Wirtschaft

Jeff Bezos erhält Springer-Preis Amazon-Mitarbeiter demonstrieren in Berlin

Amazon-Chef Jeff Bezos erhält den Axel Springer Award für sein "visionäres Unternehmertum". Konzern-Mitarbeiter nehmen die Preisverleihung zum Anlass für Proteste in Berlin. Sie fordern mehr Geld und bessere Arbeitbedingungen.

Die Verleihung des Axel Springer Awards an Amazon-Gründer Jeff Bezos in Berlin ist von einer Protestdemonstration begleitet worden. Unterstützt von der neuen SPD-Parteichefin Andrea Nahles und Verdi-Chef Frank Bsirske demonstrierten rund 450 Angestellte des weltgrößten Onlinehändlers vor dem Hauptsitz des Medienhauses Axel Springer gegen die Arbeits- und Tarifpolitik des US-Konzerns. Mitarbeiter aus mehreren Standorten in Deutschland sowie aus Polen und Spanien nahmen an der Aktion teil.

Verdi-Chef Bsirske und SPD-Vorsitzende Nahles nahmen an der Aktion teil.

Verdi-Chef Bsirske und SPD-Vorsitzende Nahles nahmen an der Aktion teil.

(Foto: picture alliance / Britta Peders)

Es sei ein "Hohn und eine Schande", dass so ein Preis an so einen Unternehmer gehe, sagte Nahles. Bezos bekomme den Preis für besonders innovatives Unternehmertum - "dieses zeigt sich vor allem darin, dass er Weltmeister im Steuervermeiden ist."

Bsirske sprach davon, dass der Amazon-Chef die "Arbeitsbeziehungen amerikanisieren" wolle. "Aber wir wollen nicht zurück ins 19. Jahrhundert", sagte Bsirske unter dem Jubel der Anwesenden. Springer wolle den Preis an eine herausragende Persönlichkeit verleihen, aber er gehe nun an eine Person, die einen Konzern führe, der Steuervermeidung betreibe und Profite am Fiskus vorbeiführe.

"Fairer und verantwortungsvoller" Arbeitgeber

Der Tarifkonflikt bei Amazon dauert hierzulande bereits seit 2013 an. Verdi fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird. Die Gewerkschaft kritisiert, Beschäftigte könnten von den Gehältern nicht leben, während Bezos der reichste Mann der Welt sei.

Der US-Konzern, der bundesweit mehr als 12.000 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt, sieht sich selbst als "fairer und verantwortungsvoller" Arbeitgeber. "Wir bezahlen in unseren Logistikzentren am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist, an allen Standorten in Deutschland mindestens 10,52 Euro brutto pro Stunde", erklärte Amazon.

Darüber hinaus geht es zunehmend auch um den hohen Druck, der auf die Mitarbeiter ausgeübt wird. Bezos wies die Vorwürfe bei der Preisverleihung zurück: "Ich bin sehr stolz auf unsere Arbeitsbedingungen. Ich bin sehr stolz auf die Gehälter, die wir zahlen." Ohne Verdi direkt zu nennen, sprach er von Kritikern, die eigene Interessen verfolgten. Von Springer-Chef Mathias Döpfner nach der Kritik der Gewerkschaften befragt, sagte Bezos: "Nein, sie haben in dem Fall nicht recht."

Der Frage nach Attacken von US-Präsident Donald Trump wich Bezos aus.

Der Frage nach Attacken von US-Präsident Donald Trump wich Bezos aus.

(Foto: picture alliance / Daniel Biskup)

"Raumfahrt ist das wichtigste, was ich mache"

Bezos ist Gründer und Chef des weltgrößten Online-Händlers Amazon, aktueller Eigentümer der "Washington Post". Seine Amazon-Beteiligung macht ihn - zumindest auf dem Papier - zum reichsten Mann der Welt mit einem Vermögen von mehr als 120 Milliarden Dollar.

Springer verlieh ihm die Auszeichnung als Würdigung für visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft sowie die konsequente Digitalisierungsstrategie der 140 Jahre alten US-Traditionszeitung.

Bezos betonte, die einzige Verwendung für seinen Reichtum - "den Lottogewinn mit Amazon" - sehe er in Weltraumreisen. "Blue Origin ist teuer genug, um dieses Vermögen aufzubrauchen", sagte er zu Lachern im Publikum. Bezos bekräftigte, dass er dafür jährlich Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar verkaufte - und damit auch fortfahren wolle.

Blue Origin sei "das wichtigste, was ich mache", sagte Bezos bei der Preisverleihung. Er denke, dass die Erschließung des Sonnensystems unter anderem nötig sei, um künftige Energiekrisen zu verhindern. Außerdem werde die Menschheit irgendwann die Schwerindustrie von der Erde wegverlagern.

Großkonzerne sollten überprüft werden

Der Frage nach Attacken von US-Präsident Donald Trump, der Amazon und der ihm kritisch gegenüberstehenden "Washington Post" Steuertricks vorwirft, wich Bezos aus. Zugleich betonte er, dass er die aktuelle grundsätzliche Skepsis gegenüber Internet-Unternehmen verstehe. Die Unternehmen seien inzwischen so groß geworden, dass dies eine stärkere Aufsicht rechtfertige - und die Branche müsse einsehen, "dass das nicht persönlich gemeint ist".

Den undotierten Axel Springer Award erhalten nach Angaben des Unternehmens herausragende Persönlichkeiten, die in besonderer Weise innovativ sind, Märkte schaffen und verändern und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Vorherige Preisträger waren 2016 Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und 2017 der britische Physiker und Informatiker Timothy Berners-Lee, der das World Wide Web erfunden hat.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa/rts/AFP

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