Wirtschaft

US-Notenbank hilft S&P 500 startet Angriff auf Rekordmarke

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(Foto: REUTERS)

Während der Dax noch deutlich unter seinem Rekordhoch tendiert, klettert der S&P 500 wieder nah an seine Bestmarke heran. Knackt er bald den alten Rekord oder reicht der Rückenwind durch Fed-Chefin Janet Yellen nicht aus?

Es war keine Wutrede, aber die Kritiker in den eigenen Reihen wies Janet Yellen zurecht: Bei ihrer jüngsten Rede hat sich die Chefin der US-Notenbank nicht nur sehr zurückhaltend zu weiteren Zinserhöhungen ausgesprochen, sondern vielmehr eine weitere Lockerung der Geldpolitik – sprich eine neue Gelddruckrunde QE und Strafzinsen - ins Spiel gebracht. Zuvor hatten fünf Fed-Gouverneure noch gefordert, die Zinsen aufgrund der steigenden Inflation zu erhöhen.

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Solche Forderungen werden immer wieder geäußert, ungewöhnlich war aber die hohe Zahl an Fürsprechern. Wie dem auch sei, Yellens Aussicht auf eine mögliche neue Geldschwemme verpasste dem Dollar einen Tiefschlag und trieb den S&P 500 kräftig nach oben. Schon nach der Fed-Sitzung Mitte März hatte Yellen den Aktienmarkt beflügelt. Sie hatte angekündigt, dass es in diesem Jahr wohl nur zwei Zinserhöhungen geben werde statt der ursprünglich geplanten vier.

Die US-Notenbank dürfte die nächste Kursrally aber nicht allein zünden können. Die Erholung begann nämlich bereits am 11. Februar – und damit wenige Tage nachdem der Ölpreis anfing, vom Zwölf-Jahres-Tief nach oben zu drehen. "Mit der Rally beim Ölpreis verbessern sich die Perspektiven nicht nur für die amerikanische Wirtschaft, sondern für die Weltwirtschaft insgesamt", so Michael Proffe, Chefanalyst vom Börsendienst Proffes Trend Depot. Seine Begründung: Volkswirtschaften können deutlich mehr Einnahmen aus dem Ölgeschäft generieren und verstärkt andere Güter, wie Autos, nachfragen. "Eine weitere Erholung beim Ölpreis dürfte sich im aktuellen Umfeld daher immer noch positiv auf den Aktienmarkt auswirken", sagte Proffe.

Im Vorfeld der US-Berichtssaison läuft jedoch nicht alles rund. Etliche Konjunkturdaten, wie die Einzelhandelsumsätze oder die Industrieproduktion zeigen, dass sich das Wachstum in den vergangenen Monaten spürbar abgekühlt hat. Das wirkt sich auch auf die Gewinnschätzungen im S&P 500 aus. In den vergangenen 90 Tagen waren die 2016er-Gewinnschätzungen für den S&P 500 deutlich um 5,1 Prozent auf nur mehr 120,6 Indexpunkte eingedampft worden. Damit sagen die Analysten aber immer noch ein Gewinnplus von 2,4 Prozent voraus, nachdem die Erwartungen Ende 2015 noch bei 6,7 Prozent lagen. Sollte sich die US- und die Weltwirtschaft aber weiter abkühlen, und damit den Ölpreis mit nach unten ziehen, dürften die 2016er-Schätzungen für den S&P 500 noch weiter gesenkt werden.

S&P 500 mit Black-out

Das Dramatische ist, dass nicht nur die die Prognosen für den erwartet schwachen Öl-Sektor fallen, sondern auch etliche andere Sektoren unter Druck geraten, wie etwa Bergbau, Industrie, IT oder die Finanzbranche.

Doch die Märkte fokussieren sich derzeit auf die Aussagen von Janet Yellen. Willkommen ist auch der Rückgang des Dollar, weil sich damit die Perspektiven für die US-Exporteure aufhellen.

In wenigen Wochen beginnt die US-Bilanzsaison. Dann wird sich herausstellen, wie die Unternehmen mit dem schwachen Umfeld klar kommen. Bis dahin ist aber noch ein anderer Faktor für den US-Aktienmarkt wichtig. Wenige Wochen vor der Vorstellung der vierteljährlichen Geschäftszahlen, dürfen die Unternehmen keine Aktienrückkäufe tätigen. Diese Phase wird als Black-out-Periode bezeichnet und hat für die meisten Unternehmen aus dem S&P 500 gerade begonnen. Damit fehlt kurzfristig eine bedeutende Käufergruppe am US-Aktienmarkt.

Trotz Rekordnähe könnten die nächsten Wochen für den S&P 500 schwierig werden, auch weil die Bewertung kräftig gestiegen ist: das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 17. Das ist nicht nur angesichts des erwarteten mickrigen Gewinnwachstums ein sehr hoher Wert, sondern auch im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. Er liegt bei lediglich elf bis zwölf, was dem langfristigen Gewinnwachstum der Unternehmen entspricht. Aktuell hängt für den S&P 500 daher vieles am Ölpreis. Seine Entwicklung wird anzeigen, wie es mit der Weltwirtschaft und damit an den Aktienmärkten weitergeht.

Quelle: ntv.de

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