Wirtschaft

Dritter Glyphosat-Prozess Bayer zu Milliarden-Zahlung verdonnert

Die Bayer-Hauptversammlung hat verdeutlicht: Bei dem Dax-Konzern ist Feuer unterm Dach. Der Grund dafür liegt in den USA, heißt Monsanto und könnte sich als Milliardengrab herausstellen, denn auch aus dem dritten Glyphosat-Prozess geht Bayer als Verlierer hervor.

Bayer hat in den USA auch den dritten Prozess wegen des Unkrautvernichters Glyphosat verloren. Die Geschworenen des Gerichts im kalifornischen Oakland urteilten, dass der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz an die Kläger zahlen müsse.

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Das Verfahren angestrebt hatte das Ehepaar Alva und Alberta Pilliod, die beide über 70 Jahre alt und an Lymphdrüsenkrebs erkrankt sind. Sie machen dafür die jahrzehntelange Verwendung des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup verantwortlich. Ihre Anwälte hatten über eine Milliarde Dollar Strafschadenersatz gefordert. Bayer kündigte an, gegen die Entscheidung der Jury Rechtsmittel einzulegen.

Experten rechnen mit milliardenschwerem Vergleich

In den USA sieht sich Bayer inzwischen mit etwa 13.400 Klägern wegen des von Monsanto entwickelten Herbizids konfrontiert. In zwei Fällen wurde der Konzern bereits zu Schadenersatzzahlungen von insgesamt knapp 160 Millionen Dollar verurteilt. Bayer hat zwar Berufung eingelegt oder angekündigt, viele Experten gehen aber letzten Endes von einem teuren Vergleich aus. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist mit dem jüngsten Urteil weiter gestiegen.

Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass Zulassungsbehörden weltweit das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten. Erst kürzlich hatte die US-Umweltbehörde EPA ihre Einschätzung bekräftigt, dass Glyphosat nicht krebserregend ist. Die Kläger, die ihre Krebserkrankung auf den Kontakt mit Glyphosat zurückführen, sehen das jedoch anders. Sie berufen sich auf die internationale Krebsforschungsagentur IARC, die den Wirkstoff als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft hatte.

Bayer reagiert gelassen

Bayer teilte mit, der Konzern sei von der Entscheidung der Jury in Oakland enttäuscht. Das Urteil stehe in direktem Widerspruch zur Einschätzung der EPA. Das Urteil habe keinen Einfluss auf zukünftige Verfahren. Jedes Verfahren sei auf der Basis der jeweiligen Umstände und rechtlichen Bedingungen gesondert zu betrachten.

Aktionäre waren auf der Hauptversammlung Ende April wegen der massiven Kursverluste seit der Übernahme von Monsanto und den Rechtsstreitigkeiten hart ins Gericht gegangen mit der Bayer-Führung. Der Vorstand wurde nicht entlastet. Dem Aufsichtsrat wurde das Vertrauen ausgesprochen, wenn auch ungewöhnlich knapp. Trotz des Misstrauensvotums wollen wichtige Investoren dem Management eine zweite Chance geben und warnen vor einem vorzeitigen Wechsel, da sie fürchten, dass sich das Chaos bei Bayer damit nur vergrößern würde.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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