) keine frische Milliarden mehr in Anleihen stecken. Ein rasches Ende der Geldflut im Euroraum ist damit allerdings nicht in Sicht. Gelder aus auslaufenden Papieren will die Notenbank wieder investieren. Eine erste Zinserhöhung wird frühestens im Herbst 2019 erwartet.

Wohin geht es 2019?

Zudem haben sich die Aussichten für die globale Wirtschaft eingetrübt. "Die Weltwirtschaft wächst zwar auch nächstes Jahr, aber wir befinden uns in einer späten Zyklusphase", analysierte Jens Wilhelm, Vorstand bei der Fondsgesellschaft Union Investment. Die USA, die Leitökonomie der Weltwirtschaft, erlebten den zweitlängsten Aufschwung der vergangenen 70 Jahre. Eine wirtschaftliche Verlangsamung sei damit wahrscheinlicher, was sich auf die Stimmung an den Kapitalmärkten auswirken dürfte.

Anleger müssen sich nach Einschätzung von Börsenexperten auf eine Berg- und Talfahrt einstellen. "Zwar wird es in den nächsten Monaten immer wieder zu stärkeren Schwankungen kommen, doch insgesamt werden die Aktienmärkte auf einen holprigen Aufwärtspfad einschwenken", zeigte sich Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ Bank jüngst zuversichtlich. Experte Ulrich Stephan von der Deutschen Bank sieht ebenfalls Chancen für steigende Kurse, auch weil die Unternehmen weiterhin mit robusten Gewinnen rechneten. Skeptischer sind die LBBW-Experten. Sie sehen vor allem Risiken bei US-Aktien, die inzwischen als vergleichsweise teuer gelten.

Trotz der Turbulenzen an den Aktienmärkten wagten in diesem Jahr 18 Unternehmen in Deutschland den Gang aufs Parkett. Darunter waren internationale Schwergewichte wie Siemens Healthineers und Knorr-Bremse. Das Emissionsvolumen der Börsengänge in Deutschland belief sich nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC auf mehr als zehn Milliarden Euro. Es war der höchste Wert seit der Jahrtausendwende. Ob es 2019 so weitergeht, ist fraglich. Der Ausblick "war selten so von Unsicherheiten geprägt wie aktuell", meint PwC-Expertin Nadja Picard.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts

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