Wirtschaft

Wie steht es um die US-Wirtschaft? Die schöne Fassade bröckelt

Hurra, die Zinswende ist da: Im Dezember war der Jubel noch groß.

Hurra, die Zinswende ist da: Im Dezember war der Jubel noch groß.

(Foto: REUTERS)

Mit der Zinswende will US-Notenbankchefin Yellen Investoren signalisieren, dass die Wirtschaft stark ist und Zinserhöhungen verkraften kann. Der Kursrutsch am Aktienmarkt sagt aber das Gegenteil aus.

Die Angst vor einer Rezession geht in den USA um. Sie ist ein Grund für die Talfahrt beim S&P 500 in diesem Jahr. Zuletzt bestätigten die US-Arbeitsmarktdaten das wirtschaftliche Unbehagen. Im Januar wurden lediglich 151.000 Jobs geschaffen und damit viel weniger als Volkswirte vorhergesagt hatten. Damit schlägt sich die Konjunkturabkühlung allmählich am Arbeitsmarkt nieder.

Andere Bereiche der US-Wirtschaft, etwa die Industrie stecken bereits in der Rezession. So lag die Industrieproduktion im Dezember um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das ist der größte Rückgang seit Mai 2008. Ein derart starkes Minus hat es außerhalb von Zeiten, in denen die gesamte US-Wirtschaft in der Rezession war, noch nie gegeben. Für zusätzlichen Gegenwind sorgt der starke Dollar.

Die US-Wirtschaft leidet zudem stark unter dem Verfall der Ölpreise. Da die Öl-Industrie kräftig Mitarbeiter abbaut und die Investitionen kürzt, belastet das anhängende Sektoren, wie den Auto- und Hausbausektor, enorm. Das Problem ist, dass die Industriebranche - in Zeiten der Rezession - innerhalb nur weniger Monate den viel größeren Dienstleistungssektor häufig mit nach unten gezogen hat.

Ramschanleihen infizieren Anleihemarkt

Die schwache Ölbranche hat bereits den Markt für Ramschanleihen angesteckt, denn viele Öl-Unternehmen haben zur Finanzierung Unternehmensanleihen begeben und die geraten bei dem Ölpreis heftig unter Druck. Die Zinsen für Ramschanleihen sind zuletzt auf 9,5 Prozent nach oben geschossen, nachdem sie im Frühjahr 2015 noch bei sechs Prozent lagen.

Wenn die mit Billionen von Dollar hoch verschuldeten Unternehmen aber keine neuen Kredite mehr bekommen, bremst das die gesamte Wirtschaft enorm ab. Das bekommt auch der Markt für Anleihen mit besserer Bonität, sogenannte Investment Grade-Anleihen, zu spüren. Die Zinsen dieser Anleihen sind deutlich auf etwa 4,5 Prozent geklettert. Immerhin gibt es auch Lichtblicke. "Die Einzelhandelsumsätze fielen im Januar stärker als erwartet aus und auch die Zahlen aus dem Dezember wurden nach oben geschraubt", erklärt Michael Proffe, Chefanalyst vom Börsendienst Proffes Trend Depot. "Gute Wirtschaftsdaten können noch positiv überraschen, weil viele negative Wirtschaftsnachrichten sich bereits in den Aktienkursen widerspiegeln", so Proffe weiter.

Fed hat schweren Fehler gemacht

Allerdings befürchten zahlreiche Anleger, dass die Wirtschaft bereits in eine Rezession abgerutscht ist. Sie flüchten deshalb in Staatsanleihen. Die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sind auf nur mehr 1,75 Prozent implodiert, womit das Rekordtief von Mitte 2012 bei knapp 1,5 Prozent rapide näher rückt.

Gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit, gemessen an den Futures auf die US-Leitzinsen, dass es in diesem Jahr zu der von der Fed angekündigten Zinserhöhungen kommt. "Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank stellt sich nun als folgenschwerer Fehler heraus", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. "Statt die Märkte zu beruhigen, hat die Fed einen Orkan ausgelöst, der die Märkte nun in einen immer festeren Klammergriff nimmt."

Sollten daher die besser als erwarteten Einzelhandelsumsätze nur ein Strohfeuer gewesen sein und die US-Wirtschaft künftig wieder schwächeln, dürfte die Talfahrt beim S&P 500 weitergehen. Eine nachhaltige Stabilisierung an den Börsen kann vermutlich nur erreicht werden, wenn die Fed schnell umschwenkt, Zinserhöhungen auf Eis legt und ein neues Gelddruckprogramm QE4 sowie Strafzinsen ankündigt.

Quelle: ntv.de

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