Wirtschaft

Kodak bekommt Kryptowährung Berliner Startup erlebt Hype und Häme

Wirbel um den KodakCoin: Viele Kritiker machten sich nicht die Mühe, sich das Geschäftsmodell hinter der neuen Kryptowährung anzuschauen, klagt Gründer Jan Denecke.

Wirbel um den KodakCoin: Viele Kritiker machten sich nicht die Mühe, sich das Geschäftsmodell hinter der neuen Kryptowährung anzuschauen, klagt Gründer Jan Denecke.

(Foto: REUTERS)

Neue Kryptowährungen schießen wie Pilze aus dem Boden. Mit dem KodakCoin macht ein Berliner Startup weltweit Schlagzeilen. Doch der Hype um die Digitalwährungen ist für Gründer mit einem seriösen Geschäftsmodell ein zweischneidiges Schwert.

Weltweit sind die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse voll, als Jan Denecke und seine Firma Wenn Digital ihr neues Geschäftsmodell erstmals öffentlich vorstellen. Obwohl das Unternehmen gar nicht börsennotiert ist, löst die Nachricht eine Kursexplosion aus: Der Wert der Aktien des Fotografie-Dinosauriers Kodak steigt auf einen Schlag auf mehr als das Doppelte. Denn der US-Konzern steuert den Markennamen für Deneckes Projekt KodakOne bei: Eine Blockchain für die Verwaltung von Foto-Rechten mit einer Kryptowährung namens KodakCoin.

Beobachter wittern eine Wirtschaftssensation: Kodak, das 1888 gegründete, von der Digitalisierung längst abgehängte Urgestein der Fotobranche springt auf den Kryptozug auf. Das bringt Denecke und seiner Firma nicht nur viel Aufmerksamkeit, die er für sein ICO, die Ausgabe der neuen Kryptowährung, braucht, sondern auch ganz viel Häme. "Das hat mich schon geärgert, dass viele sich über uns mokiert haben, ohne sich die Mühe zu machen, unser Geschäftsmodell überhaupt anzuschauen", sagt Denecke im Gespräch mit n-tv.de. "Viele Medien und Kommentatoren haben uns fälschlicherweise in dieselbe Ecke mit unseriösen ICOs ohne Geschäftsmodell gestellt."

Für Denecke ist der gegenwärtige Kryptowährungshype Fluch und Segen zugleich beim Werben um Investoren. "Es gibt ja tatsächlich im Moment viele unseriöse Leute, die die Schlagworte Blockchain oder Bitcoin benutzen, um schnelle Gewinne einzustreichen." Das mache es denen schwer, die Blockchain nicht nur als ein "Buzz-Word" nutzen wollten, um kurzfristig einen Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Es drohe in Vergessenheit zu geraten, dass die Blockchain eine Technologie sei, "die wunderbare Geschäftsmodelle ermöglicht".

Mit seinem Blockchain-Geschäftsmodell will Denecke nicht weniger als das globale Geschäft mit Fotorechten revolutionieren. Derzeit vermittelten beispielsweise zwischen einem Fotografen in Deutschland und einer Zeitung in Japan, die eines seiner Bilder nutzen wolle, mehrere Agenturen auf jeweils lokaler und globaler Ebene, erläutert Denecke. "Bis da eine Honorarzahlung auf dem Konto des Fotografen eingeht, kann es Monate dauern - wenn das Geld überhaupt ankommt."

ICO soll 30 Millionen Dollar bringen

Mit der Blockchain - vereinfacht gesagt einem dezentralen Register - könne dieser Prozess weitgehend automatisiert und beschleunigt werden, sagt Denecke. Die Blockchain halte alle Übertragungen von Rechten fälschungssicher fest und beuge damit Missverständnissen und langwierigen Rechtsstreitigkeiten vor. Der KodakCoin werde zudem eine schnelle weltweite Abrechnung ohne teure Überweisungs- und Umrechnungsgebühren ermöglichen, verspricht Denecke.

15 Jahre hat Denecke als Anwalt für Urheberrecht gearbeitet. 2016 gründete er in Berlin das Startup Ryde, das inzwischen mehrheitlich zur Tochter der Wenn Digital wurde. Kodak, der Namensgeber der Plattform, hält eine kleine Minderheitsbeteiligung. Bisher verdient die Firma damit Geld, dass sie Urheberrechtsverstöße im Internet aufdeckt und, statt die Nutzer mit Abmahnungen zu überziehen, versucht, sie als reguläre, zahlende Kunden zu gewinnen.

Seit Monaten arbeitet ein Team, nicht nur von Informatikern und Kryptologen, sondern vor allem auch von Finanzexperten und Juristen an dem neuen Geschäftsmodell. Die aus Blockchain und Kryptowährung bestehende Plattform aufzubauen, sei eine "riesige Herausforderung", erzählt Denecke. Aber mindestens genauso aufwendig sei es, den ICO, den Start des KodakCoin vorzubereiten. Man habe sich für einen von den US-Finanzbehörden kontrollierten ICO entschieden. Das bringt zwar viele Einschränkungen gegenüber unregulierten ICO mit sich, von denen es derzeit unzählige gibt. "Aber es bringt den Investoren und uns langfristige Rechtssicherheit", sagt Denecke, der damit rechnet, dass viele der derzeit wie Pilze aus dem Boden schießenden Kryptowährungen über kurz oder lang von den Behörden verboten werden.  

In wenigen Wochen soll die erste, ausschließlich akkreditierten Profi-Investoren vorbehaltene Phase des ICO abgeschlossen sein, von der sich Denecke Einnahmen von bis zu 30 Millionen Dollar verspricht. Bis der KodakCoin handelbar ist, wird es noch ein paar Monate dauern. Ende dieses Jahres soll die Testphase der Blockhain mit ersten ausgewählten Partnern beginnen. Anfang 2019 soll die Plattform endgültig an den Start gehen. Dann wird sich zeigen, ob der KodakCoin tatsächlich wie erhofft, "die künftige Währung der Bildwirtschaft" wird.

Quelle: ntv.de

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